Rezensionen zu
Immer
noch S
turm
Schulbotschafterinnen und Schulbotschafter verfassen regelmäßig Rezensionen
19. Januar 2013
Ich ging also ins Thalia Theater und schaute mir das Stück „Immer noch Sturm“ an, oder welches.
Da saß ich also, oder wo. Am Samstag den 19.01, oder wann.
Was wollte uns Peter Handke nun mit diesem Stück sagen?
Ist es ein Familiendrama? Eine Familientragödie?
Ein Biographischesdrama? Ein Drama der ewigen verlierenden?
Ein Volksdrama? Eine Volkstragödie?
Nur eins ist klar, die Schauspieler sind übernatürlich genial gewesen. Das Bühnenbild war super, der Glitzer, der von der Decke rieselte, ist einfach überragend gewesen. Die Schauspieler haben so viel Farbe in den Düsteren Hintergrund und Stück gebracht. Die Musiker und die musikalischen Einlagen haben wunderbar harmoniert mit den Dialogen und Monologen. Wenn ich jetzt Peter Handke, höre ich in meinem Kopf immer die Stimme der Schauspielers der den Erzähler und seine grandiose Erzählweise.
Während des Stückes hat man sich gefühlt als säße man auf einer Bank mitten auf der „Heidesteppe“ unter hinter einem dann die „Saualpe“. Dank den Schauspielern wurde uns eine eher zeitlose Zeit vermittelt. Man hat es gespürt wie der Wind immer stärker wurde, bis hin zum Sturm.
Die Herrenrasse, die alles eingedischt hat, die Schwaben, die Bösen. Sie wurden veräppelt, von Spät- wie Frühäpfeln.
Was gibt es schöneres als Obstbauer zu werden?
Ich hätte mir gerne gewünscht, dass die Pause 10 Minuten länger wäre. Aber nun gut nicht alles ist möglich oder doch.
Es blieben viele Fragen offen, ich weiß nur eins.
Immer noch Sturm.
Marlon H., Schülerbotschafter am Gymnasium Ohmoor (Jg. 10)
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19. Januar 2013
Das Theaterstück „Immer noch Sturm“, basierend auf der gleichnamigen Lektüre von Peter Handke, beschreibt das Leben Handkes‘ Vorfahren zu Zeiten des zweiten Weltkrieges. Das „Ich“ des Stückes, gespielt von Jens Harzer, welches, wie unschwer zu erkennen, Peter Handke verkörpert, sitzt auf einer Bank auf einer Heide während er beginnt, über seine Vorfahren zu erzählen, mit denen er kommuniziert und aktiv in einzelne Szenen dieser eingreift, obwohl er zeitlich gesehen noch nicht einmal geboren wurde.
Peter Handke stellt die Kriegszeit aus Sicht der Unterdrückten Kärntner Slowenen dar. Zwei Brüder seiner Mutter fallen im Krieg, der jüngste , Benjamin, zuerst. Und der dritte, der Obstbauer Gregor, der einäugige, beschließt 1941, sich den slowenischen Partisanen anzuschließen und somit in den Wäldern zu kämpfen.
Ein unglaublich gut umgesetztes Stück von Regisseur Dimiter Gotscheff, welches, trotzdem es nahe an der Lektüre gehalten ist, eine eigene, ganz besondere Atmosphäre erzeugt. Diese wird unter anderem von dauerhaft von der Decke rieselnden Blättern erzeugt, die das Gefühl eines Traums oder einer Vorstellung mit sich bringt. Wie passen diese Blätter in den inhaltlichen Zusammenhang? Stehen die langsam gleitenden Blätter für das zeitlose oder sogar gegenteilig gesehen für den Verlauf der Zeit? Oder stellen sie das Laub dar, welches in den Kampfgebieten der Partisanen, den Wäldern, von den Bäumen fällt? Hierbei gibt es sicherlich keine Grenzen der Interpretation, was das Stück noch unvergesslicher macht. Auch das Zusammenspiel von Monologen und Dialogen hat mir gefallen und die Art und Weise, wie sie in einander übergehen.
Die Schauspieler spielten ihre jeweiligen Rollen hervorragend und überzeugend. Besonders positiv hervorheben möchte ich den Hauptdarsteller und Protagonisten Jens Harzer als das Ich. Seine Monologe zwischen den Szenen wurden geprägt von einer unglaublich gut eingesetzten Dynamik in der Stimme, wodurch solche, doch recht langen Monologe, niemals auch nur ansatzweise eintönig wurden. Auch sehr charaktergetreu spielte Bibiana Beglau als Ursula, die Schwester der Mutter des Ichs. Diese schrie teilweise mit einer so lauten und machtvollen Stimme, dass sie Gänsehaut erzeugte. Kritisieren möchte Ich Hans Löw, der die Rolle des Valentin, dem zweitältesten Bruder der Mutter hatte. Seine Mimik und Gestik ging meiner Meinung nach teilweise leicht in die Überzeichnung, da die Vorlieben des Charakters, also das Vergnügen mit Mädchen beispielsweise zu sehr auf die Körperhaltung, die Gesichtsausdrücke und die Sprache übertragen wurde.
Geprägt wurde das Stück außerdem durch Live-Musik von Matthias Loibner und Sandy Lopicic. Die Musik wurde perfekt eingesetzt und erzeugte eine grandiose Spannung und Dramatik.
Empfehlen würde ich dieses Stück aufgrund der Länge von über vier Stunden, die eine gewisse Konzentration beansprucht, den teilweise vorhandenen komplexeren Szenen und dem benötigten historischem Hintergrundwissen Schülern ab der zehnten Klasse. Um das Stück gut zu verstehen, sollte man sich vorher ein wenig mit dem Autor Peter Handke selbst und seinem Werk „Immer noch Sturm“ befassen.
„Immer noch Sturm“ ist also auf jeden Fall sehenswert. Ein Stück voller Emotionen die für ein unvergesslichen Theaterbesuch sorgen. „Immer noch Sturm“ ist grandios. Meisterhaft.
Rezension von Torben B., Schülerbotschafter am Gymnasium Ohmoor (Jg. 10)