Der zerb
rochne K
rug
Bastian Kraft
Peter Baur
Inga Timm
Beate Heine
Arthur Fussy
Peter Baur
Wer die Lüge öffentlich zur Wahrheit machen will, muss wendig, kommunikativ und manipulativ sein. Wenn man sich das Straucheln von Politikern ansieht, ob nun von Wulff, Guttenberg, oder weiter zurückliegend von Clinton oder Barschel, zeigt sich auch, dass die Sprache nicht nur verhüllt, sondern dass sie es ist, die die Wahrheit, oft ungewollt, offenbart. Nun steht Kleists Richter Adam nur in einer kleinen politischen Öffentlichkeit, in einem Dorf bei Utrecht, wo sein Wort Gesetz ist. Die Täuschung, das Lügen, Betrügen, das Schmeicheln, also die Kunst des Verstellens im großen Stil beherrscht auch er vortrefflich. Er verstrickt sich immer mehr in ein Gespinst aus Lügen und Ausflüchten, im Netz der Sprache, die verschleiern soll und gleichzeitig enthüllt und verrät. Für Kleist ist dies eine zerbrechliche Welt – zerbrechlich wie der Krug von Marthe Rull. Und für ihn liegt sie wie der Krug in Scherben: Der Fall, über den Adam Recht sprechen soll, wird ihm von Marthe Rull vorgetragen, die mitten in der Nacht einen fremden Mann im Zimmer ihrer Tochter über rascht hat. Der Fremde flüchtete durch das Fenster und zerbrach dabei den Krug. Marthe Rull hat Ruprecht, den Bräutigam ihrer Tochter, im Verdacht, heimlich die Nacht bei Eve verbracht zu haben. Nun soll Dorfrichter Adam den Fall klären und sitzt so über sich selbst zu Gericht. Mit gewieften Verschleierungstaktiken und unlauteren Verhörmethoden setzt er allen Eifer daran, mehr Dunkel als Licht in den Fall zu bringen. Der Mensch bei Kleist ist gefangen in einem Gewirr aus Licht und Dunkel, Wahrheit und Lüge, Ordnung und Chaos. Kleist stellt die Frage nach einer Ordnung der Welt, mit der sich der Mensch identifizieren und der er vertrauen kann.
Premiere 22. September 2012, Thalia Theater
„Doch füllen die Schauspieler Bild und Schattenriss der Charaktere rasch mit prallem Leben und verleihen ihnen scharfe Kontur – allen voran Philipp Hochmair als Richter Adam. [...] Krafts spiellustige Inszenierung lässt sich als illusionslose Parabel lesen. Bastian Kraft, der hier durch seine fantasievolle „Orlando“-Inszenierung in der Gaußstraße auffiel, aber auch in Wien und zuletzt am Deutschen Theater Berlin inszenierte, holt die Kleist-Komödie aus der miefigen Milieustudie eines niederländischen Provinznests heraus. Er statuiert auf der Text- Basis ein doppelbödiges Exempel über die Machtstrukturen in der Sprache, im sozialen System und in den individuellen Beziehungen.“ - Hamburger Abendblatt
„Regisseur Bastian Kraft holt das Stück durch gelungene Running Gags ins 21. Jahrhundert. Ein unterhaltsamer Abend.“ - Hamburger Morgenpost
19. und 20. März 2013
Theater Duisburg