Alles, wa
s wir nicht
erinnern
Gernot Grünewald
Michael Köpke
Katharina Arkit
Susanne Meister
Daniel Sapir
Jaroslaw Murawski
sowie (alternierend)
Rolf Bach / Marek Kandel
Elisabeth Kalina / Viola Krizak
Kinder (alternierend)
Linda Kuric / Mona Pehle
Jari Lohmeier / Jasper Radtke / Joon Staschen
Am Ende des von Nazi-Deutschland entfesselten Zweiten Weltkriegs sind mehr als zwölf Millionen Deutsche auf der Flucht oder werden aus ihren Häusern vertrieben – ein kollektives Trauma, das bis heute in den Familien nachwirkt. Es verbindet sich mit dem Schicksal von Millionen Geflüchteten unserer Tage und erhält durch den Krieg in der Ukraine Aktualität.
Im Januar 2020 macht sich die Autorin Christiane Hoffmann in Różyna (Rosenthal), einem Dorf in Niederschlesien, auf den Weg Richtung Westen. Zu Fuß geht sie die 550 km noch einmal nach, die ihr Vater als Neunjähriger im Winter 1945 auf der Flucht vor der Roten Armee mit dem Treck seines Dorfes zurücklegte. Seine Flucht führte ihn schließlich nach Wedel bei Hamburg.
Emotionaler Ausgangspunkt des Weges der Tochter ist ihre Annäherung an den vor kurzem verstorbenen Vater, dessen fehlende Erinnerung an das Geschehen von damals ihr Leben geprägt hat. Es ist der Versuch, die Auswirkungen des Fluchttraumas auf die nächsten Generationen zu begreifen. Für die langjährige Auslandskorrespondentin und derzeitige stellvertretende Regierungssprecherin ist es aber auch eine Reise durch Europa in die gemeinsame Geschichte Deutschlands, Polens und Tschechiens.
Im Februar 2024 reist Regisseur Gernot Grünewald zusammen mit Christiane Hoffmann und dem polnischen Autor Jarosław Murawski nach Różyna, um dokumentarisches Material für den Theaterabend in der Gaußstraße zu sammeln. Sie sprechen mit Zeitzeugen und Nachfahren der 1945 aus der Westukraine vertriebenen polnischen Familien, die heute im Dorf und im Haus der Familie Hoffmann leben. Gemeinsam mit dem Team untersucht Videokünstler Jonas Plümke entlang der Fluchtroute, wie sich diese gigantische Bevölkerungsverschiebung bis heute in Menschen, Häusern und Landschaften abbildet.
Dauer 1:45, keine Pause
Uraufführung 29. November 2024, Thalia Gauss
Wir danken dem Historiker Dr. Andreas Kossert, der unser Projekt beratend begleitet.
„So erzählen der eindrucksvolle Text und der insbesondere in seiner Empathie schlüssige Abend über ein Europa, von dem wir bis vor Kurzem fast vergessen hatten, wie fragil es war und wie brüchig es offenbar noch immer ist.“ - Maike Schiller, Hamburger Abendblatt, 3. Dezember 2024
„Der Theaterabend wirkt am Anfang wie eine lockere Versuchsanordnung – ganz langsam aber fängt der Abend an, unter die Haut zu gehen.Regisseur Gernot Grünewald und sein Team holen das Thema Flucht und Vertreibung behutsam auf die Bühne, in einer Mischung aus realistischen Spielszenen und Erzählsituationen (...).“ - Peter Helling, NDR Kultur, 20. November 2024
„Grünewald schafft mit "Alles, was wir nicht erinnern" einen Ausweg aus der Sackgasse der politischen Didaktik, und der heißt konsequente Menschlichkeit. Was vielleicht gar nicht verkehrt ist, angesichts der Verhärtungen, die den politischen Diskurs zunehmend prägen.“ - Falk Schreiber, nachtkritik.de, 20. November 2024