Digitales Programmheft

Alles, was wir nicht erinnern

Ein deutsch-polnisches Projekt von Gernot Grünewald & Jarosław Murawski nach dem Buch von Christiane Hoffmann Regie Gernot Grünewald
Dauer 1 Std. 45 Min., keine Pause
Uraufführung 29.11.24, Thalia Gaußstraße

Im Januar 2020 macht sich Christiane Hoffmann im polnischen Dorf Różyna auf den Weg Richtung Westen. Zu Fuß geht sie die 550 km, die ihr Vater als neunjähriges Kind im Winter 1945 mit dem Flüchtlingstreck seines Dorfes zurücklegen musste. Die Flucht vor der Roten Armee beginnt für die Familie in Rosenthal/Niederschlesien und endet schließlich in Wedel bei Hamburg.
Das Buch über diese Reise zu Fuß beschreibt eine lebenslange Beschäftigung mit dem Ort, der die Nachgeborene nie losgelassen hat. Emotionaler Ausgangspunkt ist die Annäherung an den verstorbenen Vater. Es ist der Versuch, die Auswirkungen des Fluchttraumas auf die nächsten Generationen zu begreifen.
Für die langjährige Auslandskorrespondentin und ehemalige stellvertretende Regierungssprecherin ist es aber auch eine Reise durch Europa in die gemeinsame Geschichte Deutschlands, Polens und Tschechiens.
Für den Theaterabend, der ihr Buch zur Grundlage hat, fährt Christiane Hoffmann im Februar 2024 mit Regisseur Gernot Grünewald und dem polnischen Autor Jarosław Murawski erneut nach Różyna.
 Unterstützt von Videokünstler Jonas Plümke, der später auch die Fluchtroute filmen wird, interviewen sie Zeitzeugen und Nachfahren der 1945 aus der Westukraine vertriebenen polnischen Familien, die heute im Dorf und im Haus der Familie Hoffmann leben.
Entstanden ist ein deutsch-polnischer Theaterabend über die existenzielle Erfahrung von Flucht und Vertreibung. Und eine europäische Geschichte von großer visueller Kraft, die sich mit dem Schicksal Millionen Geflüchteter
unserer Tage verbinden lässt.