Pressestim
men zu Axolotol
Roadk
ill

„Es schwirrt der Kopf, beinahe schon ist es so, als erfasse einen ein Schwindel. Auf der Bühne bewegt sich ein Laufband, auf ihm stolzieren aufgedrehte Menschen in abgefahrenen Outfits, sie reden, verdammt noch mal, überdreht, aufgeregt und geschliffen, als hätten sie ihr Leben lang darauf gewartet, ihren verbalen Ramsch (es ist der Unrat eines in Langeweile verbrachten Alltags) unter die Leute zu bringen. Hinter dem Laufband fließt überdies, auf der Videoleinwand, ein Sammelsurium von Gegenständen an einem vorbei: Suppendosen, Puppen, Schlagworte. Das ist doch mal eine schöne Reizüberflutung, mit der man bei der Uraufführung von "Axolotl Roadkill" im Thalia-Theater an der Gaußstraße kämpfen muss. [...] Wer erwartet hatte, die Bearbeitung würde plump den grellen Angeboten des Textes folgen, sah sich getäuscht. Wenn man nun im Theater sitzt, geht einem die Sloganhaftigkeit der Hegemann-Prosa erst recht auf, die von Regisseur Bastian Kraft und Dramaturg Tarun Kade ziemlich originalgetreu auf die Bühne übertragen wurde. Ja, man denkt sich sogar: Sie ist eigentlich schon für die Bühne geschrieben, denn die dauerlabernde Selbstauskunft der Mifti, die Szenencollage des Romans und die tüchtig ratternden Dialoge mit Aha-Momenten sind nicht nur auf theatralische Darstellung hin angelegt, sie sind es bereits. Das sensationelle Bühnenbild folgt dem Charakter einer Nummernrevue, die "Axolotl Roadkill" in der Thalia-Bearbeitung bekommt. [...] Der irritierende Selbsthass von Hegemanns Figur - die Verlorenheit kann ja nicht nur Pose sein -, die ihre Mutter an den Suff verliert und ohne die wünschenswerten Imperative der behütenden Erziehung aufwächst, wird im Theaterstück ein bisschen veralbert, ohne die problematischen Aspekte der Problemstudie, die "Axolotl Roadkill" schließlich auch ist, zu vernachlässigen. Das ist keine kleine Kunst und nicht nur den Regie-Entscheidungen zu verdanken, sondern der Besetzung: Lisa Hagmeister spielt die Mifti (und Schwester Annika) langbeinig und sexy, Birte Schnöink eher unschuldig und 17-jährig: So changiert die Figur zwischen frühreif und kindlich. Wobei man Letzteres der zu allerlei Bösartigkeiten neigenden jungen Frau ohnehin nicht mehr abnimmt.“ - Hamburger Abendblatt

 

„Helene Hegemanns Skandalroman als rauschhaftes Theater (...) Romane sind als Bühnenstücke meist wenig innovativ. Man erfreut sich zwar an nicht museumsreif gespielten Theaterstoffen, und doch bleibt es viel zu oft beim „gespielten Buch“: handlungsstark und formenschwach. Ganz anders im Thalia in der Gaußstraße. Dort hat man sich Helene Hegemanns frühreifer Wundertüte voller postpubertärer Angst, leidvoller Sinnsuche und trotziger Scheißegal-Mentalität angenommen. Bastian Kraft (der zusammen mit Tarun Kade auch die Textfassung erstellte) umarmt die Vorlage mit aller Herzlichkeit. Und zieht dann sein eigenes Ding durch. Es ist eine umwerfend geglückte Übersetzung ins andere Medium – was für ein Theater! [...] Axolotl ist verspielt, verrückt – und fantastisch!“ - Hamburger Morgenpost

 

„Bastian Krafts Inszenierung auf der Thalia-Bühne in der Gaußstraße schafft einen wohl austarierten Rhythmus aus manisch und depressiv. Die traurigen Erinnerungen an eine völlig gestörte Mutter und die Verletzungen, die Heldin Mifti bei sich selbst diagnostiziert, setzen eine Art szeni-sche Interpunktion in die ansonsten hemmungs-lose Revue, die dieser junge Regisseur aus den Beschreibungen des gierigen Lebens macht. Im Kontrast zu Tempo und Witz, die er mit seiner Kostümbildnerin Dagmar Bald und in dem Bühnenbild von Peter Baur entfesselt, wirken die stillen Momente der Selbstbetrachtung als kluge Gegenbehauptung. [...] Der Konsum- und Erlebniszwang bildet sich in einer solchen Schlagzahl von symbolischen Gegenständen auf dem Laufband ab, dass die Bühnenarbeiter hinter der Kulisse zwei Stunden lang zwischen Lager und Bühne hin und her joggen müssen. Und die handelnden Personen haben übertriebene Zirkus-, Pop- und Glamour-Attribute, wie sie in den Videos alternativer Rockbands oder von Lady Gaga auftauchen. So ausstaffiert, erfinden Lisa Hagmeister, Birte Schnöink, Cathérine Seifert, Victoria Trauttmansdorff und Sebastian Zimmler eine spielwütige Groteske nach der anderen. Die blasierten Dialoge verwandeln sich in Volkstheater, die absurden Erlebnisse in große Komödie, die Lächerlichkeit elterlicher Fürsorge in knappe Sketche. [...] Kraft, der nach seiner Amerika-Inszenierung mit Philipp Hochmair nun mit Axolotl Roadkill seine zweite überzeugende Inszenierung im Thalia in der Gaußstraße abgeliefert hat, muss man nach dieser Übung als ebenso großes Talent registrieren wie seinen Kollegen Antú Romero Nunes, dem hier mit Atropa von Tom Lanoye eine formstarke Antiken-Modernisierung gelungen ist. Der Krise in der deutschen Kulturpolitik entspricht ganz offensichtlich keine Krise im Theater.“ - Süddeutsche Zeitung

 

„"Axolotl Roadkill" ist Bewusstseinstheater. Regisseur Bastian Kraft und sein Dramaturg Tarun Kade haben die innere Realität Miftis, der jugendlichen Heldin von Helene Hegemanns Roman, um den es Anfang des Jahres so viel Wirbel gab, auf die Bühne gebracht. Heraus gekommen ist eine Mischung aus Revue, Film und Zirkus, eine phantastische Farce voll surrealer, greller und verrückter Szenen.“ - die tageszeitung

 

„Es ist schlichtweg genial, wie Bastian Kraft und sein Dramaturg Tarun Kade aus Hegemanns schwer verdaulichem Tagebuchnotizenwust eine Geschichte destilliert haben und wie die fünf Schauspieler diese präsentieren, schwankend zwischen überdrehter Pose und echter Verzweiflung. Vor allem Victoria Trauttmansdorff, abwechselnd als die von Mifti angebetete Alice und als ihre Mutter auftretend, verleiht den verspielten, sich selbst widerlegenden Sätzen die nötige Dringlichkeit: Als die Älteste in der Truppe, vielleicht Mitte vierzig, macht sie deutlich, dass eben tatsächlich nicht unendlich viel Zeit bleibt, verschiedenste Leben und Posen auszuprobieren. Genau genommen nur noch fünfzehn Minuten. So wird aus einem bescheuerten Text ein großartiges Theaterstück.“ - Deutschlandradio Kultur

 

„Manchmal wirkt ein bisschen Abstand Wunder. Deshalb ist es ein Segen, dass der Fall Hegemann samt Skandal längst abgeschlossen ist. Und vielleicht ist es auch ganz gut, dass die erste ernst gemeinte Dramatisierung von "Axolotl Roadkill" (nach der Puppenparodie von "Das Helmi") nicht am Ort der Handlung über die Bühne geht und Berlin somit keine Gelegenheit bekommt, sich selbstverliebt in abgefuckter Ödnis zu suhlen. In der Hamburger Gaußstraße geht es nämlich nicht um die Stadt, nicht um Exzess und Szene, sondern schlicht um die pubertäre Lust, sich in Szene zu setzen. [...] Die hervorragende Textfassung, die Bastian Kraft und Tarun Kade erstellt haben, macht also einen Bogen um den unter unkontrolliertem Überdruck stehenden Expressionismus des Hegemann-Buches und fischt sich das klar, bissig und klug Formulierte aus dem ergiebigen Reservoir der Vorlage. [...] Schon der Roman tendiert zum Theater, weil er unruhig hadernd die Erlösung im Rollenspiel herbeisehnt. In der Gaußstraße wird diesem Wunsch nach Fiktionalisierung nun mit zärtlichem Einverständnis begegnet – was einen unwiderstehlichen Höhepunkt erreicht, als die Projektionsfläche im Hintergrund fällt und das Publikum ins Requisitenlager schauen darf, in dem all die Laufbandmöbel auf ihren Einsatz warten. Vorne aber steht Birte Schnöink und strahlt und ruft in kindlicher, ungekünstelter Demonstrations-Verzückung immer wieder: "Das ist mein Leben! Das ist mein Leben!" Dann lässt sie nach Lust und Laune das Laufband anhalten und weiterfahren, die eigenen Lebensepisoden von den anderen Darstellern in immer neuen Versionen vorführen, unterbricht, inszeniert ihre eigene Geschichte, beginnt von vorn. Es steckt ein existentielles Glück in dieser Szene, das der Roman selbst nicht erreicht. Ein Glück des Spiels und der Selbsterfindung, das sich mit Wucht auf das berückte Premierenpublikum überträgt. Der alte Skandal ist spätestens jetzt sehr weit weg, das reine Glück des Theaters aber so nah und rührend wie selten.“ - nachtkritik.de

 

„Nun bringt Bastian Kraft (preisgekrönt für „Amerika“) den Hype auf die Bühne. Rasant inszeniert: Mit Rundbühne für den Seelenstrip und Fließband, auf dem das Leben vorbeirauscht. Das ist originell, pointiert, superironisch.“ - Bild

 

„Ein psychedelischer Whirlpool aus Teenie-Wunderland, Rebellenattitüde und Selbstfindungsrausch. [...] Zwischen Selbstinszenierung, Selbstmitleid und Ich-findung flirrt das Spiel, das Kraft schön grell als Revue der fortgesetzten Selbsterfindung inszeniert hat. Mit Sinn auch für die Stille, in der sich das Trauma des nach dem Tod der Mutter früh verlassenen Kindes ausbreitet.“ - Kieler Nachrichten