Nach der Probe

Nach
der Prob
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Von Ingmar Bergmann / Regie Luk Perceval

Nach einer Theaterprobe bleibt der Regisseur Henrik Vogler, der die Mitte seines Lebens längst hinter sich gelassen hat, auf der Bühne zurück, um nachzudenken. Er wird von der jungen Schauspielerin Anna gestört, die ihn zu einem Streitgespräch provoziert, in dem sie den Hass auf ihre Mutter offenbart, die ebenfalls Schauspielerin und einst die Geliebte Voglers war. Plötzlich taucht ein Gespenst aus der Vergangenheit auf, die alkoholabhängige Schauspielerin Rakel, mit der Vogler früher eine Liebesbeziehung verband und die sich nun noch einmal um ihn bemüht. Diese Begegnung scheint ein Tagtraum zu sein und wirkt doch gleichzeitig völlig real. Die Gespräche mit den beiden Frauen drehen sich vordergründig um Liebe, Freundschaft und das Theater und sind doch zugleich eine Abrechnung mit dem Gegenüber. Ingmar Bergman kam zur Kunst, weil er vor dem Leben floh. Der Sohn eines lutherischen Pfarrers aus Uppsala entzog sich der strengen Erziehung seines Elternhauses, brach den Kontakt zum Vater ab und begann ein Studium der Literatur- und Kunstgeschichte. „Wer in einem Pfarrhaus aufgewachsen ist“, sagte er einmal, „beginnt früh, sich einen Blick hinter die Fassade von Leben und Tod zu verschaffen.“ Es war seine Kindheit samt seiner Nachtgespenster, an der er sich in seinem Werk abarbeitete. An zerrütteten Beziehungen und unmöglicher Liebe. Mit seinem psychologischen Realismus und akribischen Beschreibungen menschlicher Beziehungen, die geprägt sind von Schuld und Scham, schuf Ingmar Bergman Zeugnisse der menschlichen Seele. Er gilt als einer der einflussreichsten Künstler des 20. Jahrhunderts. Er war Filmregisseur, Theaterintendant und ein international gefragter Theaterregisseur. 2007 starb Bergman mit 89 Jahren auf der Ostseeinsel Fårö. Mit seinem Kammerspiel „Nach der Probe“, das er 1983 auch verfilmt hat, schafft er ein berührendes Werk über das Altern eines Künstlers, den Tod und die Liebe und wirft gleichzeitig einen Blick hinter die Kulissen des Theaters.

 

In Zusammenarbeit mit dem schauspielhannover und dem Staatsschauspiel Dresden


Deutschsprachige Erstaufführung 9. September 2009, Thalia Theater

PRESSESTIMMEN

„Großer Beifall, Bravorufe, Füßetrampeln. Vor allem für die Schauspieler - wie Regisseur Vogler im Stück sagt: Für das Theater benötigt man nur Schauspieler und Text“ - Hannoversche Allgemeine

 

„ (...) Perceval hat sich diesmal respektvoll zurückgehalten. Außer einem bisschen Kletterei über die Sitze und einer kleinen Ekstase vor der Windmaschine erfreulich wenige Regieeinfälle.“ - Die Welt

 

„Der präzise Realismus, den Perceval hier verfolgt, zeugt von seinem empfindlichen Interesse an Fragen des Theaterbetriebs. Fast zwei Stunden lang spürt er den labilen Grenzen nach, die zwischen Realität und Spiel im Theater gezogen sind. In dem egoistischen und absurd hierarchischen Betrieb, der sich dennoch stets zu einem Ort der Freiheit erklärt, führt diese Inszenierung an den Punkt, da die Manipulation von Menschen nicht mehr der Kunst dient, sondern nur noch dem Eigennutz und zeigt, wie gefährlich dieses Spiel tatsächlich für alle Beteiligten ist.“ - Süddeutsche Zeitung 

 

„(…) hochkonzentriertes Schauspielertheater (...)“ - Süddeutsche Zeitung

 

„Mit dem Darsteller-Trio aber ist der Regisseur allemal auf der sicheren Seite. …Oda Thormeyer geht mit dem Elends- und Untergangs-Solo der verlorenen Mutter wahrhaftig an die Nieren, weil sie (wie so oft) ganz aus sich heraus und an die Grenzen geht. Und Wolf-Dietrich Sprenger endlich wieder in einer besonderen Arbeit zu sehen, ist (speziell für ältere Semester) das pure Vergnügen – weil das neben aktueller Klasse auch erinnert an große Zeiten mit Sprenger in Jürgen Flimms Hamburger Thalia-Ensemble.“ - nachtkritik.de