Rezensi
onen zu
Schöne n
eue Welt

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Kritik schöne neue Welt

 

Alle Gesellschaften unterliegen einer Veränderung, aber es stellt sich die Frage, in welche Richtung sich die Gesellschaft entwickelt. Die Zuspitzung einer möglichen Entwicklung erlebt John (Johannes Hegemann) in der Inszenierung Schöne neue Welt am Thalia Theater, welche Aldous Huxley´s Jahrhundert-Roman auf die Bühne des 21. Jahrhunderts holt.

John, ein intelligenter junger Mann, ist neu in der „Neuen Welt“, ihn hat es dort hingezogen, da sein Zuhause, die sogenannte „Wildnis“, ihm keine Zukunft bietet. Angekommen, wird sein Einbürgerungstest von einer jungen Frau durchgeführt, die ihm die Neue Welt und vor allem deren Sexualmoral vorstellt. Diese Sexualmoral stellt sich als sehr freizügig dar, denn jeder gehört jedem und durch reproduktive Medizin sind Familien scheinbar obsolet geworden.
John stellt die Vorstellungen der Neuen Welt infrage und er verlangt einen Vorgesetzten zu sprechen.

Dieser taucht dann auch auf und wird als Bernard (Stefan Stern) vorgestellt.
Im Verlauf der Gespräche wird John das Kastensystem der Neuen Welt bewusst, er erfährt, dass er ein Alpha+ ist, die höchste aller Kasten. Auch wird ihm offenbart, dass mit seinem Status die Pflicht einen passenden Beruf zu ergreifen einhergeht, er soll die Kultur der „Wildnis“, seiner alten Heimat, in einem Freizeitpark vorstellen.

Während der Arbeit kommt er der Frau, Lenina (Pauline Rénevier) immer näher. Bernard erpresst sie aus Eifersucht mit dieser Beziehung und zwingt die schwangere Lenina zur Abtreibung. Am Ende geht der Park als Teil der Neuen Welt in Flammen auf.

Diese Inszenierung schafft den Spagat, einen Stoff der Moderne in das 21. Jahrhundert zu bringen ohne deren Inhalt zu verwässern. Besonders ist der Zerfall eines Sehnsuchtsortes als Motiv gelungen, genau wie die Doppelzüngigkeit der Eliten in Bezug auf die „Werte“ ihrer Kultur. Auch stimmt die „Chemie“ der Darsteller:innen, die eine unglaubliche Dynamik entwickeln. Zum Schluss bleibt nur die Frage, wie konnte es soweit kommen und warum haben die Menschen der neuen Welt ihre Bedürfnisse nach hinten gestellt? Die Lösung bleibt dem Zuschauer/der Zuschauerin selbst überlassen.

„Schöne neue Welt“ richtet sich an ein Publikum, das sich mit einer negativen Utopie, also Dystopie und der Entwicklung unserer heutigen Gesellschaft auseinandersetzen möchte oder dieses bereits tut. Auch ist diese Inszenierung handwerklich auf einem, selbst für das Thalia Theater, hohen Niveau und setzt wenig Vorkenntnisse voraus, wird aber auch belesenen Zuschauer:innen gerecht.

 

Julius Himstedt, 19 Jahre, STS Blankenese