Onkel W
anja
Hakan Savaş Mican
Miriam Marto
Marion Schindler
Susanne Meister
Daniel Kahn
Mikko Gaestel
„Ich habe nicht gelebt, nicht gelebt!“ Mit der Pistole in der Hand stürzt Wanja herein, wahnsinnig, verzweifelt und schießt mehrmals. Kein Schuss trifft, es ist zum Lachen, ist es eine Komödie? Warum verehren alle den Professor, wenn sein Egoismus so leicht zu durchschauen ist? Warum ist Wanjas Nichte Sonja fasziniert von Astrov? Weil er Vegetarier ist und die Natur retten will? Oder ist er nur ihr Ticket in ein anderes Leben? Was hat die mit dem Professor verheiratete Jelena davon, dass alle in sie verliebt sind, wenn sie selbst nichts mit sich anzufangen weiß? Was macht das alles für einen Sinn?
Der russische Weltdramatiker Anton Tschechow erzählt vom Stillstand einer Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts, vom Ende einer Epoche, von der Sehnsucht, auszubrechen. Nur wenige Jahre später wird die Revolution alle Verhältnisse auf den Kopf stellen, aber das wissen seine Figuren nicht. Sie wissen nur – alles muss sich ändern.
Regisseur Hakan Savaş Mican, Live-Musiker Daniel Kahn und das Ensemble überblenden ins 21. Jahrhundert, verwischen Grenzen zwischen Theater und Film, zwischen Zeiten, Genres und Spielverabredungen. Indem Tschechows Welt präsent bleibt, erzählt „Wanja in der Gaußstrasse“ von uns, von heute.
In Berlin geboren, in der Türkei aufgewachsen, verbindet Hakan Savaş Mican in seiner Arbeit Räume und Zeiten. „Vögel”, gelobt als „kluges Schauspielertheater“ führt mit Live-Musik auf der Bühne mitten hinein in die Gegenwärtigkeit des Israel-Palästina-Konflikts. Auch Arthur Millers Einwanderer-Drama „Blick von der Brücke“ kommt bei Mican mühelos im Heute an. Jetzt folgt die dritte Arbeit des Regisseurs mit dem Thalia-Ensemble.
Dauer 2:15h, keine Pause
Premiere 25. Februar 2022, Thalia Gauß
„Was aber eigentlich interessant ist an diesem Abend, sind die inneren Vorgänge, die Sehnsucht der Figuren, ihre innere Musik. Und die bringt besonders eine zum Klingen: Meryem Öz als unglücklich verliebte Sonja. Einfach fantastisch.“- Peter Helling, NDR 90,3, 26.2.2022
„[...] grandios gespielte Schlusszene, in der Stefan Stern die Verzweiflung Wanjas körperlich anschaulich werden lässt.“ - Lenard Brar Manthey Rojas, taz, 28.03.2022
„Anna Blomeier gibt [Jelena] als moderne Femme Fatale, klug, aber hoffnungslos der Langeweile, dem Nichtstun und der Sinnlosigkeit des Daseins ergeben – und daran langsam und sehr sehenswert implodierend.“ - Annette Stiekele, Hamburger Abendblatt, 26.2.2022
„Die Fassung von Angela Schanelec schafft mit ihrer klaren Sprache die notwendige Konzentration auf das Wesentliche. Und Regisseur Hakan Savaş Mican kann auf sein fulminant aufspielendes Ensemble zählen, das alle Nuancen der Figuren und ihr komplexes Zusammenwirken in der Tiefe ausleuchtet.“ - Annette Stiekele, Hamburger Abendblatt, 26.2.2022