Mogadischu. Stammheim. Schleyer. Fassbinder nackt in seiner Wohnung. Am Telefon. Bestellt sich Koks. Dann schmeißt er es beim Geräusch von Sirenen ins Klo. Schreit hin und wieder den Geliebten Armin zusammen, weil - egal wo man politisch steht - das Private ist immer schwierig und auch Schlägereien kommen eben manchmal vor. Noch im selben Jahr bringt Armin sich um. Aber wir sind ja nicht mehr im Herbst 77 als Fassbinder die Episode von Deutschland im Herbst dreht. Wir befinden uns gute 40 Jahre später in einem schönen warmen deutschen Sommer in unserem etwas improvisierten Radiostudio und plagen uns damit herum, dass das Polizeiaufgabengesetz aus Bayern jetzt als Muster für andere Bundesländer herhalten soll; dass die Identitären mittlerweile besser vernetzt sind als viele linke Bewegungen und dass die stärkste Oppositionspartei des Bundestages die AfD ist.
Fuck! Wir werfen den Computer an die Wand und den Router ins Klo. Aber davon werden wir den Ohrwurm der Nationalhymne auch nicht los. Wir wissen, dass die Gewalt längst nicht mehr nur außen zu suchen ist. Wir wissen, wie die Tauschlogik in unser Privatleben geschlichen ist; wie das Herrschaftsprinzip langsam in unsere Gespräche, in unsere Abendessen, in unseren Sex gewandert ist. Wir sind Kinder unserer Zeit, die niemals eine gute war. Und solange die Dinge sind, wie sie sind, muss man beinahe Angst haben, jemandem zu begegnen, den man liebt. Wir wissen das und bekommen es trotzdem nicht besser hin. Egal. Schaltet ein. Wir hören gute Musik. Wir reden auch über Filme und den neusten Gossip…
Mi. 04.07. / Fr. 06.07. 22 Uhr, Thalia in der Gaußstraße
Regie Meera Theunert Bühne Laura Robert Kostüm: Wiebke Strombeck Dramaturgie Leon Frisch Mit Franz-Xaver Franz, Martin Mutschler