Rezensionen zu
Lieb
e - Geld - H
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Wie können sich Leben trennen, und doch  Schicksale teilen ?
In der "Trilogie meiner Familie" wird dies auf abstrakte Weise präsentiert. Schon im ersten Teil: Liebe, gibt es 2 Familien, die zwar miteinander verwandt sind, aber nichts miteinander zu tun haben wollen. Jedenfalls von der reichen Familienseite aus. Doch das Ende bleibt keinem verborgen, jeder stürzt auf seine Art in den Abgrund. Wenn nicht durch den Tod oder den Verlust, dann durch die Zukunft.
Geld und Hunger, die Kinder der Mutter, bilden den zweiten und den letzten Teil des Stücks.
Geld ist immer der Freund eines jeden, doch was passiert, wenn du liebst und dich verlierst, wenn du vergisst was "ich" bedeutet?
Hunger, er lässt schuften so hart für Brot, das verwehrt bleibt, durch die Hand deines Lebens.
Wird es überhaupt etwas bringen zu schreien, oder wäre es nicht leichter sich mit den anderen auf das Gleis zu legen, das der Reiche "mein Weg" nennt?
Meiner Meinung, kann man sich selber diese Fragen nur beantworten, wenn man das Stück besucht, oder man es auf eigene Faust versucht dies zu erleben, aber der Weg ins Thalia Theater ist viel kürzer. Außerdem wird man nirgendwo anders als dort 3 Leben und ein 1 Schicksal leben.
Maria Jarosiewicz, Sophie – Barat – Gymnasium Jg 11

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Rezension zu „Liebe: Trilogie meiner Familie Teil 1“  von Luc Perceval nach Emile Zola
Das Stück „Liebe. Triologie Meiner Familie Teil 1“  thematisiert die zwischenmenschlichen Verstrickungen und die Lebensweise der Familie(n) Rougon, welche der Bourgeoisie angehört und dem völlig gegensätzlichen Familenzweig der Macquard, welche zur prekären Schicht, zum Proletariat gehört.

Auf einer hölzernen, schräg stehenden Schanze wechseln sich die Szenerien der Familiendramen ab. Zu zarten Gitarrenmelodien werden kleine choreografische Elemente eingebaut. Die Schauspieler halten ein Bild und schreiten auf der Schanze in Zeitlupe. Clothilde, Dr.Pascal und die Haushälterin Martine wiegen sich in inniger Umarmung, und die Kinder von Gervaise verharren verschüchtert am Bühnenrand...
Schauspielerisch ist es wirklich sehr gelungen. Die Figuren wenden sich an das Publikum und beschreiben, welche Figur gerade was tut. Anschließend folgt auf die Beschreibung eine passende Handlung der zuvor beschriebenen Figur. Diese Kombination aus Beschreibung, Erklärung und Handlung bewirkt, dass der Zuschauer einen klaren Eindruck bekommt und dem Spiel auf der Bühne sehr gut folgen kann.
Besonders gut gefielen mir die fließenden Szenenübergänge, die verschiedenen Bilder, und dass die Schauspieler nach ihrem Auftritt in einer Szene an dem Bühnenrand auf ihren nächsten Einsatz warten. Dadurch erlebt der Zuschauer auch das eigentliche "Off" mit. Die entstehenden Emotionen und die starke Aussichtslosigkeit der Familie Macquard sind sehr beeindruckend dargestellt und lassen den Zuschauer nicht unberührt.
 Wie bereits der Titel "Liebe" aussagt, handelt dieses Stück fast ausschließlich von der Liebe. Der aristokratische Dr. Pascal verliebt sich in seine Nichte Clothilde, verprasst sein Vermögen für Geschenke, die ihm die Aufmerksamkeit seiner Geliebten versprechen, und auch in der Familie Macquard geht es rund.
Die Wäscherin Gervaise heiratet Coupeau, einen sich zum Säufer entwickelnden Mann. Mit zwei unehelichen Kindern und der aus dieser Ehe hervorgehenden Tochter Nana, entsteht ein Themenstrudel aus Armut, Alkoholsucht, Prostitution, Intrigen und Liebe, in welchem die Figuren stark leiden und schließlich untergehen.
Obwohl all diese Themen tragisch, ernst und eher unerfreulich sind, ist die Inszenierung von einer starken Leichtigkeit geprägt. Nicht zuletzt durch die originellen, pastellfarbenen und biederen Kostüme unterstützt, welche einen Kontrast zu der eher modernen Kulisse bilden.
Mit Witz und Charme werden einige der Bände von Emil Zola ohne Pause zusammengefasst und fangen den Zuschauer ein, der nicht blinzeln möchte, damit er ja nichts verpasst...

Eine wirklich sehenswerte, fesselnde Inszenierung!