Iphigen
ia
Ewelina Marciniak
Mirek Kaczmarek
Julia Kornacka
Jan Duszyński
Dominika Knapik
Paulus Vogt
Alek Niemiro
Rosa Thormeyer (Iphigenia)
Oda Thormeyer (Iphigenia)
Christiane von Poelnitz (Klytaimestra)
Sebastian Zimmler (Agamemnon / Toas)
Jirka Zett (Achill / Orestes)
Lisa-Maria Sommerfeld (Helena)
Stefan Stern (Menelaos)
Anton Pirx Dvořák, Karl Friedrich Dvořák (Orestes, alternierend)
Durch die Zeiten hinweg ist Iphigenia Projektionsfläche: Bei Euripides rettet eine Frau den Vater – und das ganze griechische Volk –, indem sie sich selbst für gute Winde opfert. Die Göttin Artemis bewahrt sie vor dem Tod, schickt sie dafür aber nach Tauris, wo Johan Wolfgang von Goethe aus ihr eine nachsichtige Humanistin macht. Dass sie sich und ihren Bruder Orestes retten kann, verdankt sie nicht nur der Überzeu¬gungskraft des deutschen Idealismus, sondern auch den Gefühlen, die sie bei Thoas, dem König der Taurer, weckt.
Wer ist die junge Frau hinter dem Mythos, hinter der kollektiven Erzählung der Geopferten? Wie geht Selbstermächtigung in Strukturen, die genau diese Erzählungen stützen? Autorin Joanna Bednarczyk und Regisseurin Ewelina Marciniak knüpfen mit ihrer modernen „Iphigenia“ an aktuelle Diskurse an: Im Zentrum steht ein jahrelang verschwiegener Missbrauch des Onkels Menelaos an seiner Nichte. Iphigenia wird zum Opfer sexueller Gewalt — und von ihrem Vater Agamemnon nochmal für Ruf und Karriere geopfert. Sie verliert jedes Gefühl für Sinn und opfert am Ende nicht nur die eigene Zukunft als erfolgreiche Pianisten, sondern auch ihre Liebe zu Achilles. (Macht-)Missbrauch und Verrat spalten Iphigenia in ein gegenwärtiges Ich und ein „erwachsen gewordenes“ Alter Ego, das mit einer emanzipierten Perspektive auf das Geschehen blickt - gespielt von Mutter und Tochter Oda Thormeyer und Rosa Thormeyer.
Anstatt sich zwischen den Interessen anderer (Männer) zu verlieren, befreit sich Iphigenia von Erwartungshaltungen und Zuschreibungen, besinnt sich radikal auf sich selbst und handelt.
Koproduktion mit den Salzburger Festspielen 2022
Dauer 2:30h, keine Pause
Uraufführung 22. september 2022, thalia theater
Pressestimmen zur Premiere bei den Salzburger Festspielen am 18. August 2022
„(...) ein großes Nachdenkstück ebenso wie ein gelungener Theaterabend, bei dem alle Register gezogen wurden.“ - Gerald Heidegger, ORF.at, 19.8.2022
„Wortreich faltet das großartige Ensemble des Thalia Theaters das psychologische Familiendrama um Gewalt, Macht, ihren Missbrauch und das Opfer auf, schildern das Dilemma, festzustecken mit Menschen, die einem wohlgesonnen sein sollten und die, so Menelaos, „immer wieder moralisch handeln müssen“. - Christiane Lutz, Süddeutsche Zeitung, 21.08. 2022
„Mit dem hochkarätigen Ensemble des Hamburger Thalia Theaters gelingt Ewelina Marciniak zum Ende der Salzburger Festspiele auf der Perner-Insel in Hallein eine dichte Inszenierung, die eine der Grundfragen des Menschseins von der Antike über die Klassik bis hin zur Relevanz der Gegenwart überprüft: Wie weit gehen Selbstbetrug und Verrat, wenn die eigene Karriere auf dem Spiel steht?“ - Julia Danielczyk, Salzburger Nachrichten 19.8.2022