Sechs Koffer

Sechs K
offer

von Maxim Biller / Regie Elsa-Sophie Jach
Trailer Sechs Koffer

Irgendjemand musste den Großvater Schmil denunziert haben. Warum sonst hätte man ihn im Frühjahr 1960 am Flughafen in Moskau mit ein paar hundert Dollar als Devisenschmuggler verhaftet? Schmil war auf dem Weg nach Prag und wollte seinem Sohn Sjoma und Schwiegertochter Rada ein neues Auto kaufen. Der Anlass war die Geburt von Enkel Maxim. Drei Monate später wird der Großvater hingerichtet. Wer hatte ihn verraten? Könnte es jemand aus der Verwandtschaft gewesen sein? Es gibt Gerüchte und Verdächtigungen, denen Maxim im Laufe der Jahre nachgeht. War es Onkel Dima, der einige Jahre im Gefängnis verbrachte? Oder Tante Natalia, die Onkel Dima mit geheimen Akten erpresst hat? Oder sogar der eigene Vater, der einmal mit Natalia zusammen war? Und was ist mit dem reichen Onkel Lev, der als erster in den Westen floh und mit dem seit Jahren niemand mehr in der Familie spricht? Der Erzähler Maxim öffnet Kapitel für Kapitel ein familiäres Schuldgepäck, verteilt auf sechs Koffer. Es gibt einiges aus unterschiedlichen Perspektiven zu besichtigen und es bleibt die Frage, wem kann man vertrauen in Zeiten großer Zerrissenheit?

 

„Sechs Koffer“ erzählt von einer Familie, die es von Ost nach West verschlägt und die ihr dunkles Geheimnis durch die Zeiten trägt. Maxim Biller war zehn, als er mit seiner Familie Prag verließ: „Wir sind 1970 nach Hamburg gekommen und lebten im Kreise von jüdischen und osteuropäischen Emigranten. Man besuchte sich fast jeden Tag, natürlich unangemeldet, und ich habe alle möglichen Biografen kennengelernt. Und damit alle möglichen, auch schuldhaften Verstrickungen, wobei die meisten Menschen eher schwach als böse sind. Oder böse sind, weil sie schwach sind.“

 

Regisseurin Elsa-Sophie Jach, die den Roman für die Bühne adaptiert, wurde mit ihrer ersten Thalia-Inszenierung „dritte republik“ gemeinsam mit Autor Thomas Köck zum Festival Radikal Jung 2019 eingeladen.

 

Dauer 1:50h, keine Pause

Uraufführung 19. Oktober 2019, Thalia Gauß

PRESSESTIMMEN

„Kommen Sie rein, schauen Sie hin, hören Sie zu, lassen Sie sich verblüffen! Auf dem schrägen, bunten und daoch manchmal ganz schön grausamen Jahrmarkt des Familienlebens.“ - Maike Schiller, Hamburger Abendblatt, 21.10.19

 

„Jach findet eine sportlich-unterhaltende Lösung für das Problem so vieler Romanadaptionen  [...] Ihre Inszenierung ist eine Chroreografie, ein Textturnen im Neongerüst, bei dem selbst zu lange Monologe keine echten Durchhänger bilden.“ - Till Briegleb, Süddeutsche Zeitung, 24.10.19

 

„Ohne sich vom eigentlichen Text wegzubewegen, gelingt Jach ein kluger Zugriff, der auf eigenwilliger Art und Weise die Allgemeingültigkeit dieses Familienthemas unterstreicht.“ - Katrin Ullmann, nachtkritik, 20.10.19

 

Weitere Pressestimmen
Foto: Fabian HammerlFoto: Fabian HammerlFoto: Fabian HammerlFoto: Fabian HammerlFoto: Fabian HammerlFoto: Fabian Hammerl