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Doughnuts von Toshiki Okada Regie Toshiki Okada

 

Wenn du den Satz hörst: „Sitzen fünf japanische Geschäftsleute und ein Rezeptionist in einer Lobby…“, dann bist du in der Regel kurz davor eine sehr schlechten Witz zu hören, dennoch: „Sitzen fünf japanische Geschäftsleute und ein Rezeptionist einer Lobby…“ ist die Ausgangslage des Theaterstücks „Doughnuts“ unter der Regie von Toshiki Okada, am Thalia Theater Hamburg. Genau diese eigentlich langweilige Ausgangslage bildet einen wunderbaren Nährboden für die Verwendung von Körperlichkeit und Paralinguistik.

Die Geschäftsleute sind natürlich nicht untätig, sondern lesen folgende Nachricht: ein Bär ist in einen Einkaufsladen eingebrochen und dies wurde medientypisch groß verpackt. Irgendwann muss ein Taxi gerufen werden und dies ist komplexer als es scheint, doch zunächst wird sich weiter unterhalten, über den Geruch im Fahrstuhl, die Architektur des Hotels. Inzwischen ist Nebel aufgezogen und kein Taxiunternehmen mehr zu erreichen und die Geschäftsleute haben nicht nur über die Vorzüge einer Anreise am Vortag gesprochen, sondern auch die öffentlichen Verkehrsmittel evaluiert. Das Ende ist dann überaus überraschend. Doch warum bleibt das Stück in Erinnerung? Neben der schon angesprochenen Non-Dominanz des Textes, zeigt der Text dennoch, dass er nicht nur ein Lückenfüller, sondern wohldurchdacht ist. Zum einen zeigt er nämlich durch seine Alltäglichkeit, wie abstrus die Bewegungen und die Sprachführung sind. Zum anderen thematisiert er die Probleme in voller Fahrt befindenden fünften industriellen Revolution. Konkreter zeigt sich dies in der Medienkritik zu Beginn oder auch in der Diskussion über die Mittel des neuen Marketings, welches Gerüche und visuelle Signale verwendet, um besonders attraktiv zu sein.

„Doughnuts“ ist also weit mehr als nur die Geschichte von fünf Geschäftsleuten und eines Rezeptionisten, sondern ein Gesamtkunstwerk mit einer hervorragenden Konsistenz, was auch dem diametralen Spiel zwischen Realismus und Antirealismus geschuldet ist, welches eine hervorragende Qualität beweist. Durch seine verträgliche Länge von einer Stunde und fünfzehn Minuten und die universellen Thematiken, stellt „Doughnuts“ einen guten Einstieg in weniger Story-fokussierte Stücke dar, ist aber auch für Veteranen weniger konventioneller Ausdrucksformen von mehr als 14 Jahren eine absolute Empfehlung.

 

Julius Leonel Himstedt, Statdtteilschule Blankenese, JG 13