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men zu Spiel Zig
eunistan

„Wo liegt eigentlich Zigeunistan? Mitten unter uns. Doch das scheint kaum jemand zu wissen […] Das biografisch-fiktive Theaterstück in der Regie von Anton Kurt Krause über den jungen Sinto Wolkly und seinen älteren Onkel Letscho zielt treffsicher auf das gestörte Verhältnis zwischen deutscher Mehrheitsgesellschaft und (deutschen) Sinti. Wolkly/Letscho (Rahul Chakraborty) tanzt mit dem Springseil, Ausdauertraining für den Boxer. Nach jeder Einheit piept es aus der Digitalbox an der Wand. Und weiter geht‘s. Erst eine Runde locker laufen. Dann zwei links, eine rechts, immer schneller […] Knie und Tritt – wham! Eine intensive, längere Eingangsszene auf karger Spielfläche (Ausstattung: Jennifer Wjertzoch), die ganz ohne Worte auskommt. […] Chakrabortys Boxer ist absolut überzeugend, den jungen Mann spielt er nuancenreich. „Der macht mich wahnsinnig“, so lauten Onkel und Boxtrainer Letschos erste Worte. Und nun beginnt die Erzählung, warum es nicht zum Aushalten ist, immer falsch zu sein, während die anderen immer richtig sind. Eine Erzählung von Klischees, Diskriminierung, Unverständnis, Verfolgung und Massenmord unter der nationalsozialistischen Herrschaft. Heute noch steckt die überlieferte Angst in den Knochen, dass gleich die Schergen kommen, um ihre Kinder aus der Schule direkt ins Konzentrationslager abzutransportieren. Historie und Gegenwart sind von Anne Rietschel dramaturgisch fein verwoben. Kesselschmeide, Pferdehändler, fahrendes Volk, begnadete Musiker, all die Klischees über Sinti (und Roma) tauchen auf. Wolkly nennt sie, spielt mit ihnen. Nie wird dieses Spiel platt in Regisseur Krauses Inszenierung […] Immer wieder bleibt die Frage nach der Wahrheit in der Luft hängen. Wir sind nicht fertig mit der Aufklärung. Das Unverständnis verschwindet nicht so leicht.“ - Godot Theatermagazin
 
„Rahul Chakraborty spielt mit vollem Körpereinsatz, er reibt sich an einem Sandsack auf und kratzt weiße Kreide von der Wand, um seine Haut blasser aussehen zu lassen. Seine Verzweiflung über die Ungerechtigkeit der Menschen und das Schicksal ist greifbar. „Wir sind die Minderheit“, sagt er. „Wie bleibt man, was man sein will, wenn immer die Mehrheit bestimmt?“ Seine Familie, aus der 70 Mitglieder von den Nazis aus dem Klassenzimmer ins Konzentrationslager verschleppt wurden und die bis heute keine Entschädigung erhalten hat, versucht mit Zusammenhalt zu überleben, sie baut sich ihre eigene Insel, ihr „Kulturschutzgebiet““ - theatralisch
 
„Christiane Richers Stück ist biografisches Erzähltheater. Sinti haben erzählt und Richers geschrieben. Sie erzählten ihre Geschichten, von ihrem Alltag, von den Auswirkungen der deutschen Vergangenheit auf heute, von den Klischees und Vorurteilen, denen sie als Sinti begegnen, obwohl sie hier schon über 600 Jahre leben. Und Chakraborty ist Onkel und Neffe zugleich und glänzt in seiner Doppelrolle vor allem durch Authentizität. Ohne spektakuläres Bühnenbild kommt „Spiel Zigeunistan“ mit Worten, Träumen und einem Boxsack aus. Zigeunistan ist Wolklys Land, geschaffen durch Sprache, Zusammenhalt und Lieder […] Wolkly lässt das junge Publikum spüren, wie tief der alte Schmerz dieser Familien sitzt und wie beständig die Vorurteile in den Köpfen wohnen.“ - Szene Hamburg

„Ich danke für diesen Moment der Übertragung und erachte Zigeunistan als Bereicherung für jeden Deutsch- oder Geschichtsunterricht, sowie all diejenigen, die, wie ich, bisher nicht das Gefühl hatten, auch nur die leiseste Ahnung zu haben, wie sich ein junger Hamburger mit Sinti-Hintergrund wohl fühlen mag.“ - Lessingtageblog Thalia Pfadfinder 2014

„Rahul Chakraborty spielt Helmut und Thomas nicht nur mit einer ungeheuerlichen körperlichen Energie sondern auch mit einer Überzeugungskraft, der man in jeder Sekunde ihre Authentizität glaubt. Ein kurzes, intensives und wichtiges Stück, das die Schließung von Bildungslücken neu definiert.“ - hamburgtheater