Rezensionen zu
Dance
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Dancer in the Dark 

 

Man weint wenn man, in bequemen Klamotten, eingekuschelt in seinem Bett liegt und auf Netflix oder im TV einen traurigen Film sieht und danach schlafen geht, aber doch nicht im Theater! Dort sitzt man in ordentlichen Klamotten, zumeist gut sichtbar für die Nachbarn und nach dem Stück sichtbar für alle anderen, bei kleinen Bühnen inklusive Schauspieler*innen.

 

Wenn das Stück einem sehr nahegeht, verlässt man den Saal vermutlich etwas bedrückt, aber weinen tut man nicht. Das ist ein stiller Vorsatz den ich, ohne groß darüber nachzudenken, mir gestellt und eingehalten habe. Nachdem ich „Dancer in the Dark“ gesehen habe und 1 1/2 Stunden nach dem Betreten des Theatersaals bitterlich weinend aus dem Stück ging, hatte ich diesen schönen, ordentlichen Vorsatz über den Haufen geworfen.

 

„Dancer in the Dark“  ist zweifelsohne ein Stück, welches Eindruck hinterlässt. Das Schicksal von Selma geht dem Zuschauenden nahe und die besondere Inszenierung verstärkt das. Die Zuschauenden sitzen im Dunklen, sehen wenig, hören mehr und fühlen viel. Von Anfang an herrscht eine bedrückende Stimmung, welche sich durch das ganze Stück zieht und nur ab und an von wunderschönen Szenen unterbrochen wird. Die musikalische Begleitung von Paul Schröder passt sehr gut zu dem Geschehen und den Gefühlen. Auch wenn man das ganze Stück hofft, dass alles gut wird, kann man sich nicht sicher sein. Das ständige Dunkel in dem man sich als Zuschauende befindet, nur durchdrungen von Fernsehern auf denen das Geschehen gezeigt wird, sowie einzelnen Lichtern, verunsichert. Die liebenswürdigen Charaktere versuchen Selma zu helfen um ihr und sich selbst Freude zu bereiten. Jeder ist authentisch und jeden kann man verstehen, auch wenn man persönlich anders handeln würde.

 

Noch nie hat ein Theaterabend mich auf diese Weise berührt oder mich dermaßen zum Weinen gebracht. Noch lange nach dem Stück hallten die Empfindungen und das Gesehene nach. Auch die Tränen versiegten nicht einfach beim Hinausgehen. Doch es hat keinen negativen Eindruck hinterlassen, auch wenn man das denken könnte. Die bedrückende Stimmung und die Schwere, die das Stück ausmacht, hatte auch eine liebenswürdige, hoffnungsvolle, fröhliche und schöne Seite, welche das Schicksal ertragbar macht und die einen süßen Schmerz hinterlässt, der einen dazu bringt das Stück noch einmal zu sehen, diesmal besser vorbereitet mit Taschentüchern.

 

Hannah Schürmann, Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium, JG 12