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Theater in Zeiten der Corona-Pandemie

 

 

Liebes Publikum,

 

solange der Spielbetrieb weiter ruht, laden wir Sie auf die digitale Bühne ein –  zu Live- oder On-Demand-Streams aus dem Repertoire, und zum Stöbern in unserem wachsenden und bleibenden Angebot verschiedener Film- und Audioformate in der Mediathek.

 

Rückblick: Was war los auf der digitalen Bühne? 

Der Erfolg der international ausgerichteten Lessingtage hat uns selbst überrascht, erstmals fanden sie digital statt: über 20.000 Menschen auf allen fünf Kontinenten haben trotz Untertitel zugeschaut, die Presse von New York bis Tokyo zeigte reges Interesse und es gab einen intensiven Austausch unter Theaterschaffenden in einem abendlichen Artist Get-Together-Zoom-Club. Statt Aufführungen aus aller Welt nach Hamburg zu holen, haben wir diesmal unsere Partner aus dem europäischen Netzwerk „mitos21“ eingeladen, eine Arbeit aus ihren Häusern beizutragen. Das so entstandene Panorama war unkuratiert, subjektiv, weder ein „Best of“ noch ein repräsentativer Querschnitt, doch es machte große Lust auf eine Bandbreite von verschiedensten Ästhetiken und Themen des europäischen Theaters. Die Botschaft: die Grenzen sind derzeit dicht, wir überspringen sie trotzdem!

 

Schön zu sehen:  Trotz der Distanz entsteht auch eine neue Nähe und Unmittelbarkeit im gemeinsamen Erleben. Nirgends ist das deutlicher spürbar als bei den Livestreams, die wir direkt von der Thalia Bühne zu Ihnen nach Hause übertragen. Jan Bosse und Christopher Rüping haben für das Medienstück „Network“ und den Globalisierungstext „Paradies fluten/hungern/spielen“ aufregende neue Formen des Live-Events geschaffen, mit großem Engagement und dem Anspruch, die Mischung aus Film und Theater künstlerisch zu nutzen - inklusive der Unplugged-Unmittelbarkeit, die sich radikal dem Live-Moment stellt. Auch "Maß für Maß" in der Regie von Stefan Pucher, ein Abend der ohnehin mit komplexen Videowelten arbeitet, überzeugte als live gestreamte Version mit hoher Intensität. 

 

Zukunft: Was kommt demnächst auf der digitalen Bühne?

 

Wir setzen die Livestreams  mit „Der Geizige“ Anfang März fort. Das Ensemble probt und spielt unter den bewährten Sicherheitsmaßnahmen auf der Bühne  weiter live für die Kamera, für Sie. Und am 18. und 27. Februar zeigen wir auf vielfachen Wunsch die Wiederholung des Livestreams von „Network“, wahlweise mit englischen Untertiteln.  

 

 Freiflug heißt das neue Format unserer jungen Künstlerinnen und Künstler, die im Nachtasyl (und derzeit digital) ihre ersten Schritte machen: Moritz Reichardt hat die Reihe mit „Park. Ein Statt-Gespräch“ eröffnet. Sein Live-Walk durch die Stadt per Zoom ist noch mehrmals zu sehen, zunächst am 20. Februar.

 

Was bleibt? Stöbern auf der digitalen Bühne als Dokument der Jetztzeit

Natürlich können Sie weiterhin die Clips des Theater der Lüfte. Eine transterrestrische Kunstaktionansehen, mit zum Teil atemberaubenden Perspektiven auf Hamburg aus der Vogelperspektive – sehr empfehlenswert! Für Freunde des gesprochenen Wortes gibt es Podcasts, mit Werkstatteinblicken zu „Maß für Maß“ und „Opening Night“.  Oder Diskurse zu Themen, die mir am Herzen liegen. So unterhalte ich mich mit Kultursenator Carsten Brosda  über Medien im Zeitalter von Fake News (anlässlich von „Network“). In Bälde folgt ein Gespräch mit dem Kinderpsychiater Michael Schulte-Markwort über Kinder, mit erstaunlichen Erkenntnissen zu den Kinderklassikern „Pippi Langstrumpf“ und „Struwwelpeter“. Aber es gibt noch viel mehr: eine telefonische Poesieambulanz, einen Schillerwalk, inspirierende Filme von Marina Galic, Hölderlins “Hyperion“, gelesen von Jens Harzer, oder den Film „Voices of Europe“, der Stimmen bedeutender Regisseurinnen und Regisseure aus ganz Europa präsentiert.

 

Arbeiten und nicht verzweifeln" (Heiner Müller): Der Weg zurück ins Analoge

Ja, wir arbeiten weiter, kein Tag ohne Proben, Vorbereitungen für den Tag X. Im Großen Haus freuen wir uns gleich zweimal auf weibliche Perspektiven: Anna-Sophie Mahler inszeniert Dörte Hansens Norddeutschlandroman „Mittagsstunde“, Ewelina Marciniak Olga Tokarczuks nobelpreisgekrönte „ Jakobsbücher“. Und wir warten darauf, mit „Shockheaded Peter“ in der Regie von Peter Jordan unsere disziplinierte Gegenwart wieder etwas durcheinander zu bringen… Wolfram Koch streicht seine Frankfurter Wohnung und fragt sich, wann er endlich wieder “Network“ spielen darf: „Es war so geil mit dem Hamburger Publikum“. Und Kornél Mundruczó will, in Budapest und Berlin festsitzend, endlich Hanoch Lewins „Krum, ein Stück mit zwei Hochzeiten und zwei Begräbnissen“ herausbringen, in der Gaußstraße sieht es ähnlich aus.

 

Dabeisein, wenn es losgeht

Am Tag X wird der Andrang groß sein. Über das Programm nach der Wiedereröffnung informieren wir Sie so schnell wie möglich in unserem Newsletter. Falls Sie ihn noch nicht bekommen, abonnieren Sie ihn schnell, um nichts mehr zu verpassen. 

Wir freuen uns schon jetzt auf Sie. Auch wenn die „Zeit gerade aus den Fugen ist“, wie es in „Hamlet“ heißt, ist es doch vielleicht eine Zeit, uns neu zu erfinden.

Herzlich, 

Ihr Joachim Lux

 

Hamburg, 15.02.2021