ja nichts ist ok

von Pollesch/Hinrichs Termine
ja nichts ist ok, Pollesch, Lessingtage

In ihrer letzten gemeinsamen Arbeit widmen sich René Pollesch und Fabian Hinrichs der Tragik und Absurdität modernen Daseins. In seinem Solo verkörpert Hinrichs eine ganze Wohngemeinschaft –viele auf einmal und doch nur sich selbst. Pollesch zeigte in ja nichts ist ok kurz vor seinem plötzlichen Tod noch einmal, warum er zu den einflussreichsten Theatermacher*innen seiner Zeit gehörte. Eine Berliner Zweck-WG wird hier zum Schauplatz globaler Krisen, zum Ort, an dem Alltagschaos und Weltpolitik aufeinandertreffen. Hinrichs springt mit Humor und Hingabe zwischen den Figuren, lässt sie über Unordnung und die große Frage nach dem richtigen Leben streiten. In dieser absurden und zugleich berührenden Arbeit zeigt sich die ganze Ratlosigkeit des Menschen im21. Jahrhundert und seine ungebrochene Sehnsucht nach Verbindung.

ja nichts ist ok – ein Vermächtnis zweier Künstler, die das Theater unserer Zeit geprägt haben. Die Inszenierung war 2025 zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

 

Mit Fabian Hinrichs

Statist:innen Nadine Ahlig, Farid Fleschmann, Niels Förster, Estanislao Gonzalez, Eva Günther, Kristina Hartmann, Sonja Holst, Manuel Klauser, Ingeborg Koch, Barbara Korte, Marion Lanzerstorfer, Christine Masuhr, Sebastián Pont Vergés, Berit Scheerer, Klaus Schneider, Lotte Selier, Alex Sommerfeldt, Oliver Walter, Sonja Maria Célestine Weeke

Text René Pollesch

Bühne Anna Viebrock

Kostüme Tabea Braun

Licht Frank Novak

Dramaturgie Anna Heesen, Johanna Kobusch

Produktion Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz (Berlin)

 

Uraufführung am 11. Februar 2024, Große Bühne

 

 

R: (am Telefon): Warst du denn jetzt beim Arzt? Darüber hast du mir nichts geschrieben. (…) Du musst da hingehen, was ist denn los mit dir, was machst du denn? (…) Wo bist du denn jetzt gerade? (…) Warst du denn bei der AOK? (…) Also du bist gerade nicht in der Verfassung zum Arzt zu gehen willst du sagen oder? (…) Wie lange hat denn der Chirurg auf, weißt du das, hast du das gesehen? (…) Oh man ey, man, man (…) Thomas, Thomas, hör mal zu, hi, hörst du mich? Also, ich bin jetzt doch früher zuhause als ich dachte, ich bin so 13:30 Uhr zuhause. Ich kuck jetzt mal, wie lange der Ullrich aufhat, ja? Du musst da noch hin, ich versteh nicht was du … Du denkst jetzt, du hast jetzt nen Verband und damit ist es getan, die haben dir doch gesagt, du musst dringend zum Chirurgen, die müssen dir den Finger aufschneiden. Nein hör auf, Thomas! Thomas! Du gehst da jetzt weg! Du hörst jetzt auf, du spinnst wohl, du hast doch nen Knall! Hör auf diese Anfälle zu kriegen, echt!

(F kommt wieder)

Du musst dich jetzt beruhigen! Du musst dich jetzt beruhigen! Ich bin in einer Stunde zuhause, ja? Ja? Hast du gehört? 13 Uhr 30 bin ich zuhause. Ja? Ok. Ja ok gut.

Ok bis dann, ja? (Legt auf)

Oh mein Gott, oh mein Gott.

Der hat ne Blutvergiftung, der soll zum Chirurgen, er ist nicht gegangen!

F: Blutvergiftung ist super gefährlich.

R: Ja, ja!

F: Ne Sepsis.

R: Ja!

F: Ganz viele Menschen sterben an ner Sepsis!

R: Ich weiß, ja!

F: Das ist meine Riesenangst!

R: Ja!

F: Dass man unbemerkt ne Sepsis hat. Das wissen viele gar nicht. Das Schlimme an ner Sepsis ist, das geht dann ganz schnell.

R: Ja!

F: Ist es schon halb?

L: Es ist schon 36.

F: Sechsunddreißig?? Das ist ja furchtbar.

R: Ich hab doch gesagt zwölf Uhr siebenundzwanzig vor neun Minuten! Man man man

F: Also

R: Geh jetzt!

F: Ich weiß nicht, wie man das ‒

R: Ich weiß gar nicht, wovon du redest gerade ‒ geh jetzt!

L: Geh!

F: Also theoretisch wäre das ja so, man würde Dialoge haben und man würde die ganze Zeit Schreie und Bomben im Hintergrund hören. Was wir natürlich nicht machen. Aber für mich, in meinem Kopf, ist dieser Sound immer da. Ich hab ne tolle Zeit mit meinen Kindern, wir weinen ja nicht dauernd zuhause, wir haben wirklich ne schöne Zeit gerade. Wir spielen auch irgendwelche Spiele und ich sag nicht dauernd: Aaron, bitte. Du kannst doch jetzt nicht lachen. Wir können doch jetzt keine Witze ‒ ich hatte auch das Witzebuch mit! Das hab ich noch aus seinem Zimmer geholt. Hier! 

    Termine

    Di 10.2.26
    • 19.30-20.40, Thalia Theater

      ja nichts ist ok

      von Pollesch/Hinrichs
      Tickets ab 27 € / erm. ab 14 €
    Mi 11.2.26
    • 19.30-20.40, Thalia Theater

      ja nichts ist ok

      von Pollesch/Hinrichs
      Tickets ab 27 € / erm. ab 14 €

    • Rusch Stiftung
      Förderer

    Pressestimmen

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    • Süddeutsche Zeitung: "Mag der Abend noch so viel Publikumsheiterkeit erzeugen, so ist er doch ein Vorstoß ins Herz der Schwermut - in bittere Wahrheiten und in die Eiseskälte, die sich in menschlichen Beziehungslabyrinthe...
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    • Welt: "'ja nichts ist ok' ist ein großer, aber auch ein rätselhafter Abend, den man nach 80 Minuten ohne Sachbuch- und Therapieempfehlung, dafür auf eigenartige Weise angeregt und beseelt verlässt"