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urotrash

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Eurotrash von Christian Kracht Regie Stefan Pucher

 

“in girum imus nocte et consumimur igni.” (Virgil)

Wir drehen uns in der Nacht im Kreis und werden vom Feuer verzehrt

Dieser Satz wirkt zentral im Theaterstück "Eurotrash" unter der Regie von Stefan Pucher, nach dem gleichnamigen Roman von Christian Krach am Thalia Theater Hamburg. Das Stück handelt von Christian (Jirka Zett), und dessen dementer alkoholkranker Mutter (Barbara Nüsse), die gemeinsam auf eine letzte Reise durch die Schweiz gehen, um mit ihrer Vergangenheit und der ihrer Nazi Vätern abzuschließen. Zu dieser Vergangenheit zählt auch das schmutzige Geld, welches durch Waffenaktien, Propaganda und die Springerpresse verdient wurde.

Das Bühnenbild besteht aus einem gedeckten Tisch und einem Wendeltreppengerüst. Durch dessen verschiedene Ebenen werden unterschiedliche Macht und Spannungsverhältnisse ausgedrückt. Besonders glänzt das Stück durch seine vielen Referenzen auf die literarische Kunst. So zitiert die Mutter immer wieder französische Autoren, über die sie nur gelesen hat. Ihr Sohn Christian wird mit Daniel Kehlmann verwechselt, er zitiert die altenglische Volkssage „Beowulf“ und Macbeths drei Hexen tauchen in Form indischer Frauen auf.

Zentral zeigt sich außerdem der Komplex des Heim- und Fernwehs, welches durch die Reisen Christians in seinen 20ern und den Wunsch der Mutter nach Afrika zu reisen, als auch die Reise zum Geburtsort Christians ausgedrückt wird. Im Kern wird die Frage aufgeworfen, wie Eltern zu kritisieren sind, und worin unsere Schuld besteht, dabei wirkt die Beziehung zwischen Sohn und Mutter als ein Medium, welches die Konflikte und Wünsche der beiden Figuren in den Fokus rückt. Durch die universelle Thematik ist es fast unmöglich sich nicht von “Eurotrash” angesprochen zu fühlen und das Schauspiel von Barbara Nüsse und Jirka Zett, lässt die Schweizer Alpen und ihre Edelweißpflanzen vor dem inneren Auge aufblühen.

Dieses Stück ist für alle Altersgruppen über 16 eine Empfehlung, auch wenn ein konstruktiver Austausch zwischen den Zuschauenden aufgrund der Komplexität und des Facettenreichtums angebracht ist.

 

Julius Leonel Himstedt, Stadtteilschule Blankenese, Jg 13