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 „Sie schreien - wie Woyzeck - ihre Not heraus. Knopp feuert dabei mit heftig rudernden Armschwüngen die Musiker unter Gerd Besslers Leitung an. Sein Kumpel Andres singt und knipst übermütig das Saallicht aus und an. Jörg Pohl springt als albern lachender dummer Junge im Netz herum. Gafft hilflos schadenfroh, wenn Josef Ostendorfs massiger Tambourmajor Woyzeck auf den Boden niederdrückt. […] Schöne, früher im Schauspielhaus-Ensemble, gelingt eine überraschend kraftvolle Marie: Voll Lebensgier und Selbstbewusstein ist sie. Mit Sex und Wut im Bauch, die sie dem Tambourmajor in die Arme treiben. Der "Mann wie a Baum" bekommt ebenso seine musikalische Solonummer. Im Duett mit Marie röhrt er "Alles geht zur Hölle". Philipp Hochmair lässt die Schizophrenie des moralischen Mörders in Uniform um sich schießend geradezu explodieren. Zum zynisch zündenden "God's away on business" klopft Tilo Werner als glatzköpfig-aasiger Doktor manisch in einem Body-Percussions-Wirbel den eigenen Körper ab und sorgt minutenlang für echte schwarzhumorige Tom-Waits-Stimmung. […] Muscial-Schmiss lässt Steckel keinen Moment aufkommen. Sie streicht die Reprise des Eingangschors vom "elenden Weltenlauf", lässt stattdessen Gabriela Maria Schmeide das Märchen vom "arm Kind" sprechen. Nur eine Funzel von ausgedientem Scheinwerfer leuchtet der sarkastisch auflachenden Prophetin des Untergangs auf dem Weg durch die Finsternis. Genau betrachtet bietet Steckels "Woyzeck" wenig Aussichten auf Glück. Und doch ist ihr das seltene Kunststück eines beglückenden Theaterabends gelungen Und auch das würdige Vorspiel, eine Art Paukenschlag-Prolog zu den Lessingtagen 2010. Denn die Begegnung der beiden Amerikaner Waits und Wilson mit dem deutschen Klassiker ergibt ein gelungenes Beispiel für ein kosmopolitisches, verschiedene Kulturen überspannendes Projekt.“ - Hamburger Abendblatt

 

„So schön ist das, so traurig, so bildgewaltig und von derart visionärer Kraft, dass wir kaum zu atmen wagen. Georg Büchners "Woyzeck" wird in der Regie von Jette Steckel am Thalia Theater zu einem Drama, dessen Herztöne wir laut hören, weil sie auch durch die fabelhaft nuanciert spielende Band unter Gerd Bessler vernehmbar werden. Steckel inszeniert nicht nur den von Büchner fragmentarisch hinterlassenen "Woyzeck" mit seinen verschiedenen Handschriften, sie benutzt das vor zehn Jahren zur Uraufführung gelangte dramaturgische Konzept von Robert Wilson mit der Musik von Tom Waits und komponiert es vollkommen überzeugend neu. Bei ihr agieren nicht wie bei Wilson Zombies auf der Geisterbahn der Kirmes, bei ihr sind es Menschen, bisweilen bis zur Karikatur überspitzt, die im Lebensnetz zappeln, kommentiert von den wunderschön gesungenen Tom-Waits-Songs. Steckel spannt den Bogen zwischen Musical und großer Oper, Moritat und bis zur Groteske gesteigerter Tragödie, überhöht durch biblische Zitate. […] Aber dieser Franz, gespielt von Felix Knopp, gibt nicht auf als schikanierter, betrogener Underdog, als dumpf-gefühlloser Hund, der seine geliebte Marie wie im Rausch ersticht. Er liebt, er leidet und er kämpft bis zum Schluss. Schließlich schneidet er Marie ganz einfach die Kehle durch in stillem Irrsinn, bevor er sie durch das Netz gleiten lässt und ihr folgt. So viel Poesie war selten bei Woyzeck. […] Eine apokalyptische Geschichte als todtrauriges, gleichwohl tröstliches Märchen erzählt, das muss man können. Jette Steckel kann es. Riesenbeifall.“ - Die Welt

 

„Bereits im Vorfeld war zu ahnen: Hier brodelt ein Süppchen, das vortrefflich munden wird. Die Zutaten sind die Songs von Tom Waits, die Ideen der hochbegabten Jung-Regisseurin Jette Steckel, das Können der Thalia-Akteure. Und das Fragment gebliebene Stück des jung verstorbenen Georg Büchner mit einem zerrütteten Protagonisten im Zentrum. Und wirklich: Dieser "Woyzeck" ist ein Hochgenuss! […] Atmosphärisch passt alles bestens zusammen. Was vom Publikum mit frenetischem Jubel gewürdigt wurde. So sind die nächsten Vorstellungen dieses Musicals für den geschmackssicheren Kulturfreund auch allesamt ausverkauft.“ - Hamburger Morgenpost

 

„Maja Schönes geistert als hypnotische und anrührende Marie durch die Szenen, und wenn sie sich dem Tambourmajor aggressiv bis zur körperlichen Verletzung an die Brust wirft, geht diese "Woyzeck"-Inszenierung hart an die Sehnerven: Wenn das Leben bedrohlich wird, kommt keiner ohne Blessuren davon. Auch nicht ein Trumm von einem Mann wie der Tambourmajor, den Josef Ostendorf mutig und massig jenseits aller physischen Schönheitsideale als schwitzenden, scheinbar unverrückbaren Klotz gibt und im Wortsinne immer wieder auf seine viel zu große Pauke haut. […] Die Bilderdramaturgie führte immer wieder zu grandiosen Einzelleistungen, zum Beispiel von Julian Greis, der dem "Idioten" Karl viele poetische und packende Momente bescherte: bittere Komik am tiefen Abgrund, das ist ein wichtiger, wiederkehrender Akzent des Abends. […] Sämtliche Darsteller beherrschten ihren Waits bravourös - und interpretierten ihre Nummern mit Hingabe. Die sechsköpfige Band unter dem Wilson-erfahrenen Multiinstrumentalisten Gerd Bessler spielte dazu perfekt und nuanciert, ein kleines Wunder an Klangvielfalt. […] Frenetischer Schlussapplaus für alle Beteiligten - ein weiterer künftiger Thalia-Renner mit seiner erfolgreichen Premiere.“ - Spiegel online

 

„Kein Lob ist zuviel für ein Ensemble, das akrobatisch präzis fit sein musste, mit ungeheurer Energie singen musste, grell verstärkt durch Mikroports, und natürlich noch die wundervollen Texte Büchners zu sprechen hatte! […] Unter der Leitung von Gerd Bessler trug ein kleines Instrumentalteam zum rauschenden Erfolg dieses denkwürdigen Abends bei.“ - Tageblatt online

 

„Man kann es vielleicht eine Popinszenierung nennen. Tatsache ist: Ein solch bezauberndes audiovisuelles Gesamtkunstwerk hat man in einem Hamburger Theater schon lange nicht mehr erlebt.“ - Szene Hamburg