Die Ratten

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von Gerhart Hauptmann / mit Szenen von Einar Schleef und Maxim Gorki / Regie Jette Steckel
Trailer Die Ratten

„In der Kantine, da sitzen die Schauspieler... Die Kantine ist im Keller, die Schauspieler sitzen im Keller der menschlichen Empfindungen. Die Garderoben sind ja immer oben. Zwischen Garderobe und Keller ist die Bühne. Die Garderobe ist der Traum, wie man sein will, und dann beginnt der Absturz. Über die Treppen zum Inspizienten. Und dann ist die Niederlage perfekt.“

 

Mit diesem Hinweis auf die Architektur des Theaters beantwortete der Theaterkünstler Einar Schleef die Frage, was für ihn ein Schauspieler sei. So betrachtet, ist es kein Wunder, dass der Hauptgegenstand des Theaters die Tragödie ist. Gerhard Hauptmann hat zwei Generationen vor Schleef für seine Tragikomödie „Die Ratten“ eine ähnliche Symbolik benutzt. Die Berliner Mietskaserne, in der dieses Stück bei ihm lokalisiert ist, hat auch drei Ebenen. Oben unterm Dach hat der abgehalfterte Theaterdirektor Hassenreuter sein Reich. Als klassisch fühlender und pragmatisch denkender Regisseur, herrscht er dort über seinen Anhang und seine Schüler. In der Mitte, in der „bel etage“, lebt das Ehepaar John den Traum von einer heilen, glücklichen Familie, der aber an der Basis bröckelt und jederzeit in sich zusammenstürzen kann. Und unten im sogenannten „Knochenkeller“ sammeln sich die Abgestürzten aus den oberen Etagen und leben dort ungeniert. Denn jeder Tag könnte der letzte sein. Sie sind frei, zumindest frei von Verantwortung und Leistungsdruck, aber ohne Zukunft und Perspektive. Alle drei Welten existieren in Hauptmanns Stück unter einem Dach. Sie sind voneinander abgeschlossen, aber auch durchlässig, zumindest nach unten in den Keller – der für einige nicht nur als Bedrohung sondern auch als Sehnsuchtsort erscheint.

 

Über diesen Keller wird bei Hauptmann auf der Bühne nur gesprochen. Er wird aber nie gezeigt. Knapp 100 Jahre nach der Uraufführung und nach mindestens 500 Inszenierungen, die dieser Klassiker seitdem erfahren haben dürfte, macht Jette Steckels Inszenierung den Versuch, das bei Hauptmann zugrunde liegende Modell zu vervollständigen, und auch den „Keller der menschlichen Empfindungen“ auf die Bühne zu bringen. Einar Schleef hat dazu Material geliefert. Sein 1984 auf Originaldokumenten des Moskauer Künstlertheaters basierendes Stück „Die Schauspieler“ handelt von Schauspielern der Uraufführung von Gorkis „Nachtasyl“, die zwecks Probenvorbereitung in den Keller hinabsteigen. Indem er Schauspieler „Penner“ erforschen lässt, holt Schleef diese gleichzeitig auf die Bühne. „Kann man einen richtigen Schauspieler mit einem richtigen Penner verwechseln?“


Premiere 17. Januar 2014, Thalia Theater

PRESSESTIMMEN

„Das Stück glänzt mit einem grandiosen Ensemble und hat eine fette Schlusspointe. Fazit: kurzweilige zweieinhalb Stunden mit drastischen Szenen wie einer Vergewaltigung und vielen köstlich-komödiantischen Momenten.“ - Hamburger Morgenpost

„Politisch, philosophisch, wild – und sehr komisch! – Wirklich sehenswert.“ - Bild

„Die Darsteller sind durchweg großartig: Catrin Striebeck (als Sidonie Knobbe) und Maja Schöne etwa ereifern sich in einem Duell der Glaubwürdigkeit. Karin Neuhäuser (im Intendantenoutfit als Joachim Lux) und der klemmig-idealistische Spitta liefern höchst unterhaltsame Diskussionen zur Theaterästhetik und Lisa Hagmeister bewegt sich in traumwandlerischer Schwebe zwischen Wohlstand und Wahnsinn.“ - nachtkritik.de

 

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