Die Wa
hren Helde
n kommen

Zur Vorstellung von "Heroes. Wahre Helden aus Neukölln"

 

Was ist eigentlich Ehre? Diese Frage begleitet den ganzen Vortrag von Yilmaz Atmaca und Ahmad Mansour. Sie sind die Initiatoren des Projektes „HEROES gegen Unterdrückung im Namen der Ehre.“ In Workshops zeigen sie Jungs mit Migrationshintergrund aus dem Neuköllner Bezirk Rollberg , dass Ehre eben nicht das bedeutet, was sich die Jugendlichen bis dahin vorgestellt haben: Verbote, nicht nachgeben, die Familie beschützen und vor allem, dass die Frau gleich Ehre ist. Die Schwester, die Mutter oder die Freundin muss beschützt werden. So haben es die jungen Männer gelernt. Schließlich werde geredet, wenn die Frau die Ehre verletzt. Und das müsse verhindert werden. Nach den Vorstellungen der Jugendlichen mit solchen Dingen wie Disko- oder Sexverbot. Und genau das wollen Mansour und Yilmaz ändern. Dies soll aber nicht durch Belehrung geschehen, sondern indem sie tatsächliche Konsequenzen aufzeigen. Was passiert, wenn ich meine Frau einsperre, wenn ich sie nicht selbst denken lasse? Dabei werden Themen angesprochen, die eigentlich ein Tabu darstellen, unter anderem Ehernmord und Zwangsheirat. Sie stellen andauernd Fragen an ihre Gruppe, bis jetzt erst die zweite, mit der sie sich in Diskussionen und Rollenspielen auseinandersetzen. Dabei geht es um die Familienverhältnisse, die Schule, die Ausbildung und natürlich die Religion. Alle sechs Monate in etwa kommen die Eltern hinzu, das steigert auch ihre Akzeptanz gegenüber dem Projekt.

Bisher ist es eine einzigartige Sache in Deutschland, dass Männer, die selbst Migrationshintergrund haben, jungen Türken und Arabern die Gleichberechtigung von Mann und Frau näher bringen. Damit komme man an die Täter ran, sagt Yilmaz. Es bringe nichts, wenn nur die Frauen wissen, was ihre Rechte sind. Am Ende sollen die Jungs selbst zu Vorbildern werden und das, was sie in Diskussionen und Workshops gelernt und erarbeitet haben, weitergeben. Die Initiative läuft unter der Schirmherrschaft von Strohalm e.V., eigentlich ein Berliner Verein, der sich um sexuell misshandelte Kinder kümmert. Finanziert wird sie von der World Childhood Foundation, einer Stiftung der Königin Silvia von Schweden, das Land, in dem HEROES auch seinen Ursprung hat.

Das Publikum in der Gaußstraße, das an diesem Abend fast nur aus Frauen besteht, ist durchaus interessiert, stellt viele Fragen. Aber es ist dann einer der wenigen Männer unter den Zuschauern, jemand von der Arbeiterwohlfahrt, der sich erkundigt, wie er das Projekt hier in Hamburg auch etablieren könnte. Seine Jungs hat er gleich mitgebracht.


Katharina Hamberger