Invasio
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WEer bin ich? Und wie viele? – Am Anfang steht nur ein Name: Abulkasem. Man weiß nicht viel über ihn, doch er wird bleiben, wachsen und die Welt beherrschen. Seine Geschichte beginnt in Europa, wo man seinen Namen aufgeschnappt und übermittelt hat. Abulkasem verändert sich, so oft er ausgesprochen wird und wandert wie ein Virus um die Welt. Er wird Angst, Schmerz, Freude und Begehren auslösen. Man sieht in ihm das Ungeheuerliche, das Fremde, aber auch die Liebe oder gar die Wunschbiografie. Jeder glaubt ihn zu kennen, aber niemand hat ihn je gesehen. Um ihn bilden sich Legenden und Mythen. Für die westliche Welt ist er ein Terrorist, für die arabische ein Verräter. Auch eine Forschergruppe jagt hinter ihm her, um zu begreifen, was sich hinter all den Widersprüchen und Differenzen versteckt.
Jonas Hassen Khemiri, Sohn einer schwedischen Mutter und eines tunesischen Vaters, erzählt in seinem Stück von der kulturellen und sprachlichen Identität. Von dem, was Substanz und Ursprung aller Realität ausmacht. Wie eine Invasion ergießt sich die Vielfältigkeit und Möglichkeit der eigenen Identität über die Spieler in ihrer Suche nach Zugehörigkeit und Sicherheit.
Premiere 3. Dezember 2009, Thalia Gauß (Garage)
„Die rasanten Szenen über vier Jugendliche inszenierte Regisseur Antú Romero Nunes in der Garage des Thalia in der Gaußstraße klar und komisch als Versuchsanordnung über Fremdenangst und interkulturelle Identitäten. Am Anfang steht der Name"Abulkasem". Niemand kennt ihn, doch in der Fantasie der Viererbande nimmt er vielerlei Gestalt an. Er macht den schüchternen Inder (Thomas Niehaus) zum "krassen Oberanbaggerer", lässt die Studentin (Cathérine Seifert) schon als Starregisseurin triumphieren. In einer "Forschergruppe" suchen sie den wahren Abulkasem und konstruieren aus dem "Phantom" einen Terroristen. Der Jungenspaß mutiert zum Staatssicherheitsproblem. Nunes und die fabelhaften Spieler jonglieren ironisch mit dem Text, ohne ihm die kritische Stoßkraft zu nehmen. Konturscharf skizzieren sie die Typen, lassen die Komiknummern über "Kanaken-Klischees" in den Ernst kippen. Der Apfelpflücker (Rafael Stachowiak) führt die Vorurteile über Immigranten sanft ad absurdum. Schauspieler Mirco Kreibich bricht dann aus der Garage aus. Draußen auf dem Parkplatz beginnt er seinen Monolog, kommt näher und steigert ihn beklemmend. Großartig! Mit wenigen Mitteln - Glitzerkugel, Lichtwechsel, Windmaschine - setzten die vier Zeichen, zeigen eindringlich und humorvoll: Das uns Fremde wird rasch zur Projektion der eigenen Ängste missbraucht.“ - Hamburger Abendblatt
9. und 19. Mai 2012
Théâtre de l'Europe Paris, Frankreich
10. und 11. Dezember 2011
Festival Reims Scènes d'Europe
La Comédie de Reims, Reims, Frankreich