Die
lächerliche
Finsternis
Christopher Rüping
Jonathan Mertz
Lene Schwind
Andreas Langkamp
Camill Jammal
2013 schreibt Wolfram Lotz „Die lächerliche Finsternis“, ein Stück, das nicht in Afrika, nicht in Vietnam, sondern in Schlund und Anus der Globalisierung spielt. Lotz lässt zwei Bundeswehroffiziere durch die Wildnis reisen, auf der Suche nach einem Oberstleutnant, der, wahnsinnig geworden, zwei Kameraden getötet hat. Er erzählt von einem Somalier, dessen heimische Fischgründe von den wohlhabenden Nationen leer gefischt wurden und der darüber zum Piraten geworden ist. Er erzählt auch von einem italienischen Blauhelmlager, in dessen Schutz sich Eingeborene vor den Übergriffen der Taliban begeben und dort nun für die weltweite Handyproduktion Rohstoffe abbauen müssen. Taliban, Nato, Afghanistan, Schuld und Unschuld, alles fließt immer mehr ineinander, wird eins und verschwimmt. Am Ende dieser Weltreise bleibt nur das Ich und seine Existenz. Es steht im Dunkeln.
1899 schreibt der polnischstämmige Brite Joseph Conrad – unter dem Eindruck des belgischen Kolonialismus – eine Erzählung, die ihn weltberühmt macht: „Herz der Finsternis“. Sie erzählt von der Reise des Kapitän Marlow ins Herz Afrikas zu Menschen, die in Zwangsarbeit gequält, gefoltert und ermordet werden. Unter dem Einfluss von Conrad dreht 1979 der Amerikaner Francis Ford Coppola den Film „Apocalypse Now“, interpretiert die berühmte Novelle neu und wendet sie auf den Vietnamkrieg an. Ihm gelingt einer der größten Antikriegsfilme aller Zeiten.
Wolfram Lotz gewann 2012 den Dramatikerpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft. Dieser Preis wird seit 2003 in Zusammenarbeit mit jährlich wechselnden Bühnen vergeben, Kooperationspartner im Jahr 2012 war das Thalia Theater. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit wird das Stück „Die lächerliche Finsternis“ als deutsche Erstaufführung in Hamburg gezeigt. Der Kulturkreis der deutschen Wirtschaft ist die traditionsreichste Institution für unternehmerische Kulturförderung in Deutschland. Mit den Mitgliedsbeiträgen und Spenden seiner rund 450 Mitglieder fördert er seit 1951 Künstler in den Bereichen Architektur, Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Literatur und Musik.
Premiere 8. November 2014, Thalia Gauss
„Im Thalia in der Gaußstraße stellte jetzt Christopher Rüping im jüngsten Werk von Lotz, „Die lächerliche Finsternis“, frei nach Joseph Conrads „Herz der Finsternis“, Lust und Wille unter Beweis, durch skurrile, hochmusikalische, fantastische Episoden mit überbordend kindlicher Verspieltheit, jenen Grad von Ernsthaftigkeit zu unterwandern, die in dieser Parabel über Vernetzung, Globalisierung allgemeinen Betroffenheitsgestus steckt.“ - Hamburger Abendblatt