Ajax und der Schwan der Scham

Ajax und d
er Schwan
der Scham

von Christopher Rüping und Ensemble nach Sophokles / Regie Christopher Rüping / Uraufführung
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Wir haben ihn vergessen. Googelt man seinen Namen, stößt man auf einen Fußballverein, einen Haushaltsreiniger, einen Asteroiden, sogar auf einen Schützenpanzer – Ajax den Großen findet man erst viel später. Unter den griechischen Helden vor Troja ist Ajax nur der Zweitbeste, der Zweitstärkste, immer im Schatten des größten Griechen: Achill. Ajax fügt sich in seine Rolle und stellt seinen austrainierten Körper radikal in den Dienst der Sache. Am Ende ist er es, der Achills Leichnam und dessen mythische Rüstung vom Schlachtfeld birgt. Doch statt ihn für seinen Einsatz zu belohnen, verleihen die Griechen die Rüstung Odysseus, dem Rhetoriker mit dem Gewinnerlächeln in der Visage. Diese Kränkung erträgt Ajax nicht. Er läuft Amok. Ajax wird zum Schützenpanzer, zum Asteroiden, zum Haushaltsreiniger, der die Böden blutig schrubbt.

 

Doch ist es wirklich Ajax, der da mordet, oder walten hier andere Kräfte? Sind es nicht vielmehr die Götter (die ja nichts anderes sind als die Autoren), die Ajax’ Schwert führen, um uns zu zeigen, wohin Hybris immer führen muss? Denn nach der Raserei wartet die Scham. Eine bodenlose Scham, in die Ajax sich stürzt – und schließlich ins Schwert.

 

Ehrgeiz, Hybris, Demütigung, Scham. Vielleicht sollten wir Ajax in den Suchergebnissen früher begegnen, er hätte uns wohl einiges zu sagen. Christopher Rüping widmet seine neue Arbeit am Thalia Theater dem stolzen Vergessenen und erforscht gemeinsam mit seinem Ensemble den „Ajaxkomplex“ aus heutiger Perspektive.

 

 

Uraufführung 15. Januar 2025, Thalia Theater

PRESSESTIMMEN

„Auf angenehme Weise niedrigschwellig steuert Christopher Rüping sein Ensemble amüsant und klug durch die antike Mythologie. (...) Faszinierend gelingt es dem nur fünfköpfigen Ensemble (...) die komplizierte Geschichte samt ihren schwergängigen Verwicklungen anrührend zu verdeutlichen.“ - Irene Bazinger, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. Januar 2025

  

„Mit gut zwei Stunden ist "Ajax und der Schwan der Scham" ein verhältnismäßig kurzer Abend. Diese zweieinhalb Stunden sind aber gefüllt mit viel Stoff: eine (auch politisch zu lesende) Rache der Zukurzgekommenen, Hierarchiekritik, Technikfaszination, dazu ein antikes Drama und eine Filmvorlage inklusive Hintergrundwissen zu derselben. Und wie Rüping diese Überfülle als ganz großen Spaß arrangiert, schon das ist mehr als sehenswert.“ - Falk Schreiber, nachtkritik.de, 16. Januar 2025

 

„(...) die gut zweistündige Inszenierung [bietet] eine spielfreudige Unterhaltung, die eine antike Geschichte zu einem Spiel im Heute wandelt. Das ist geistreich, mitunter komisch und stellt zentrale Fragen unserer Gegenwart. Neben den organisch klingenden Dialogen und dem großartigen Spiel um Maja Beckmann herum spielen dabei neben Technik und Bühne auch die so schlüssigen wie emblematischen Kostüme (Lene Schwind) eine tragende Rolle.“ - Detlev Baur, Die deutsche Bühne Online, 16. Januar 2025

 

Weitere Pressestimmen

Am 16. Januar im Anschluss: Matthias Günther (Dramaturg) im Gespräch mit Christopher Rüping und Ensemble