Pressestim
men zu Richard II.
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„Bechtolf zeigt, bravourös und fesselnd, Shakespeares Titelhelden als Wiedergeburt eines Menschen allein aus seiner Fantasie. Auch wenn die Inszenierung mit dem Schlussmonolog beginnt, in dem Richard sterben muss. Vergiftet rollt er auf der fast leeren, schrägen Bühne (Aurel Lenfert) bis zur Rampe und beginnt, mit Blut im Mund und im Rausch der Verzweiflung, seine Suada über Zerstörung und Selbstzerstörung. […] Der anderthalbstündige Abend begeisterte die Zuschauer, die atemlos folgten. Hier kann man - und das geschieht auf den Bühnen ja nur noch selten - einen großen Schauspieler und sein virtuos eingesetztes Können bewundern. Ausgeruht allerdings sollte man dazu sein.“ - Hamburger Abendblatt

 

„Und wie dieser Bechtolf spricht, ist einfach wunderschön, seine Diktion klar. Vor uns erstehen verständliche Bilder, wenn er sie vor seinem geistigen Auge entwirft. Shakespeares lyrische Verse werden in der Übersetzung von August Wilhelm Schlegel in seinem Mund zur Musik der Selbstfindung eines verlorenen Träumers. Zwar leiden wir keineswegs mit, Richard II. ist kein Sympathieträger, aber wir verfolgen seinen Weg gebannt. Bechtolf fesselt unsere Aufmerksamkeit auch mit seinen Bewegungen, wenn er zum Beispiel für Sekunden in der durch Ölporträts wohlvertrauten Pose der Könige tänzelt, bevor er leichten Schrittes einen Hofstaat durchschreitet, wenn er sich verzweifelt über den Boden wälzt, phasenweise kaum noch willens oder in der Lage, sich zu erheben.“ - Die Welt

 

„Bechtolf, der in seiner sensibel-kompakten virilen Arroganz (übersetzt heißt dies: Hochmögenheit) an jeder Figur, die er spielt (ob Könige, ob Dorfrichter, ob Glühlampenfabrikanten), mit jenem sonorvirtuosen Aristokratenton, der kein Pardon gegen sich selbst kennt, die Nuancen abschmeckt, die alles Leiden in Genuss verwandeln, zeigt hier einen großen Selbstgenießer. Weniger Selbstdarsteller als vielmehr Selbsthersteller. Der alle Rollen, alle Figuren, alle Intrigen, alle Schmerzen, alle Finten, alle Morde und Hinterhältigkeiten und Verrätereien (von sich und von anderen), alle betrogene Liebe und Herrlichkeit auf sich und seinen eminenten Eleganzkopf nimmt, dem noch ein verschwitzter Haarkranz zur Krone wird. […] Bechtolfs grandioser Solist Richard beantwortet die „Wer bin ich?“-Frage kurioserweise dadurch, dass er sie kollektiv angeht. Er zeigt nicht auf den Richard drinnen, sondern spielt all das in irrer, peinigender Lust und Laune, was außerhalb von Richard liegt. Er sieht sozusagen die Geister, die er nicht rief. Und er tanzt und spielt mit ihnen.“ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

 

„Sven-Eric Bechtolf ist ein begnadeter Sprecher, und neben den technischen Mitteln hat er die nötige Kondition für diesen Parforce-Ritt, bei dem er alle Register zieht. Aber er gefällt sich auch darin, den dämonischen Dandy zu geben und sein Publikum zu behexen, wenn er so ganz allein auf leerer Bühne Figuren und Situationen aus der Luft greift, alles nur aus sich selbst heraus gestaltend. Allein den berühmten Kerker-Monolog spricht Bechtolf dreimal und jedes Mal anders phrasiert, um durch chamäleongleiche Wandlungsfähigkeit zu beeindrucken. Doch nicht jede seiner Ideen ist ein Geniestreich: Das Hottehü-Pferdchen etwa müsste er nicht auch noch mimen, und wenn ihm im dunklen Kerker ein Vöglein zufliegt, wird daraus eine ranzige Marcel-Marceau-Pantomime. Am stärksten ist das Schlussbild, wenn Richard sich unter eine Planke legt als wär´s sein Sargdeckel, das Brett sodann als Klampfe benutzt, um sich schließlich mit einem beinernen Pochen den Takt zu schlagen. Rhythmisch skandiert, wird der Schlussmonolog zum Todesmarsch.“ - Süddeutsche Zeitung