Pressestim
men zu Andersen.
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hen Welten

„Innenansichten einer gepeinigten Seele: Nicht alles ist verständlich, aber am Ende entsteht ein betörender Theater-Abend mit wunderbaren Bildern. Herausgekommen ist ein hochartifizielles, verschrobenes Bilder-Märchen, in dem Bruno Cathomas als einer von drei Andersen-Darstellern mal als selbstherrlicher Künstler herumstolziert, mal als hilfloser Außenseiter "Angst, Angst, Angst" schreit. In dem als zweite Andersen-Figur der wunderbare Mirco Kreibich mit großen Augen rührend und fragend ins Publikum schaut, bevor er sich mühevoll unter einem Tisch verknäuelt und "Ich bin krank. Ich halte die Einsamkeit nicht mehr aus" winselt. Den dritten Andersen spielt Daniel Lommatzsch. Er erzählt eindringlich vom armen Gelehrten im Süden, ironisiert dann das Spiel, das hauptsächlich Andersens Märchen "Der Schatten" nacherzählt. Es geht darin um einen Schatten, der sich selbstständig macht, um die Doppeldeutigkeit des Lebens und die Frage "Wer bin ich?".“ - Hamburger Abendblatt

 

„Verrückt, poppig und mächtig: "Andersen" im Thalia-Theater In seiner Fülle an Motiven, Bildern, Tönen und Handlungselementen ist "Andersen. Trip zwischen Welten" ein mächtiger, schwer greifbarer Klopper. Die Musik von Carsten "Erobique" Meyer und Matthias Strzoda fügt sich poppig ein. Am eindrücklichsten sind vor allem einzelne Szenen, wie etwa Bruno Cathomas' Liberace-Nummer (zu "Des Kaisers neue Kleider"), Mirco Kreibichs erstaunliche Kletterkünste und Karin Neuhäusers fantastische Darstellung des "Schattens". Ein wilder, aber anregender und durchaus auch humorvoller Cocktail.“ - Hamburger Morgenpost

 

„Der junge Hans Christian Andersen (Mirco Kreibich) im Biedermeier-Anzug übt sich beim ersten Auftritt in einem strahlend weißen Salon im Freeclimbing über Flügel, Treppe und Regale im Hamburger Thalia Theater. Das raumgreifende Bühnenbild von Barbara Ehnes, ein selbsterfundenes, der Farben beraubtes und um eine dritte Dimension erweitertes Dalí-Gemälde, bietet dem durstigen Dichter immer gerade Halt genug. So stürzt er nicht ab, während er beginnt, sein Märchen "Der Schatten" seinem Schatten (Daniel Lommatzsch) zu erzählen. "Andersen Trip zwischen Welten" nennt Regisseur Stefan Pucher seinen großen postdramatischen Entwurf. […] Pucher verknüpft in "Andersen" klassische Themenkomplexe zu einer Parabel auf verlorene poetische Seelen, die in einer kalten Geschäftswelt elend zugrunde gehen. Der miese Charakter, der Schatten allein, erlangt Glück, Ruhm und finanziellen Segen. Dabei verzaubert Karin Neuhäuser als unglaublicher, überwältigender, eiskalter, tiefgründiger Schatten-Mephisto.“ - Die Welt

 

„Im Programmheft steht, es sei ratsam, das Programmheft zu lesen, als "Sehunterstützung". Es will, so steht dort, "die Geschichte miterzählen helfen von einem künstlerischen Sonderling", von einem, der das "Sonderlinghafte" in sich unterdrückt. Das ist ein interessanter Hinweis. Erstens entnehmen wir ihm, dass dieser Theaterabend tatsächlich so etwas wie eine Geschichte erzählen möchte; zweitens muss den Machern selbst die Befürchtung gekommen sein, dass sich eben dies womöglich nicht recht vermittelt. Deshalb gibt es für drei Euro diese Sehunterstützung. Vielen Dank. […] Womöglich hätte man sich ohne Sehunterstützung über diesen Ausverkauf des Pop-Theaters aufgeregt. Oder wäre nach zehn Minuten einfach eingeschlafen. Denn die lustig blubbernde Musik von Carsten "Erobique" Meyer und Matthias Strzoda ist bestens als Einschlummersound geeignet; wir haben tatsächlich einige sanft schlafende Theatergänger entdeckt. Offenbar hatten sie nicht das Programmbuch studiert.“ - Frankfurter Rundschau

 

„In seinem Märchen «Der Schatten» formulierte der bereits weltberühmte Hans Christian Andersen bitterste Zweifel an seiner Künstleridentität - sowie am Wesen der Menschen überhaupt. Ein Riss geht darin durch die Seele des schöpferischen Einzelnen, und ein Riss trennt ihn vom Leben der Anderen. Die existenzielle Erzählung, die der dänische Dichter (1805-1875) natürlich für Erwachsene schrieb, haben Autor und Regisseur Stefan Pucher und Dramaturg Benjamin von Blomberg am Hamburger Thalia Theater in eine sehr poetische, tieftraurige und hochartifizielle Bühnen-Collage verwandelt, die den Zuschauer ins Herz trifft. Auf das (Alb-)Traumgespinst «Andersen. Trip zwischen Welten», an dem einfach alles stimmt - Konzept, Darsteller, Bühnenbild und die Musik von Carsten «Erobique» Meyer - reagierte das Premierenpublikum am Samstagabend mit Jubel.“ - dpa

 

„Der dänische Dichter und Märchenerzähler ist in diesem Poesie-Sanatorium eine vierfach gespaltene Persönlichkeit: dreimal Mensch und einmal Schatten. Entwickelt aus Andersens Erzählungen vom Gelehrten, der seinen Schatten losschickt, Erkundigungen einzuziehen, wo er selbst nicht hinkommt, hat Pucher das Spiel der Teilung und Trennung weiter getrieben, um die vielen Seelen zu zeigen, die in des Künstlers Brust wohnen. […] Neben der sonderlichen Variante des Hans Christian, die von der exaltierten Supertunte (Bruno Cathomas) über den zerbrechlichen Schnösel (Daniel Lommatzsch) zum hypochondrischen Lunatic im Stile des Robert-Wilson-Theaters (Mirco Kreibich)und schließlich zu einem schnoddrigen und komischen Brachial-Zyniker (Karin Neuhäuser) reichen, werden vor allem Andersens Märchenfiguren sowie verdrießliche Seelenzustände aufgereiht. […] Wirkt Puchers Idee, die Persönlichkeit Hans Christian Andersens an der Schnittstelle von Genie und Wahnsinn als Freak darzustellen, konzeptionell eher wie ein Jahrmarkt denn wie eine Studie, so bietet die serielle Struktur, die er sich für seine opulente Szenensammlung schafft, dennoch ein Gerüst für viele Momente absurder Unterhaltung und schöne Bilder. Mirco Kreibichs spastische Akrobatik mit melancholischer Fresse, die seinen Andersen als versteckten Hypochonder, Versager und Träumer darstellt, ist eine herrliche Theaterschrulle. Karin Neuhäusers trockener Egoismus, mit dem sie als „Schatten“ die Dichter-Zauseln beherrscht, lässt wenig an Komik zu wünschen übrig. […] Schließlich schafft die Verschränkung von flacher Bühne mit ihrer räumlichen Illusion und zahlreiche Videoprojektionen eine vielschichtige Welt. Meika Dresenkamps filmische Betrachtungen verstörter Menschen im Bett und beim Morden könnten ein Bildgedicht über den Übergang von Schlaflosigkeit in den Alptraum sein.“ - Süddeutsche Zeitung

 

„Gleich vom ersten Moment an wird der Zuschauer in eine Märchenwelt versetzt. Die ganz in beige gehaltene Bühne wirkt wie eine riesengroße Seite eines aufklappbaren Bilderbuchs. Und auch der junge Mann, der dort über einen überdimensionalen Tisch turnt und sich am Kaminsims entlanghangelt, scheint nicht von dieser Welt zu sein. Kalkweißes Gesicht, düstere Augenpartie, wirres Haar: Er sieht aus, als sei er gerade einer Freakshow entsprungen oder zumindest einem Tim-Burton-Film. […] Es ist eine traurige Geschichte, die Pucher über den berühmten dänischen Dichter erzählt. […] Doch der Dichter galt als schwierig: Ehrgeizig und aufbrausend, dabei einsam, von Ängsten und Minderwertigkeitskomplexen geplagt. Das alles zeigt Pucher in einem schön verwobenen Reigen von Szenen, die das Leben des Dichters nicht chronologisch bebildern, sondern assoziativ arrangiert sind. […] Üppige Kostüme, große Gesten und überdimensionale Märchenbühne – die beiden Musiker kontrastieren das mit einem wunderbar lässigen Sound zwischen Sechziger-Jahre-Pop und Barjazz. Ziemlich Cool.“ - Hannoversche Allgemeine Zeitung