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Schulbotschafterinnen und Schulbotschafter verfassen regelmäßig Rezensionen

 

 

2.April 2019, Hamburg. Wer glaubt, dass die heutige Weltpolitik so unruhig wie noch nie von einer Krise zur nächsten taumelt, der sollte mal einige von Shakespeares berühmten historischen Tragödien aufschlagen. Denn in Werken wie „Coriolan“, „Julius Cäsar“ oder „Antonius und Cleopatra“ zeigt der Barde eindeutig, dass schon vor über 2000 Jahren instabile Machtverhältnisse, Terroranschläge und Armut die Politbühne regierten.
Damit man nun nicht tatsächlich drei schnöde Shakespeare-Klassiker durchlesen muss, hat der Dramaturgie-Star John von Düffel gemäß „aus drei mach eins“ das monströse Werk „Rom“ geschaffen. Regisseur Stefan Bachmann bringt diesen Koloss nun auf die Bühne.

Wobei „auf die Bühne bringen“ der falsche Ausdruck ist. Denn agiert wird vornehmlich auf einem gigantischen, marmornen Dreieck, welches symbolisch für die Macht der einzelnen Charaktere hin und her schwenkt. Dieses einzigartige Bühnenbild wird auch sehr geschickt genutzt, um dramatische Szenen zu erzeugen; wie zum Beispiel die berühmt-berüchtigte Ermordung an Cäsar, bei der der niedergestochene Kaiser anschaulich von seinem hohen Posten (oder eben der Kante des Dreieckes) herunterfällt.

Ansonsten wurde komplett an jeglichen Requisiten gespart. Schwertkämpfe, Dolchstöße und anderweitige Ermeuchelungen werden geschickt pantomimisch dargestellt. Doch wo bei den Requisiten gespart wurde, wurde bei den Kostümen doppelte Intensität reingesteckt.
Obwohl jeder der drei Abschnitte einen eigenen Stil hat, sind sie doch alle ausgefallen und werden mit jedem Mal extravaganter. In „Coriolan“ erinnern die Charaktere mit ihrer weißen Puderung und den Gips-Mikropenisen stark an antike Statuen, ab „Julius Cäsar“ gibt es Masken aus Bronze, Kupfer und Gold, mit passend dazu gefärbten Anzügen. Und in „Antonius und Cleopatra“ wird es mit Freskenmotiven ganz ausgefallen farbenfroh.

Aber nicht nur rein oberflächlich wird bei dieser Inszenierung viel geboten: Auch die schauspielerische Leistung hat es in sich. Auf der einen Seite wird es dramatisch, wenn Jirka Zett als Brutus zusammen mit seinen Gefolgsleuten Julius Cäsar (Thomas Niehaus) mit viel Gestik, aber ohne jegliche Worte ermordet. Auf der anderen Seite wird einem Slapstikcomedy geboten, wenn Merlin Sandmeyer als tollpatschiger Bote wieder und wieder gegen Wände rennt oder wenn Thomas Niehaus als kindlicher Antonius in schriller Kopfstimme seinen Monolog vorsingt.

Bei soviel Kreativität und origineller Umsetzung vergisst man auch schnell, dass der komplexe Inhalt oft auf der Strecke liegenbleibt, oder schlichtweg nicht zu verstehen ist, wenn auf der Bühne/Dreieck drei Szenen gleichzeitig gespielt werden. Vielleicht passt dies auch gerade zur Botschaft der Inszenierung; denn wer kann bei so vielen Geschehnissen in der Welt noch verstehen, wo die Politik gerade was genau macht?
Nichtsdestotrotz ist Stefan Bachmanns Inszenierung von „Rom“ sehr eindrucksvoll. Nicht nur durch die interessante Bühnen- und Kostümgestaltung, sondern auch durch die schauspielerische Umsetzung eines solch kompakten Stückes. Und wenn man nun heute nicht weiß, wie es mit dieser Welt weitergeht, so weiß man nach dieser Inszenierung wenigstens, dass es vor 2000 Jahren im alten Rom auch nicht geordneter zuging.
Luise Lämmerhirt, Leibniz Privatschule Elmshorn, Jg 13
 
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Ideales Theaterstück für alle Lateinkurse

Nun hat das Thalia Theater wieder ein Stück in seinen Spielplan aufgenommen, mit dem sich sämtliche Lateinkurse in Hamburg auf ihre Klausuren vorbereiten können – Rom.
Als Warnung vorab für alle Lehrer: Es fließt sehr viel Blut, als Warnung für alle Schüler: Es werden ins Deutsche übersetzte Original-Texte rezitiert, aber keine Angst, die Stücke wurden gekürzt, denn Rom besteht aus den komprimierten Fassungen von drei Shakespeare- Stücken (Also auch für Englischkurse empfehlenswert).
Rom besteht aus den drei Stücken Coriolan, Julius Cäsar und Antonius und Cleopatra von William Shakespeare, die, wenn man sie ungekürzt hintereinander aufführte 15 Stunden andauerten. Dagegen ist selbst der Faust-Marathon nichts und Goethe ist den meisten Schülern schon verhasst.
Das Stück Rom, inszeniert von Stefan Bachmann, präsentiert diese drei Stücke in jeweils drei unterschiedlichen Stilistiken, die visuell eine wunderbare Mischung aus postmodernem Theater und den ästhetischen Traditionen des antiken Roms schaffen, die einen quer durch die römische Geschichte führt (hätte ich damals im Lateinkurs oder zumindest bei der Einführung besser aufgepasst, hätte ich an dieser Stelle mehr ins Detail gehen können). Auf jeden Fall geht es um Macht, Kriege und Gewalt.
Rom kreiert dabei eine epische und zugleich moderne, puristische Wirkung und Atmosphäre, die bannt und mit vielen unterhaltsamen bis geistreichen Einfällen den Zuschauer fesselt und bestimmt auch den ein oder anderen Latein-Schüler. Zumindest bis zum letzten Teil. Dieser ist doch etwas stockend geraten, da die originalen Dialoge sehr monoton vorgetragen werden, was doch sehr ermüdend ist. Dafür sind das Bühnenbild und die stetig wechselnden Kostüme des Stücks umso beachtlicher und eindrucksvoller.
Das Bühnenbild besteht aus einem auf den Kopf, auf die Spitze gestellten Sparrendach (Diesen Begriff habe ich extra dafür nachgeschlagen) einer antiken Tempelanlage oder einem Senatsgebäude (Asterix-Leser wissen was ich meine), das wie eine Wage hin und her schwankt und zugleich ein Plateau schafft und damit eine neue, interessante und erhöhte Spielfläche ermöglicht. Damit sollen zum einen die wechselnden Machtverhältnisse, als auch die instabilen politischen Verhältnisse und die gesellschaftliche Hierarchie symbolisiert werden.
Die Kostüme sind im ersten Teil des Stückes, in dem auch der Gründungsmythos Roms behandelt wird, wild, barbarisch und archaisch. Teilweise sind die Darsteller nur von Fellen bedeckt und tragen Schurze, an denen ein freihängendes Gemächt baumelt, wie aus Marmor, nur aus Stoff.
Passend dazu hat der Wolf, der bekanntlich nach dem Mythos Romulus und Remus säugte, eine Überzahl an nackten Brüsten, um beide Brüder statt zu bekommen.
Im zweiten Teil tragen die Schauspieler glänzende Anzüge und Masken, sie erinnern an antike Abbildungen von Göttern und im dritten Teil sind sie in Gewänder mit kunstvollen Aufdrucken und Malereien damaliger Kunstwerke gehüllt. An dieser Stelle ziehe ich als Modedesign-Student meinen Hut vor der Kostüm-Abteilung des Thalia Theaters!
Daher meine Empfehlung an alle Lateinlehrer: Gehen Sie mit Ihren Schüler*innen lieber in dieses Stück, als in den neusten Teil von „Monsieur Claude und seine Töchter“ oder „Ostwind – Aris Ankunft“, Sie werden geschichtlich nicht enttäuscht werden und Ihre Schüler*innen werden sich nicht langweilen, außer vielleicht im letzten Teil.
Laurence Volquardsen, Mode-Design, HAW Department Design, 1. Semester