Der Proz
ess
„Ich wollte immer mit zwanzig Händen in die Welt hineinfahren.“ Franz Kafkas Jahrhundertroman „Der Prozess“ erzählt die Geschichte einer Verweigerung. Joseph K. wird am Morgen seines dreißigsten Geburtstags von einem imaginären Gericht angeklagt, ohne jemals zu erfahren, was ihm zur Last gelegt wird. Er verliert sich in Affären und Ablenkungen, anstatt der Aufforderung nachzugehen, „mehr an sich“ zu denken und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Doch was ist „das Wesentliche“?
„Der Prozess“ mit Philipp Hochmair ist ein vielstimmiger Monolog, in dem Joseph K. als Zeitgenosse erkennbar wird. Ein Mensch, der sich in Selbstinszenierungen und Phantasiebildern verliert, anstatt Verantwortung zu übernehmen. Ursprünglich als Hörstück veröffentlicht, präsentiert Philip Hochmair den Text nun in einer Fassung für das Theater. Parallel zu der Inszenierung von Andreas Kriegenburg, die am 26. September im Rahmen des Theaterfestivals auf der Großen Bühne gezeigt wird.
Hamburg-Premiere 23. September 2010, Nachtasyl
„Als Hörstück nach Franz Kafka, als vielstimmigen Monolog bringt der Schauspieler Philipp Hochmair Kafkas Jahrhundertroman "Der Prozess" auf die kleine Bühne der "Zentrale" des Thalia Theaters. Erstaunlich nah sitzen die zumeist jungen Zuschauer an dem Schauspieler, der die Geschichte des Bankprokuristen Josef K., der eines Morgens grundlos verhaftet wird, als kleines Kammerspiel und hinter einem Tisch sitzend vorträgt. Begleitet von unscharfen Dias und gelegentlichen metallischen Kratz-, Schab- und Scheuergeräuschen, liest Hochmair das Geschehen aus der Sicht des Angeklagten eindringlich und mit Verve. [...] Die Geschichte von Täuschung und Unbegreiflichkeit wird in Hochmairs Darstellung handfest und realistisch.“ - Hamburger Abendblatt
„Philipp Hochmair, am Thalia Theater der Mann für gefährdete Charaktere, die er aus ihrem Roman-Dasein befreit und für die Bühne monologisch adaptiert, hat sich neuerlich einer dem Leben entfremdeten, gleichwohl literarischen Welt-Figur gewidmet: Kafkas Antihelden Josef K. aus dem Roman "Der Prozess". (...) Aufs Äußerste konzentriert, rätselhaft verdunkelt, in vollkommen irrationaler Passivität, gelegentlichem Aufbegehren und lächelnder Entschlusslosigkeit im Wissen seiner Unschuld, lässt sich Josef K. den Prozess machen. Josef K. verliert, doch Hochmair gewinnt in diesem albtraumhaften Drahtseilakt und beeindruckt gerade in seiner Zurückgenommenheit. [...] Bedrohliche Geräusche und Schubertähnliche Klänge von Michael Maierhof, Dias, die im krassen Gegensatz zu dem stehen, was der Sinngetrübte Josef K. beschreibt, und die kluge von Andrea Gerk und Philipp Hochmair eingerichtete Textfassung machen diese Stunde zum beängstigenden Psychokrimi.“ - Die WELT