Rezensi
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er Prozess

Der Prozess

Hamburg den 14.01.2024

Absolut meinen Geschmack getroffen. Als Kafka-Liebhaber, hat mich das Thalia Theater sehr positiv überrascht. Für mich wirkte es so, als ob ich das Buch nochmal lesen würde und die Inszenierung bildet Kafkas Werk ideal ab: anders und mit einer Prise Wahnsinn.

Die Kostüme sind mehr als passend, wobei der Anfang ein wenig befremdlich wirkt. Die Verkörperung der Rollen durch die Schauspieler ist besonders gelungen. Merlin Sandmeyer bildet hervorragend den verlorenen und verwirrten Josef K. ab. Es gibt keinen besseren Schauspieler für die Rolle des Untersuchungsrichters als Stefan Stern. Es ist unfassbar, wie er diese Rolle mit einer Mischung aus Humor, Ernst und einigen Albernheiten ausführt und dabei unfassbar überzeugend ist. Eine besondere schauspielerische Leistung würde ich zudem noch Falk Rockstroh zuschreiben, der unter anderen den Maler Titorelli spielt. Total faszinierend stellt er den weisen, lustigen und etwas durchgeknallten Maler dar und nimmt das gesamte Publikum mit.

Auch das Bühnenbild ist spannend gestaltet. Die rotierenden Wände und Gänge erinnern ein wenig an die Gedankengänge, die man während seines Lebens hat. Ein Gedanke führt zum nächsten, mal ist er bunt, mal farblos. Die Gänge dazwischen: unvorhersehbar.

Eine grandiose Inszenierung mit genialer schauspielerischer Leistung!

Ein Muss für jeden Kafka-Liebhaber!

 

Jacqueline Kiwitt. 12.Klasse des Gymnasium Hochrad

 


 

Hamburg den 23.05.2024

Jetzt weiß ich, warum Kafka ein eigenes Adjektiv besitzt, denn wann man „Der Prozess“ mit einem Wort beschreiben wolle, so müsse es kafkaesk sein.

Das Lachen als immer wiederkehrender Begleiter und Ausdruck der Absurdität des Umstands in dem sich Josef K. gefangen sah, gar verdammt wurde, spitzte sich des Öfteren bis zur Hysterie zu und war wie ein Stich in die Mägen der Zuschauenden. Aber da das Stück in solche kafkaeske Erscheinung trat, fällt es mir schwer eine schriftliche Rezension auf den Punkt zu verfassen. Hier also eine zeichnerische, skizzierte Impression meinerseits von "Der Prozess" - ein imposantes, lohnenswertes Theaterstück.

Zu sehen ist Josef verrenkt und verkrampft in eine Leiter geklemmt. Die Leiter als strenges Regiment. Eine lachende Frau in eben solcher Blöße wie Josef und am Ende der Leiter ein Tor. Ein Durchgang, ein Ausgang? Wilde Farben lassen das rege Gefühlstreiben durchklingen auf schwarzem Grund. Die weißen Schlieren zwischen den Leiterstrippen als Intransparenz des Prozesses.

 

Malou Kaergel

Der Prozess, Malou Kaergel, Querformat.png (10.98 MB)