Noch w
ach?
Christopher Rüping
Peter Baur
Lene Schwind
Matthias Günther
Emma Lou Herrmann
Jan Haas
In Berlin hat eine junge Frau einen neuen Job bei einem großen Fernsehsender. Alles ist gut. Der neue Chef ist super, die Zukunft ein leuchtendes Versprechen. Vor allem zu später Stunde, wenn eine SMS-Nachricht auf ihrem Handybildschirm aufblitzt: „Noch wach?“. In Los Angeles im Garten des legendären Hotels „Chateau Marmont“ versucht ein Schriftsteller, einen Liebesroman zu schreiben, kommt aber nicht wirklich voran. Er trifft Rose McGowan, eine Schauspielerin, der man nachsagt, neuerdings irgendwie anstrengend geworden zu sein, weil sie alte Machtstrukturen und einen handfesten Machtmissbrauch beklagt. Sie hinterlässt dem Schriftsteller eine kryptische Nachricht – oder ist es vielmehr ein Auftrag? Er kehrt nach Berlin zurück, lernt die junge Frau kennen, die für den großen Fernsehsender arbeitet und findet sich als Akteur mitten in einem unübersichtlichen Geschehen wieder, das ihn in einen tiefen persönlichen Konflikt stürzt.
Nach Benjamin von Stuckrad-Barres „Panikherz“ inszeniert Christopher Rüping die Uraufführung von „Noch wach?“ am Thalia Theater. Seine Arbeiten sind immer wieder Befragungen der Gegenwart und stellen sich zeitgenössischen Themen in unterschiedlichsten Spielformen und sehr freien Herangehensweisen. Zuletzt inszenierte er am Thalia Theater Thomas Köcks Klimatrilogie „Paradies“ und den Roman „Brüste und Eier“ von Mieko Kawakami.
Dauer: 3:10h, inklusive einer Pause
Uraufführung 8. September 2023, Thalia Theater
„Rüping inszeniert plakativ, mit viel Livemusik. Das passt zu Stil und Tempo des Romans. Die frech-schnoddrige Sprache Stuckrad-Barres funktioniert gut, zumal das Ensemble zum Niederknien spielt.“ - Katja Weise, NDR Kultur, 9. September 2023
„Christopher Rüping und sein Team geben ihr Bestes, eine Kräfteverschiebung im Vergleich zum Roman herzustellen, weg vom Erzähler hin zu den Frauen in der Geschichte, zur tatsächlich politischen "Me too"-Debatte. Und stoßen dabei an natürliche Grenzen. Am Ende aber, kurz bevor im Finale die Frauen den Sender stürmen (...), entsteht etwas, das dem ganzen Roman fehlt: Wut. Und Bitterkeit.“ - Christiane Lutz, Süddeutsche Zeitung, 9. September 2023
„Die psychischen Abhängigkeiten, die sich mit MeToo verbinden, die Widersprüche und Grauzonen wiederum, lotet der Abend anhand des Kampfes jener jungen Frauen aus, die sich zusammentun, um gegen den Chefredakteur ins Feld zu ziehen. Beeindruckend ist in der Rolle der Sophia vor allem die Schauspielerin Maike Knirsch, die diese Widersprüche verkörpert: Sie durchschaut die Mechanismen des Missbrauchs, sie ist diejenige, die, was vorgeht, glasklar reflektiert – und geht bei nächster Gelegenheit doch gleich wieder mit dem Chefredakteur ins Bett.“ - Julia Encke, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11. September 2023