Trans
it
Amir Reza Koohestani
Mitra Nadjmabadi
Gabriele Rupprecht
Susanne Meister
Phillip Hohenwarter
Matthias Peyker
Tausende suchen einen Weg heraus aus Europa, kämpfen um Visa und Transits und hoffen verzweifelt, mit einer der wenigen Schiffspassagen dem Krieg zu entkommen. Unter ihnen ein junger Deutscher: Mit falschen Papieren aus einem Arbeitslager geflohen, strandet er im überfüllten Marseille. Hier trifft er Marie und ihren Liebhaber, einen Arzt. Die junge Frau ist auf der Suche nach ihrem Mann, von dem sie beim Einmarsch der Deutschen in Paris getrennt wurde. Er ist ihr Garant für das rettende Visum, solange sie ihn nicht findet, kann sie Marseille nicht verlassen. Noch weiß sie nicht, dass er nicht mehr lebt — und ausgerechnet jener junge Flüchtling, der in sie verliebt ist, per Zufall die Identität des Toten angenommen hat. Anna Seghers, 1941 selbst über Marseille nach Mexiko geflohen, erzählt in ihrem berühmten Exil-Roman eindrücklich von ihren Erlebnissen mit jenem Transitzustand, der heute für Millionen von Menschen bittere Lebensrealität ist.
Für das Thalia Theater adaptiert Regisseur und Drehbuchautor Amir Reza Koohestani „Transit“ zusammen mit seinem Co-Autor Keyvan Sarreshteh. Der international arbeitende iranische Regisseur liest den Roman vor dem Hintergrund persönlicher Erfahrungen. Weil die Pandemie reale Begegnungen immer mehr in den virtuellen Raum verlegt hat, wird das rettende Botschaftsgebäude bei Koohestani endgültig zur Black Box. Seine drei in existentielle Not geratenen Liebenden verlieren sich in einem anonymen, kafkaesken System, das im Kontakt mit dem realen Menschen versagt. Dem individuellen Schicksal gegenüber ist man blinder denn je.
Dauer: 1:25h, keine Pause
Premiere 9. September 2021, Weimar
Hamburg-Premiere 25. September, Thalia Gauss
Koproduktion mit dem Kunstfest Weimar
„Amir Reza Koohestani schafft es in seiner Bühnenadaption von Anna Seghers' Transit über das Thema Flucht hinaus zu gehen - die gnadenlose Bürokratie als Problem geht Alle an. Die beiden Seiten der Inszenierung: die erschreckende Karikatur des Verwaltungsapparates und die bedrückende Tragödie der drei Liebenden - machen diesen Abend sehenswert.“ - Thilo Sauer, Deutschlandfunk Kultur, Fazit, 10.09.2021
„Ein intimes Kammerspiel, das den Wahnsinn der Flucht zeigt.“ - Kevin Hanschke, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.09.2021
„Der Abend mag insgesamt kühl wirken, dennoch geht sein Konzept auf. Ein sehens-, ein lohnenswerter Abend.“ - Matthias Schmidt, nachtkritik.de, 10.09.2021