Die Welte
nerfinder

Laudatio von Matthias Günther auf Paula Wellmann und Josa Marx

 

Laudatio von Matthias Günther auf Paula Wellmann und Josa Marx anlässlich des Bonacker Preis 2017

 

Guten Abend meine Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde des Thalia Theaters, mein Name ist Matthias Günther, ich bin Dramaturg hier am Haus.
Lieber Herr Bonacker, liebe Jury, was für eine großartige Entscheidung, was für eine großartige Wahl, den Eva Bonacker Preis 2017 Paula Wellmann und Josa Marx zu verleihen.

Liebe Paula, Du bist da! Schön! Dass Josa heute nicht da ist, kennen wir!
Er ist immer unterwegs. Ein rastloser Kostümbildner mit Mission. Irgendwo in den Endproben an einem Theater in Leipzig oder Dortmund, Lübeck, Göttingen oder Berlin, langsam bevölkern Schauspieler in den sonder- wie wunderbaren Josa Marx Kostümen die Bühnen als hätten Außerirdische das Kommando über das Raumschiff deutsches Stadttheater übernommen.

 

Liebe Paula, dein Preis ist gut verpackt in einer Schachtel. Als wir uns zum ersten Mal in Sachen Theater getroffen haben, hattest du eine große Schachtel dabei. Einen Karton. Es war im September 2015, Vorbereitung für die Produktion SCHNEE. Schnell ausgepackt, stand in meinem Büro auf einem Tisch dein Bühnenbildmodell. Gemeinsam mit Ersan Mondtag, dem Regisseur, schauten wir auf die Studiobühne der Gaußstraße, auf deinen Entwurf. Unsere drei Köpfe eng nebeneinander. Tischarbeit. Du zeigst was deine Bühne so kann, schiebst Wände hin und her; mit dem Zeigefinger bewegst du eine kleine Pappfigur durch einen Torbogen; mit einer kleinen Taschenlampe zeigst du Lichtstimmungen. Da rollt etwas herein, kleine Stühle stapelst du in der Bühnenmitte. Wir diskutieren. Wird etwas verworfen, greift du in das Modell und hebst kleine Räume und Objekte einfach aus der Studiobühne. Eine komplizierte Kranfahrt ist bei dir ein Handgriff. Wahrscheinlich hat Gott so die Welt erschaffen, an einem Nachmittag in einem Bühnenbildatelier. Das gemeinsame Hocken vor dem Bühnenbildmodell, das Ausloten von Möglichkeiten, den Text in diesem Raum umzusetzen, ist von großer Bedeutung, denn das Bühnenbild, der Raum ist eine erste Interpretation für die Umsetzung. Später werden die Schauspieler diesen Raum für sich entdecken und bespielen, ja „temporär bewohnen“. Deshalb muss das Bühnenbild konkret sein, aber noch nicht zu Ende erzählt, um überraschende Wendungen in der Geschichte zu ermöglichen. Die Geschichte, die wir erzählen, ist der Roman SCHNEE des türkischen Literaturnobelpreisträgers Orhan Pamuk.

Ein Roman auf die Bühne zu bringen, ist ein besonderes Unterfangen. Wir alle wissen, was ein gelungener Roman für uns die Leser bedeutet: Wir haben das Gefühl, er sei nur für uns geschrieben! Ein direkter Dialog zwischen dem Autor und uns, die wir im Zwiegespräch mit dem Gelesenen, uns Räume der eigenen Biografie neu erschließen. Dieses „ja genau, so geht es mir auch - besser hätte ich es nicht sagen können, wie er, der Autor, es geschrieben hat“. Warum also etwas auf die Bühne bringen, was eigentlich für die direkte Begegnung Autor Leser geschrieben wurde? Weil wir in Kollektiven leben! Gemeinsam im Theater zu sitzen und gemeinsam rezipierend mit anderen Zuschauern über die Schauspieler mit Autoren zu sprechen, die lange vor uns gelebt haben (wie Heinrich von Kleist, Franz Kafka oder Emile Zola) oder die aus ganz anderen Erfahrungswelten kommen (wie Nino Haratschwilli oder Orhan Pamuk), ist eine lebendige Befragung unserer Gegenwart, die uns helfen kann, unser Bewusstsein zu schärfen.


Pamuks SCHNEE erzählt die Geschichte eines Dichters, der zwölf Jahre im Exil in Deutschland verbracht hat, und nun in die kleine Grenzstadt Kars zurückkehrt, um eine Reportage zu schreiben über, wie es scheint, religiös motivierte Selbstmorde junger Frauen in der Region. Und um sich einen aktuellen Reim zu machen auf diese Türkei, die ihm fremd geworden ist, als er weg war. Der Dichter  trifft eine Reihe von Leuten: Säkularisten und Fundamentalisten, Schauspieler und Attentäter, als sich vor seinen  Augen ein als Theaterstück getarnter tatsächlicher Putsch vollzieht. Als wir uns zu Probenbeginn am 16. Dezember 2015 in der Gaußstraße mit allen Schauspielern treffen, steht der Rohbau deines Bühnenbildes auf der Probenbühne: Es ist eine Art Innenhof eines orientalischen Hauses, ein Oktagon, das  sich zum Zuschauerraum öffnet. Es könnte ein Teehaus sein oder ein Moschee, der Boden hat ein türkisfarbenes Fliesenmuster. Vielleicht ist es auch ein orientalisches Dampfbad, Hamam. Es ist nicht eindeutig. Gut so. Hier lässt sich arbeiten.
Wir wollen den Roman gemeinsam wie eine Textlandschaft durchwandern. Eine Romanbegehung nennen wir es. Jeder Schauspieler sagt, in welchen Kapiteln der Aufenthalt ein besonderer war und welche Figuren bemerkenswert erscheinen.

Da stellt sich die Frage nach dem Kostüm. Gibt es eine Kostümidee? Josa Marx ist nicht da? Er kommt erst in einer Woche. Er hat Endproben in Göttingen oder Leipzig. Alle schauen auf Dich. Paula, weißt du was über die Kostüme? Natürlich weißt du was. Du kennst Josa von der Universität der Künste in Berlin. Du hast Bühnenbild studiert bei Hartmut Meyer, er war eine Etage tiefer bei den Kostümbildnern, bei der großartigen Florence von Gerkan, die vor allem „Figurenerfinder“ für den Studiengang sucht. Josa fiel auf. Seine Kleidung – extravagant. Extremer Typ. An einem Tag sieht er aus wie Boy George: New Romantic, dann wieder wie ein Skinhead, Tage später trägt er nur einen Viskose Kaftan. Er sieht aus wie ein Model auf einem Cat Walk, der eine Kollektion  von Jean Paul Gaultier präsentiert.


Also Paula, was weißt du über die Kostüme?
Du zeigst eine Skizze. Alle Schauspieler sollen das Gleiche tragen: Schwarze bodenlange Gewänder und lange blonde Perücken. Sieben geschlechtslose Wesen. Wie bitte? Der Roman hat ein großes sehr differenziertes Personal, da könnte man doch allerhand zeigen. Ein Schauspieler, Sebastian Zimmler, zieht eine Zeitung aus der Tasche und liest aus einem Artikel von Orhan Pamuk über das sogenannte Hüzün-Gefühl, eine kollektive Stimmung des Scheiterns und des Verlustes, „Hüzün“: „Bemützte alte Männer, die in Moscheehöfen religiöse Schriften, und Gebetsketten verkaufen, Frauen mit Kopftuch, die mit einer Plastiktüte in der Hand an abgelegenen Haltestellen auf einen ewig nicht kommenden Bus warten. Ein bis auf den letzten Platz mit Arbeitslosen gefülltes Teehaus, Frauen, die abends immer wieder durch den Vorhang auf die Straße spähen, weil ihre Ehemänner so lange ausbleiben, Trauben von Männern, die an lauwarm windigen Tagen vor den staatlich kontrollierten Bordells warten. Drittklassige Sänger, die in Vergnügungslokalen amerikanischen Vorbildern und türkischen Popstars nacheifern.“ Hüzün. Regisseur Ersan Mondtag sagt, dass ihn eine naturalistische Abbildung nicht interessiert. Er möchte der Frage nachgehen, wie Gemeinschaften zusammenleben können, aus welcher „Perspektive wir überhaupt Gemeinschaft begreifen, wie eine bestimmte Gemeinschaft sich auflöst, manche extreme Positionen einnehmen, sich dann auf einmal untereinander bekriegen und danach mit einer bestimmten Form der Ratlosigkeit miteinander am Tisch sitzen und nicht mehr wissen, wie man miteinander verhandeln kann.“

Ersan Mondtag ist der einzige von uns, der den Roman wirklich gelesen hat, auf Türkisch im Original. Aufgewachsen ist Ersan Mondtag in Berlin in einer liberalen Gastarbeiterfamilie, wie er sagt. Nach einem Schüleraustauschjahr in Washington, wo er mit klassischer Musik und bildender Kunst in Berührung kam, entschied er sich nach dem Abitur zu einer einjähriger Hospitanz im Berliner Ensemble bei Claus Peymann. Dort, Paula  habt ihr euch kennengelernt. Von 2008 bis 2010 warst du feste Ausstattungsassistentin am Berliner Ensemble. Du hast an Produktionen von Robert Wilson, Leander Haußmann und natürlich Claus Peymann mitgearbeitet.


Bei Peymanns Produktion von Goldonis „Trilogie der Sommerfrische“ war Ersan dein Hospitant. Ihr musstet immer bereit sein. Peymann ist legendär für seine Tobsucht, das Schreien auf Proben Prinzip. Während er vorne inszenierte, wart ihr oft hinter der Bühne. Warten auf den Einsatz. Hinten stand das Bühnenbild von Gorkis „Nachtasyl“, eine Thomas Langhoff-Inszenierung. Da habt ihr gerne in den Betten geschlafen bis Peymann wieder rief: „Wo sind die Pagen?“
Du warst „Page Paula“, Dein direkter Chef der Bühnenbildner Karl-Ernst Hermann. Der ärgerte den Peymann gerne. Er sagte: „Page Paula, wir ärgern den Peymann. Wir streichen den ganzen Salon pinkfarben. Peymann hasst pink.“ Hermann lachte. Die Farbe blieb. Wenn Peymann nach vorne zur Bühne schrie, schmiss Hermann von hinten eine Bananenschale Richtung Peymann und lachte. Zur Strafe mussten die Schauspieler auf der Bühne Liegestütze machen. Das blieb dann als Regieeinfall in der Inszenierung, obwohl es nicht im Textbuch stand.

Irgendwann werden aus Pagen Ritter und im Idealfall ein Team:
„Unus pro omnibus, omnes pro uno“ (Einer für alle, alle für einen)
wie es bei den drei Musketieren heißt: Ihr seid ein Team:
Ersan Mondtag, Regisseur, Paula Wellmann, Bühnenbild und eine Woche verspätet, Josa Marx, Kostüme.
Josa trägt für seinen ersten Auftritt weißes Kunstfell und eine Militärhose. Er hat eine Figur dabei. Eine 50 Zentimeter große Modellpuppe mit hochtoupiertem Blondhaar und elegant fallendem schwarzen Abendkleid. Die Puppe dient ihm, um die Materialität von Stoffen auszuprobieren. Hier zeigt sich seine Liebe zum Detail zum besonderen Schnitt. Josa kennt sich aus. Er ist ausgebildeter Damenmaßschneider. In Wiesbaden im Modehaus Elise Topell hat er die strengen Kriterien der Haute Couture erlernt, die Arbeit mit luxuriösen Materialien. Die Präzision der Handfertigung. Als Stipendiat ging er nach London zu Vivienne Westwood, wurde Styling-Assistent bei den MTV Music Awards. Aber die Modewelt war nicht seine Welt, sagt er. Er will nicht für einen Modemarkt produzieren, sondern Figuren erfinden und ausloten, deshalb arbeitet er heute ausschließlich für das Theater.
Als Josa Marx sein Konzept vorstellt und seine Figur zeigt, ist allen klar, hier findet eine starke ästhetische Setzung statt, die im Zusammenspiel mit der Bühnenarchitektur und den choreographischen Regieideen von Ersan Mondtag eine ganz eigene Welt kreiert. Drei Weltenerfinder, zu denen als vierte und präzise Rahmung noch Max Andrzejewski gehört, der ausgezeichnete Komponist und Jazz-Musiker. Was entsteht daraus? KUNST!


Der Kritiker Tim Schomacker schreibt nach der Premiere von Schnee auf nachtkritik: so sehen wir auf der Bühne „viele Bilder, die  sich nicht auf Anhieb eindeutig entziffern lassen. (…) Plötzliche akustische oder visuelle Akkorde, abruptes Abstoppen, rückstoßgesättigte Beschleunigung, unerwartet gesetzt Komödiantisches – Statt eines Diskurs-Dramas eine Art Lehrstück des Gefühls, das noch eine Weile im eigenen Körper nachhallt.“ Die Schauspieler arbeiten einerseits mit präzisen musikalischen chorischen Formen, andererseits mit der Idee der Schwarmlogik, einer setzt einen Impuls, die anderen folgen, variieren oder setzen Kontrapunkte. Das heißt: „Das Einzelwesen begegnet der Norm in Gestalt eines uniformen Chors und muss gegen die Ohnmacht kämpfen, die diese Übermacht ihm suggeriert.“

Drei Arbeiten haben die „Fab Four“, die fabelhaften vier des Gegenwartstheaters (Ersan Mondtag, Paula Wellmann, Josa Marx und Max Andrzejewski) am Thalia Theater verwirklicht. Nach SCHNEE folgt SCHERE, FAUST, PAPIER, ein Stück von Michel Decar: „Es zeigt ein von Stanley Kubrick inspiriertes Universum, das aussieht, als sei die Perspektive der langen Eingangssequenz von 2001: A Space Odyssey in den extraterrestrischen Raum verlegt worden. Fünf behaarte, mit elliptischen Köpfen, blutrot unterlaufenen Augen und Knochenauswüchsen verunstaltete Wesen geistern über eine Bühne, die mit geometrischen Erhebungen und Mulden ein unübersichtliches Marsgelände simuliert. Sind das Mutanten? Auf jeden Fall“, schreibt Jürgen Berger in der SZ, „erinnern die Homunkuli an die Primatenhorde, die bei Kubrick die Macht des Stärkeren und die Kraft der Anbetung von Kultobjekten entdeckt. Bei Kubrick markiert eine aufgehende Sonne die spirituelle Menschheitsdämmerung, in Hamburg rotiert oben im Bühnenraum eine wunderschön ausgeleuchtete Erde. Der Blaue Planet ist der kultische Gegenstand des Abends. Marie Löcker, Thomas Niehaus, Cathérine Seifert, Oda Thormeyer und Tilo Werner hoppeln, hüpfen und humpeln über die Bühne, sie grummeln, reden, singen und summen. Dann halten sie inne und beten mit hoch gereckten Spindelhänden den schimmernden Paradiesplaneten im All an.“[1] Für andere ist diese Arbeit wie ein Computerspiel in 3-D. Die Figuren bewegen sich durch eine virtuelle Welt aus schwarz-weißen geometrischen Formen, die sich an allen möglichen Stellen heben und wieder senken. Vielleicht kann man auch alle Arbeiten der fabelhaften Vier als ein großes Simulationsspiel mit unterschiedlichen Schwierigkeitsleveln lesen. SCHERE, FAUST, PAPIER ist eine Arbeit in einem fantasievollen Kunstraum, in dem die Schauspieler in ihren bizarren Kostümen die  Menschen derart verfremden, dass wir Zuschauer sie wie eine seltene Spezies beobachten, zugleich fasziniert und irritiert.

Genau nach diesem Prinzip funktioniert die jüngste Arbeit DIE ORESTIE. Ein Volk der Ratten hat Josa Marx in einem speziell in Italien für diese Produktion gewebten Stoff mit individueller Note kostümiert. Sie erzählen den Fall der ATRIDEN um Rache und Widerrache als hätte nach der großen Apokalypse und dem Ende der Menschheit nur die Ratten überlebt und das letzte Reclam-Heft gefunden, um nun den großen antiken Bocksgesang der Familientragödie anzustimmen, wie geht es weiter nach Gattenmord und Muttermord in dieser Familie?
Im Altgriechischen gibt es keine Vokabel für Familie, dafür aber viele verschieden Bezeichnungen für Haus. Für diese Inszenierung hat Paula Wellmann ein Haus gebaut. Im ersten Teil ist die bemalte Fassade eines Colosseums mit aufgedruckten Heldenfiguren zu sehen, das für die Herrschaft des großen Agamemnons steht. Nach seiner Ermordung fällt die Fassade und ein Parkhaus wird sichtbar. Das neue Herrscherpaar hält Einzug,  die Zeit von  Klytaimestra und Aigisth beginnt, das Parkhaus dreht sich und wird zur Plattenbausiedlung. Das Haus mit seinen vielen unterschiedlichen Räumen hat geheime Zimmer, wo sich Verdrängtes versteckt hält. Im letzten Teil erinnert die Bühnenarchitektur an den Zuschauerraum des Thalia Theaters und wird zum Gericht, wo über die Zukunft entschieden wird.


Dass ein 2500 Jahre altes Stück wie die ORESTIE noch heute gespielt wird, so viel Lebensdauer und Überlebenskraft hätten die Theaterdichter des alten Athen ihren Werken sicher nicht zugetraut, schließlich war stets nur eine einzige sieben- bis achtstündige Aufführung für den Dichterwettbewerb im Dionysos-Theater vorgesehen.
Heute haben wir das Repertoiretheater und Sie können das nächste Mal am 19. Dezember die bildstarke ORESTIE kurz vor Weihnachten mit der ganzen Familie in diesem Theater anschauen. Vielleicht löst das so manchen Konflikt kurz vor den Festtagen.

Lieber Herr Bonacker, ich möchte Ihnen und Ihrer Familie herzlich dafür danken, dass Sie den Eva Bonacker-Preis für Nachwuchskünstler an Bühnen- und Kostümbildner vergeben, denn zu oft wird die besondere Bedeutung dieser Künstler für unsere kollektive Theaterkunst vergessen, dabei bestimmt das Kostüm eine Figur, die mit einer speziellen Körperlichkeit durch Bühnenräume geht. Liebe Paula in der Nähe und Josa in der Ferne, ich gratuliere Euch zum Eva Bonacker-Preis 2017.

 

Jedes Jahr stiften die Thalia Freunde den mit zwei Krügerrand Goldmünzen dotierten Eva Bonacker-Preis für Nachwuchskünstler aus dem bühnengestalterischen Bereich. Die Auszeichnung 2017 geht an die Bühnenbildnerin Paula Wellmann und den Kostümbildner Josa Marx.

 

[1] Jürgen Berger, Süddeutsche Zeitung 29.12.2016