Die Bes
essenen
Nervosität liegt in der Luft. Eine Gruppe von Leuten findet sich zusammen, fiebrig und flirrend, als stünde etwas bevor. Jemand beißt einem, der sich nicht an der Nase rumführen lässt, ins Ohr. Ein anderer meint, man solle sich selbst umbringen, um Gott zu beweisen, dass es ihn nicht gibt.
Nihilismus, Sozialismus, Liberalismus, das paradoxe Verhältnis von Freiheit, Gleichheit und Despotismus – ein Kaleidoskop der Ideologien arbeitet sich aneinander ab. In subjektiver Vehemenz und blinder Radikalität sind hier alle auf ihre Art besessen – und beschäftigt mit der Frage nach der eigenen Schuld. Unter welchen Bedingungen darf man lieben oder überhaupt leben? Wann ist Verrat gerecht?
Albert Camus, Nobelpreisträger und einer der wichtigsten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts, hat Dostojewskijs „Dämonen“ unter dem Brennglas der eigenen Existenzphilosophie verdichtet: Politische Ideen waren immer und sind bis heute Konstruktionen und Utopien, die das Absolute wollen und deshalb unweigerlich ins Absurde münden, in Terror oder legitimierten Mord.
Hausregisseurin Jette Steckel ist erfahrende Camus-Regisseurin. „Der Fremde“ lief über 10 Jahre sehr erfolgreich im Thalia in der Gaußstraße. Jetzt inszeniert sie Camus’ meisterhafte Dialoge zwischen politischer Debatte, großer Situationskomik und tiefer Tragik. „Die Besessenen“ ist Ausgangspunkt einer modernen Untersuchung eines Zustands zwischen Ohnmacht und Tatendrang, Ratlosigkeit und Zersplitterung: ein Hochdruckkessel.
Premiere im Januar 2023, Thalia Theater
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