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„The Fountainhead“  ist ein im Jahr 1943 erschienener Roman der russisch-amerikanischen Bestseller-Autorin Ayn Ran.
Die Handlung spielt im Amerika der 1920-40er Jahre und thematisiert u.a. die, von Rand kritisch bewerteten, Reformen des New Deals und die politische Situation im Leben des Protagonisten, einem begabten Architekten: Howard Roark.
Die Figur Roarks verkörpert mit dessen kontinuierlichem Einsatz für das Ausleben der eigenen Individualität und Freiheit, Ayn Rands Idealbild eines Menschen, so wie er sich in seinem gesellschaftlichen und politischen Umfeld verhält. In der Inszenierung Johan Simons ist dies (wie im Roman) durch einige längere Monologe Roarks gekennzeichnet.
Ayn Rands Ansichten in den Bereichen der Ethik, Ökonomie, und Politik, prägten die US-amerikanische Gesellschaft maßgeblich: Bürgerumfragen in den USA zufolge, zählen ihre Schriften zu den einflussreichsten englischsprachigen Veröffentlichungen des 20. Jahrhunderts. Dem Anschein nach sickerte ihr Einfluss allerdings kaum bis in die Gesellschaften des europäischen Raums durch.
Rands Philosophie der „Objektivität“ fußt auf den Grundsätzen der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung. In ihren Schriften äußerte die Autorin eine scharfe Kritik an der kommunistischen Ordnung, mit dem Hintergrund, dass für Rand jegliche, über ein „notwendiges“ Maß hinausgehende, staatliche Regulierung als eine Beschränkung der Individualrechte seiner Bürger angesehen werden müsse.
In dieser Hinsicht kritisiert Ayn Rand u.a. die Reformen des New Deals und stimmt in ihrer politischen Ausrichtung  der Grundidee des Laissez-faire-Kapitalismus zu. Nach meiner Auffassung sind die Grundideen Rands für die politische Debatte damals wie heute noch durchaus relevant und sollten nicht vergessen werden. Dazu leistet die Aufführung von FOUNTAINHEAD einen wichtigen Beitrag: In ihr werden die vielen Meinungen und Haltung der Schriftstellerin zu einer spannenden Erzählung verdichtet. Diese allerdings verkommt für den Zuschauer zu schnell zu einer sehr „leichten Kost“: Nach der Pause geht das Stück in endlosen Wiederholungsschleifen auf, über die man Gefahr läuft einzuschlafen.
Die Philosophie Rands durchzieht das Stück wie einen roten Faden,  immer im Austausch der agierenden Figuren neu aufgeworfen: als eine kontroverse Diskussion, in der ästhetisch künstlerischen Gestaltung einiger Bauwerke und in den intensiv gestrickten Beziehungen der Figuren untereinander. Immer geht es dabei um Fragen der Moral und der egoistische Verwirklichung im Namen des Eigeninteresses. Dabei spielen die Beeinflussung bzw. Manipulation der öffentlichen Meinung und die Durchsetzung einer künstlerischen Vorstellung samt ihrem Idealismus eine tragende Rolle.
Im Namen der selbstlosen Barmherzigkeit, als Menschenfreund sich ausgebend, tritt so der Gegenspieler Roarks, Redakteur Ellsworth Toohey, im weißen Anzug für die Versklavung und Weltherrschaft ein.
Die drei Frauenfiguren, die im Stück vorkommen, dienen (in einer von den Machtkämpfen der Männer dominierten Weltordnung) abwechselnd als ein, für den eigenen Erfolg einzusetzendes, Kapital bzw. Objekt der Begierde; oder stehen ansonsten ihren Männern als Beraterinnen und liebevolle Zuhörerinnen treu zur Seite. Die Kleidung der drei ist auffallend bunt gestaltet, im Verhältnis zu dem farblich reduzierten, aber imposant wirkenden Eindruck den das Bühnenbild macht- mitsamt derer die es im Zweck der Selbstinszenierung erschaffen: sechs blässliche Streithähne, „Krieg spielende“ Halbstarke. Dafür werden ein monumentaler Granitbrocken, eine mit Stahlwolle gefüllte Glasplatte, ein Würfel Eis, langsam aber mit ungeheurer Dramatik von der Bühnendecke herabgelassen: auf eine dünne Glasplatte, die fragil ein paar brutal in den Bühnenboden gepflockten Stahlpfeilern aufliegt.
Die Ästhetik der verschiedenen Baumaterialien, die im Verlauf des Stücks einer chemischen Veränderung ausgesetzt werden, hat mich sehr begeistert: So zum Beispiel, das im Bühnenhintergrund vor sich hinschmelzende Eisaggregat von mehreren Quadratmetern Größe.
In dem  Kampf um Macht und Einfluss ist die schöne Dominique Francon (Marina Galic) ein Anlass zur Kreation und zum Streit: Ihrer Schönheit Ausdruck zu verleihen veranlasst Roark aus einem künstlerischem Antrieb heraus, einen monumentalen Tempels zu bauen-  was eine nachträgliche Debatte zwischen den nach Macht strebenden Kontrahenten mit sich bringt. Die Konflikte, die die Figuren mit - und untereinander führen sind sehr mitreißend und spannend gestaltet und verleihen dem gesamten Plot seine Qualität im Sinne einer guten Unterhaltung.
Meiner Meinung nach, ist die Inszenierung aus mehreren Gründen sehenswert: Eine spannende Geschichte bietet den Rahmen, um in die mir bisher unbekannte Weltanschauung Rands Einblick zu bekommen. Die Rollen der Figuren sind überdies ausgezeichnet besetzt; der schauspielerische Ausdruck hat auf mich ebenso nachträglich gewirkt, wie das ästhetisch kunstvoll gestaltete Bühnenbild. Deutlich zu kritisieren ist für mich allerdings die Länge des Stückes: auf nicht einmal der Hälfte der Zeit sollte der Plot zusammengeschnürt werden, erst dann würde ich mir dieses Stück (im Nachhinein) wirklich gerne ansehen. In der tatsächlichen Länge allerdings, ist in dieser Inszenierung „Ermüdung“ und „Langeweile“, als eine ebenso große Komponente wie die Kreativität, verwirklicht worden. Die zugrundeliegende Thematik hält nicht einmal genügend Konfliktpotenzial bereit um damit zwei Stunden zu füllen, nach knapp vieren allerdings, habe ich das Theater ermüdet und  auch enttäuscht verlassen. Schon vor Ende der ersten Hälfte ist Rands zentrales Plädoyer nämlich längst an seinem Ende angekommen. Dann erscheint es vielmehr wie für ein spießbürgerliches Publikum inszeniert, wenn dieses daraufhin in immer neuen Beziehungssituationen auf die Probe gestellt werden muss. Zum Ende hin, scheint die Inszenierung letztlich bemüht immer neue Dialoge zu produzieren, erinnert damit in seiner inhaltlichen Komplexität und Zähigkeit insgesamt aber fast schon an eine Soap. Schade, denn in ihren Einzelheiten ist die theatrale Umsetzung des Stoffs als eine glanzvolle Unterhaltung doch sehr gelungen.
Ira Wichert, Helene Lange Gymnasium, Jg. 12

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Der Objektivismus ist eine politische und philosophische Strömung, die dem libertären Freiheitsgedanken sehr nahe steht. Man könnte sie, Ayn Rand, eine Art Egoistin schimpfen. Immer nur an sich denken? Die Republikaner in den USA sind große Verfechter ihrer Ideen und huldigen ihr kultähnlich. Die in Russland geborene Philosophin meint, dass wir auf uns selber vertrauen müssen, den Sozialstaat abschaffen sollten und wir nur für uns selber verantwortlich sind. Das postuliert sie in ihren zwei großen Romanen „Atlas Shrugged“ und „The Fountainhead“.
Es geht um einen exmatrikulierten Architekturstudenten, der seinen Prinzipien immer treu bleibt, am Bild seiner Freunde wird uns klar gemacht, dass das alles schlimme Heuchler sind. So viel zur extrem langweiligen Geschichte des Stückes. Und irgendwie will man die Inszenierung lieben nach all diesen positiven Kritiken, mit diesem genialen Bühnenbild, aber irgendwie will mir dieses Stück nicht gefallen. Die Dialoge sind langweilig und holzig; das mag vielleicht an den ganzen eh halb-tauben Omas liegen, die mit ihren Hörhilfen nerven und sich lautstark über die Kritik im Abendblatt unterhalten, dass die Schauspieler lustlos wirken.
Und jeder Dialog ist eine komplette Quälerei. Alle sprechen ihren Text irgendwie anders als normale Menschen. Jens Harzer spricht wie immer, wie ein Gefühls-Roboter, dem man zwar gerne zuhört, der aber irgendwie zu viel Pathos hat, was hier aber schon passt.
Jörg Pohl – von dem ich ein bekennender Fan bin – probiert ein bisschen witzig zu sein, aber irgendwie will auch das nicht gelingen und seine hibbelige Art wird hier sehr schnell sehr anstrengend. Marina Galic kann man mit ihrem komischen Säuseln schwer ernst nehmen, wenn sie von ihrer Vergewaltigung erzählt, die sie ziemlich erotisch findet; ihre Trägheit, die fantastisch zum Handlungsreisenden passt, wirkt hier fehl am Platz.

Ayn Rand, die Autorin, wälzt sich sicher irgendwo im Grab, wenn sie hört, wie sie hier als Kalenderspruch-Model dienen muss.
Ich wälze mich für die ersten 2 Stunden, die sich anfühlen wie 10 Tage in meinem Stuhl, aber dann halte ich es nicht mehr aus und gehe...schade.
Dieses Stück kann einem sicher gefallen, wenn man mit dem Objektivismus nichts anfangen kann und man nicht weiß worum es geht. Es lohnt sich für die eigentlich ganz gute Inszenierung...
Paulo Sieweck, Corvey Gymnasium, Jg.10