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Theresia Anna Ficus ist verantwortlich für das Bühnenbild bei Leander Haußmanns Inszenierung von Edmond Rostands Inszenierung “Cyrano de Bergerac” (Premiere am 18. März am Thalia Theater). Doch diese Bühne ist viel mehr als nur ein Hintergrund für einen unterhaltsamen und starken Theaterabend.

 

Theresia Anna Ficus ist verantwortlich für das Bühnenbild bei Leander Haußmanns Inszenierung von Edmond Rostands Inszenierung “Cyrano de Bergerac” (Premiere am 18. März am Thalia Theater). Doch diese Bühne ist viel mehr als nur ein Hintergrund für einen unterhaltsamen und starken Theaterabend.

Theresia Anna Ficus erzählt:


Die Jahreszeiten und der Bezug zur Natur spielen bei diesem Bühnenbild eine große Rolle. Das Stück ist zwar ca. 100 Jahre nach der Romantik entstanden, weißt aber ganz klare Bezüge zu ihr auf. Im Grunde ist es sogar ein hoch-romantisches Stück: Das Sehnen nach der Liebe ist größer und edler als das tatsächliche Erlangen dieser. Die Natur war ein zentrales Thema für die Romantiker.


Aber der Baum ist viel mehr als das. Der Baum ist Cyranos Herz. Zu Beginn ist er natürlich vorhanden, aber er befindet sich im Hintergrund und ist klein, kalt und auch irgendwie aufgerrissen.


Am Anfang ist Winter und seine Liebe sehr fern, das Stück spielt in einem Wirtshaus, wo die verschiedenen Herren sich vorstellen, wie toll sie sind. Die Leerstelle, in der sich sein Herz befindet, ist gekennzeichnet durch den es umgebenden nackten Bühnenraum.

Im 3. Akt ist es dann Frühling, dem Baum wachsen langsam Blätter - hier findet Cyrano zum ersten Mal die Möglichkeit mit dem Subjekt seiner Liebe, Roxane, vertrauter sprechen zu können, wenn auch über das Sprachrohr Christian.

Dann, im 4. Akt ist Krieg. Zu diesem Zeitpunkt ist Cyrano Roxane zwar räumlich gesehen am weitesten entfernt, aber nicht emotional. Er hat häufig die Möglichkeit, Roxane seine Zuneigung mitzuteilen und seine Sehnsucht nach ihr auszudrücken, dadurch, dass er ihr täglich Briefe schreibt (wiederum - wenn auch im Namen von Christian). Aber er kann sich das erste Mal frei ihr gegenüber offenbaren. Demnach muss hier Sommer sein. Der Baum in voller Blüte und von Gras umgeben.

Der 5. Akt, Herbst: beide sind alt, Christian ist tot. Cyrano besucht Roxane wöchentlich und berichtet ihr neue Dinge. Er bewundert wiederum Roxanes Trauer um Christian, und ihren Schmerz, wieder ganz im Sinne der Romantik und stellt sein eigenes Verlangen hintenan. Beide Sehnen sich nach dem anderen, den Sie doch haben könnten.
Erst in Cyranos Tod findet Roxane heraus, dass der Geliebte immer bei ihr war. Sehr grausam, aber doch sehr konsequent in romantischer Denkweise.
Es muss hier also Herbst sein, die Natur stirbt.


Um diese Vertraktheit in Cyranos Handeln zu verstehen, muss man sich auf die kalte und abscheuliche Welt einlassen, in der Cyrano in seinen Augen lebt. Er ist sehr zynisch und greift oft grundlos Leute an, nur um sich zu streiten, und um sich zu spüren. Cyrano erlebt zu Beginn des Stückes einen Mangel in seinem Herzen und dieser Mangel macht ihn zum Kolleriker. Deshalb muss auch die Welt, die wir als Zuschauer sehen kalt sein, um Cyrano emotional verstehen zu können. Sein Herz auf der Bühne, dass nur so von anderen besprungen wird und sich regt und aufblüht und vergeht.

Theresia Anna Ficus // 10.03.2017