Pressestim
men zu Die Brü
der Karama
sow

„Ein großer, wirklich großartiger Theaterabend.  Ein großes Thema, das kongenial durch Gestaltung und Interpretation sinnlich zum Leben erweckt wird. Dieser Abend und diese wahrhaft tollen Schauspieler werden lange im Gedächtnis bleiben.“ - Hamburger Abendblatt
 
„Dostojewski behandelt die großen Fragen des Lebens, es geht um den Sinn und die Zweifel und die Sehnsucht nach Gerechtigkeit und Frieden. Ein anspruchsvoller, reicher und berührender Theaterabend. Ein Geschenk.“ - NDR Info Kultur
 
„Gewagt ist es, Dostojewskis Spätwerk auf die Theaterbühne zu bringen. Am Hamburger Thalia Theater gelingt der Kraftakt durch kluge Regie und ein Star-Ensemble. Die Geschichte der drei Brüder Karamasow, ihres verschlagenen Vaters und des geheimnisvollen Smerdjakow umfasst bei Dostojewski rund 1100 Buchseiten. Darin werden ein Mord, sexuelle Abhängigkeiten und Triebe, Religion, Gier und Herrschsucht, Streben nach Erlösung und Vollkommenheit abgehandelt. Fast nahe liegend also, diese Handlungs- und Gedankenballung auf eine scheinbar schlichte Bühne zu stellen, wie sie sich Annette Kurz ausgedacht hat. Mit Kreide beschriebene Bretter, herumliegende Bücher, einfache Hocker und als visuelles und gedankliches Zentrum eine Klangröhren-Installation, die eine ganze Welt repräsentiert und wunderbar wechselnd ausgeleuchtet werden kann. Es spricht für diese geniale Konstruktion, dass sie ständig an Intensität gewinnt. Von welcher Bühne kann man das schon sagen? Großer Beifall für alle Beteiligten von einem leicht erschöpften, aber glücklichen Publikums.“ - Spiegel online
 
„Die Frauen sind das bewegende Element der Handlung. Gruschenka wird von Patrycia Ziolkowska als ein ebenso nervtötendes wie sinnbetörendes Russenweib aus dem Dostojewski-Bilderbuch gespielt. Konträr dazu verleiht Alicia Aumüller der Katerina die Erotik einer beleidigten höheren Tochter. Dann ist da noch die junge Lise, die sich dem geliebten Aljoscha mit der ganzen Verve eines im Rollstuhl nach Zärtlichkeiten dürstenden Teenagers aufdrängt. So wie Marina Galic und Alexander Simon das spielen, ist es ein Augen öffnender Moment: Dostojewski hat hier wirklich eine der schönsten Liebesszenen der gesamten Weltliteratur geschrieben. Überhaupt erbringt der Abend quasi am Fließband Beweise für die unwiderstehliche Theatralik Dostojewskis – das ist ganz große Katastrophendramatik, die Perceval und die Dramaturgin Susanne Meister da in ihrer Stückfassung aus der Epik des Russen zutage gefördert haben. Und solche Monologe wie den des Iwan Karamasow haben nicht viele Dramatiker im Repertoire. In der Interpretation des wieder einmal phänomenalen Jens Harzer wird daraus ein langer großer Theatermoment, von dem man keine Sekunde missen möchte. [...] Diese Momente auf dem Dostojewski-Gipfel kann kein noch so lahmer Schluss mehr banalisieren.“ - Die Welt
 
„Luk Perceval und Susanne Meister haben den Text rabiat gekürzt und vieles weggelassen, und doch hat man den Eindruck, das Gekappte und Verworfene sei nicht verloren, sondern im dunklen Raum noch „da“ und könne von den famosen Spielern jederzeit zurückgeholt oder, wie die Fußballspieler heute sagen, „abgerufen“ werden. Die Gerichtsverhandlung, die im Roman am Ende das Mündungsgefäß aller Motive, Perspektiven, Erzählstränge ist, spielt in der Hamburger Dramatisierung keine große Rolle. Denn die Verhandlung findet in jeder Szene statt. Es erinnert an die Methode, mit der heutzutage Romane auf die Bühne gebracht werden. [...] Diese oftmals ermüdende, leer laufende, auf jeden Roman wie ein brachialer Dosenöffner ansetzbare „epische“ Manier ist von Perceval so souverän verfeinert worden, dass man bei ihm den Eindruck hat, hier werde etwas mit einem eigenen Leseblick gehoben und entdeckt, was sonst unbemerkt geblieben wäre. Der Blick des Lesers, den der Regisseur (und das Ensemble) auf die Figuren richtet, hat nichts Herablassendes, sondern es ist ein emphatischer Blick, mit dem ein Eingeweihter auf schutzlose Nichtwissende blickt: Was für mutige Leute sind das, die nichts haben als diesen Moment und die Hoffnung, dass daraus etwas entstehen könnte, was gut ausgeht. Dass diese Hoffnung gering ist, wissen Dostojewskis Figuren selbst, und die Scham über die eigene lächerliche Hoffnung ist einer ihrer wesentlichen Charakterzüge. Diese Scham hat Perceval nun auch auf der Bühne spürbar gemacht. Jeder weiß sich von Gott auf eigene Weise erkannt und durchschaut. Aljoscha, Novize in einem Kloster, ist der Erzähler, das verbindende Wesen dieses Abends. Er kann es aber nur sein, weil er von allen am wenigsten „will“, am wenigsten begehrt, und Moral, so sagt Goethe, hat nun mal nur der Betrachtende, nicht aber der Handelnde. Aljoscha, gespielt von Alexander Simon, steht im eigenen Mitgefühl wie in einer Traufe, er hat stets die Schutzhaltung eines Begossenen, er ist aufgeweicht von seiner eigenen Güte. Aber auch in ihm keimt, als verbotene Idee, der Mord am eigenen Vater. Seinen Bruder Iwan, mit dem er die großen philosophischen Dispute des Romans führt, spielt Jens Harzer als einen religiösen Provokateur, der dem gläubigen Bruder mit zornig schäumender Begeisterung lauter Gegenbeweise für Gottes Existenz hinwirft. [...] Jens Harzer ist ein Schauspieler, dessen Sprechweise vielen als manieriert erscheint, denn Harzer wirkt stets so, als suche er gerade erst den nächsten Satz, das richtige Wort – als stehe ihm ein fürchterlicher Texthänger bevor. Aber Harzer kann sich gar nicht „versprechen“, denn sein ganzes Spiel ist etwas Vorläufiges: die Suche nach dem richtigen Ausdruck. Selbst in der perfekten Wiedergabe eines Textes ist dieses Sprechen immer vorschlagsweise, eher eine Ahnung als ein Urteil umreißend, von Wortfindungsnot geprägt, die immer Sinnfindungsnot ist: Wenn dieser Mann, Jens Harzers Iwan, nach Worten sucht, sucht er eigentlich nach einem Grund weiterzuleben. Dmitri schließlich, der älteste, wildeste der drei Brüder, ist bei Bernd Grawert ein Mann, der nur die nächste Sekunde kennt und darüber hinaus keine Pläne macht, ein rauschhaft die Welt nach Auswegen durchwühlendes Wesen. Die tiefere, durchgehende Verzweiflung seiner Brüder ist ihm fremd, dafür erleidet er die Panikattacken eines Mannes, der auf der Flucht in immer neue Sackgassen rennt. Einer muss noch erwähnt werden: das Opfer, Fjodor Karamasow. Burghart Klaußner spielt ihn als eine zu Tode verschmitzte Spottfigur, und etwas von Arthur Millers Handelsvertreter, den er unlängst in Hamburg dargestellt hat, klebt noch an ihm: das Joviale, gemütlich Gehässige eines großen Verkäufers. Klaußner spielt übrigens nicht nur den Vater, sondern sowohl den Staatsanwalt als auch den Verteidiger im Prozess gegen Dmitri Karamasow. Klaußner spielt in fliegendem Wechsel, als zische eine Sichel durch ihn durch und spalte den Mann, ohne dass er zerfiele, erst Ankläger, dann Verteidiger. Warum? Weil das Gute und das Böse in dieser Welt so dicht beieinander sind wie Hälften, die gerade erst gespalten wurden. Klaußner ist darin grandios: Ein Gesetzesmann, voller Hohn und Verbitterung gegen das Gesetz, von dessen Biegsamkeit er doch lebt. Im Roman sagt Iwan Karamasow seinem Bruder Aljoscha, dass er unbedingt noch erleben wolle, warum das alles so eingerichtet sei, wie es nun einmal eingerichtet ist. [...] Dabeiseinwollen, wenn herauskommt, weswegen alles so gewesen ist – diese Inszenierung beweist, dass das auch ein guter Grund sein kann, ins Theater zu gehen.“ - Die ZEIT
 
„Alexander Simon versieht diesen an Gott, Verantwortung, Liebe und an das „Paradies auf Erden“ glaubenden Aljoscha mit der Stoik eines tibetischen Mönchs und versucht, so gut es geht, die Stürme, die da Szene für Szene auf ihn hereinbrachen, zu überstehen. [...] Das sind die Momente, in denen tatsächlich alles fließt, sich die Dinge verbinden, so wie Aljoscha es für die Welt erhofft. Alexander Simon steht, als er das sagt, vorne an der Rampe, das Saallicht ist an und nicht wenige schon gedanklich in der Pause. „Alles ist nichts ohne ein Gefühl für Gott“ sagt er noch. Ruhig. Ernst. Ungeschützt und kitschfrei. Niemand hätte in diesem Moment gewagt, diesem mutigen Mann zu widersprechen.“ - Frankfurter Allgemeine Zeitung
 
„Luk Percevals gedankenschwere und höchste Konzentration erfordernde Inszenierung lebt von den großartigen Darstellern und dem von Annette Kurz kongenial entwickelten Klangraum. Geschickt verwebt Perceval Kriminalgeschichte und philosophischen Diskurs. Das Publikum ließ sich gerne mitnehmen auf die Reise in Dostojewskis Gedankenwelt – kein Wunder, wenn es solchen Schauspielern folgen darf!“ - NDR Kultur

 

Pressestimmen aus Russland zum dortigen Gastspiel im Jahr 2013

 

„Das Ensemble des Thalia Theaters ist wahrscheinlich das beste im deutschsprachigen Raum (das bedeutet automatisch, das beste in Europa, und das heißt wiederum, in der Welt des Theaters überhaupt). Was jedoch die Darsteller der Hauptrollen in "Die Brüder Karamasow" machen, bewegt sich hinsichtlich ihrer professionellen und menschlichen Fähigkeiten am Rande der Vorstellungskraft. Wenn es heute etwas Lebendiges im Stanislawskij-System gibt, dann ist es diese Fähigkeit, eine Figur nicht zu verkörpern, nicht in ihr aufzugehen, sondern sie zu „sein“. Wenn Iwan (Jens Harzer) oder Aljoscha (Alexander Simon) in den Zuschauerraum blicken und sprechen, wird deutlich: Wenn sie etwas spielen, dann nur sich selbst. Das ist nicht schauspielerische Glaubwürdigkeit, sie stehen im Banne der letzten, quälenden Fragen des Seins.“ - Wedomosti
 
„Ein riesiger Hype: der Saal ist überfüllt, alle Durchgänge sind mit zusätzlichen Stühlen zugestellt, an den Wänden entlang stehen Zuschauer so dicht gedrängt, dass sie beinahe hängen. Das gesamte Petersburger Theater-Publikum ist heute im Baltic House versammelt – Studenten, Schauspieler, Regisseure, Theaterwissenschaftler, Kritiker. Im Foyer begegnete ich Zirkusdirektor Slawa Polunin und Andrej Mogutschij, dem Spielleiter des BDT. Luk Perceval ist ein Ereignis!“ - livejournal.com
 
„Die Aufführung dieses großen Romans, inszeniert von Susanne Meister und Luk Perceval, beeindruckt mit Feinheit und Tiefe.“ - Blog von Evgeni Ponomarev
 
„Das Spiel der Darsteller ist, wie immer im Thalia Theater, eine Glanzleistung. Alle drei Brüder werden sehr gut gespielt.“ - Blog von Evgeni Ponomarev
 
„Aber das Wesentliche an diesem Stück ist ein unbestimmter innerer energiegeladener Leitfaden. Er zieht die Zuschauer immer mehr in seinen Bann, und am Ende (dabei hat man kaum die Länge des Stücks bemerkt) wird der Zuschauer von einem tiefen humanistischen Gefühl der Wahrnehmung der Geheimnisse des Lebens gleichermaßen durchdrungen…Das Stück findet auch nachdem der Vorhang gefallen ist noch seinen Fortgang.“ - Blog von Evgeni Ponomarev
 
„Wenn man die Premiere „Die Brüder Karamasow“ in einem Wort beschreiben müsste, dann wäre das der Begriff…Authentizität. Regieauthentizität.“ - PTJ (Petersburger Theatermagazin)
 
„In „Die Brüder Karamasow“, dem größten Roman von Dostojewski, bleibt der Regisseur seinen Prinzipien des Bühnenminimalismus treu – in den Vordergrund wird hier überraschend das klingende Wort gerückt, energiegeladene literarische Monologe, die von den handelnden Figuren gesprochen werden.“ - Fontanka.ru