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Schulbotschafterinnen und Schulbotschafter verfassen regelmäßig Rezensionen

Die Inszenierung „Network“, basierend auf dem Material des gleichnamigen Films aus dem Jahr 1976, feierte seine Premiere am Thalia Theater am 24. Oktober 2020 mit einem Knall. Howard Beale, Moderator bei einem großen amerikanischen Nachrichten-Network, wird aufgrund schlechter Einschaltquoten gekündigt und soll ersetzt werden. Daraufhin kündigt er an, sich vor laufender Kamera in der Sendung zu erschießen. Dadurch wird Howard Beale zu einem Star, der die (Einschalt-) Quoten in die Höhe schießen lässt. Weil er seine Seriosität und mehr oder weniger den Verstand verloren hat, wird er nun als wütender Prophet, der hysterisch herumschreit und die Zuschauer animiert erneut angestellt.

 

Der Text fasziniert vor allem mit seiner Direktheit. Howert spricht aus, was sich wahrscheinlich jede:r schon einmal gedacht hat. „I am mad as hell and I can´t take it anymore.“ wird zum Kampfruf seiner Demonstration und seines Boykotts der Öffentlich-Rechtlichen-Medien sowie der, auch heute noch präsenten Zirkusnummern der hierarchischen Strukturen unserer kapitalistischen Gesellschaft. Durch die fesselnde Darstellung des Howard Beale durch Wolfram Koch gepaart mit einer durchaus spannenden Auswahl an Charakteren, fühlt sich der/ die Zuschauer/in als Teil der Sendung und wird von den Figuren aktiv animiert zu handeln.

 

Die Bühnengestaltung, welche im Rahmen der Corona Auflagen entstand, wertet das Stück stark auf. Durch die große Drehbühne wird das Geschehen dynamischer. Die Live-Musik ist definitiv ein weiteres Highlight der Inszenierung. Anfänglich empfand ich das Stück als etwas stockend. Jedoch hat es dann an Fahrt aufgenommen und die parallel geführten Geschichtsstränge tragen den/ die Zuschauer/in durch die durchaus interessante Handlung.

 

Demnach empfehle ich das Stück für Schülerinnen und Schüler, die sich mit dem Thema Medien beschäftigen oder für Personen mit Interesse an der Materie oder der dargestellten Zeit. Ich denke, die Inszenierung richtet sich, aufgrund des Tempos eher an ältere Generationen. Trotz der gewohnten Thalia Qualität ist „Network“ für mich nur eine spannende Nebengeschichte für einen schönen Abend.


Ronja Hars, Erich Kästner Stadtteilschule, 18 Jahre (gesehen am 30.03.2022)