
Lucinda Childs begann ihre Karriere in den frühen 1960er Jahren als Choreographin des wegweisenden Judson Dance Theater. 1973 gründete sie ihre eigene Company und war drei Jahre später in „Einstein on the Beach“ von Philip Glass und Robert Wilson zu sehen, dem Meilenstein der Avantgarde-Oper, wofür sie mit dem Obie Award (Off-Broadway Theater Award) ausgezeichnet wurde. 1977 führte sie mit Wilson Co-Regie bei „I was sitting on my patio this guy appeared I thought I was hallucinating“, das 2021 fürs Festival d‘Automne in Paris wieder aufgenommen wurde. Ebenfalls für dieses Festival entwickelten Wilson/Childs „Bach 6 Solo“ mit der Violinistin Jennifer Koh.
Mit „Dance“ (Musik von Philip Glass, Filmausstattung Sol LeWitt) hat Childs 1979 eine ihrer dauerhaftesten Arbeiten choreographiert: „Dance“ ging international auf Gastspiel-Tour und wurde ins Repertoire des Ballets der Lyoner Oper aufgenommen. „Available Light“, 1983 mit Musik von John Adams und Frank Gehry für das Festival d’Automne in Paris erarbeitet, wurde beim Mostly Mozart Festival 2018 in New York gezeigt. Im selben Jahr präsentierte Childs Company einige ihrer frühen Arbeiten als Teil der Ausstellung „Judson Dance Theater: The Work Is Never Done“ im Museum of Modern Art in New York.
Zusätzlich zu den Arbeiten für ihre eigene Company entwickelte Childs über dreißig Choreographien für größere Ballet-Companies und Opern. Sie inszenierte Opern, zuletzt Philip Glass‘ „Akhnaten“ für die Oper von Nizza , wofür sie 2021 vom Opern Forum mit dem Preis für die beste lyrische Oper ausgezeichnet wurde. Weitere Opern-Inszenierungen waren „Orfeo und Euridice“ für die Los Angeles Oper; „Zaide“ von Mozart, „Dr. Atomic“ von John Adams für die Opéra National du Rhin in Straßburg; Händels „Allessandro“ für die Megaron Concert Hall in Athen und Jean-Baptiste Lully „Atys“ und Jean-Marie Leclaires „Scylla and Glaucus“ für das Theater Kiel.
Ebenso hat Childs mit Robert Wilson bei „Letter to a Man“ zusammengearbeitet. Vorlage dafür waren Nijinsky’s Tagebücher, Mikhail Baryshnikov tanzte das Stück. Als Schauspielerin spielte sie mit in Wilsons „Quartett“ von Heiner Müller, gemeinsam mit Michel Piccoli in Marguerite Duras‘ „Maladie de La Mort“. 2016 wurden ihre choreographischen Entwürfe in der Thaddeus Ropac Gallery (in Zusammenarbeit mit dem Centre Nationale de la Danse) in der Ausstellung „Nothing Personal“ gezeigt, wo ihre Arbeiten auch archiviert werden.
Unter anderen Auszeichnungen wurde Childs in die Hall of Fame des National Museum of Dance, New York, aufgenommen und erhielt die Ehrendoktorwürde der Universität Côte d’Azur 2021.