Iphigen
ia
Ewelina Marciniak
Mirek Kaczmarek
Julia Kornacka
Jan Duszyński
Dominika Knapik
Paulus Vogt
Alek Niemiro
Rosa Thormeyer (Iphigenia)
Oda Thormeyer (Iphigenia)
Christiane von Poelnitz (Klytaimestra)
Sebastian Zimmler (Agamemnon / Toas)
Jirka Zett (Achill / Orestes)
Lisa-Maria Sommerfeld (Helena)
Stefan Stern (Menelaos)
Anton Pirx Dvořák, Karl Friedrich Dvořák (Orestes, alternierend)
Wer ist Iphigenie heute, eine im Mythos verwurzelte Figur, die uns in so vielen Vexierbildern aus verschiedensten Jahrhunderten entgegenkommt?
Kann sie sich emanzipieren vom Blick ihrer Autoren?
Bei Euripides, im 4. Jahrhundert vor Christus, ist Iphigenie das perfekte Opfer. Böse getäuscht vom Vater Agamemnon wird sie nicht mit dem Held Achill verheiratet, sondern willigt in ihre eigene Opferung ein – damit der große Krieg gegen Troja beginnen kann. In letzter Minute durch eine Göttin von der Schlachtbank gerettet, muss sie lange Jahre fern der Heimat im Land der Tauren als Priesterin dienen. Von dort schickt Johann Wolfgang von Goethe sie 1779 als Frau in den Kampf um Humanität. Dass sie sich und ihren Bruder Orest retten kann, verdankt sie bei Goethe nicht nur der Überzeugungskraft des deutschen Idealismus, sondern auch den Gefühlen, die sie beim König der Tauren weckt.
„Kommt mal klar mit euren Narrativen", fordert Johanna von Orleans in Ewelina Marciniaks Inszenierung bei den Schillertagen 2021. Frauenfiguren haben in der Literatur schließlich lange genug nur geliebt und gelitten. Mit der Aufspaltung ihrer Iphigenia in ein junges und ein sich erinnerndes älteres Selbst und der Verortung der Geschichte in einem modernen Familien-Kosmos versucht Ewelina Marciniak in ihrer dritten Arbeit für das Thalia Theater eine weitere Standortbestimmung in der Gegenwart.
„In unserer Deutung des Mythos opfert Agamemnon seine Tochter ganz bewusst. Für den Agamemnon des Euripides stehen Staat, Militär, Volk auf dem Spiel – für seine zeitgenössische Entsprechung: Reputation, Karriere, Ansehen. Iphigenia erlebt ihren geliebten Vater als einen, der sie allein lässt, weil er fürchtet, sonst keinen Erfolg zu haben. So zerbricht Iphigenia in zwei Teile.“ Joanna Bednarczyk
Koproduktion mit den Salzburger Festspielen 2022
Voraufführung 16. Juni 2022, Thalia Theater
Uraufführung 22. september 2022, thalia theater