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Schulbotschafterinnen und Schulbotschafter verfassen regelmäßig Rezensionen

Ein Merkmal von schlechtem Journalismus ist das anfängliche Zitieren einer Person oder eines Theaterstückes..., aber trotzdem will ich das tun. „Let's move out. This is what we need – our house is the middle of the street.“ Dieser Mix beschreibt das Stück Auerhaus eigentlich sehr gut. Es geht um alles das, was Erwachsene als ihre beste Zeit betrachten, um die Jugend; um das, was man braucht – und um Suizid. Irgendeine Kleinstadt im Westen Deutschlands in den Achtzigern. Kein Bock und keine Perspektive. Und Frieder, der sich umzubringen versucht. Im Dorf stößt das eher auf Unverständnis - man weist ihn in die Psychatrie ein. Aber da das ewige Abhängen mit Verrückten nicht förderlich für die Gesundheit ist, darf er einziehen, einziehen ins Auerhaus. Das ehemalige Haus seines Großvaters. Mit ihm zusammen Höppner – sein, mehr oder weniger, bester Freund - , Vera, Pauline – eine Pyromanin – und der schwule Harry, der am Stuttgarter Bahnhof anschaffen geht, Grass verkauft und sein Coming-Out noch nicht hatte. Es geht um alles, was wichtig ist: Die erste Liebe, Drogen, Partys und darum, dass Elektrotechniker die Krone der handwerklichen Schöpfung sind. Nachdem meine Freundin mir so begeistert von dem Stück “Auerhaus” erzählt hatte und mir sagte, ich müsse es auch unbedingt sehen, weil es mich faszinieren würde, sind wir zusammen das Theaterstück angucken gegangen. Und meine Freundin hatte nicht zu viel versprochen.

Die Herangehensweise an die im Stück behandelten Themen finde ich sehr beeindruckend. Alles ist klar und deutlich dargestellt und doch sehr individuell interpretierbar. Das Auerhaus und der restliche schlichte Teil der Bühne regt die Fantasie jedes Zuschauers, davon gehe ich jedenfalls aus, an. Die Musik ist besonders gelungen, da sie durch ihre Modernität auch die Jüngeren unter den Zuschauern anspricht. Dadurch dass sie live gespielt wird, hat sie einen total mitreißenden Effekt auf den Zuschauer. Neben der Musik finde ich das Bühnenbild besonders gelungen, weil es so viel anders ist, als ich es aus anderen Theaterstücken gewohnt bin. Der Aufbau des Auerhauses und das Spiel der Schauspieler mit eben diesem, hat mir sehr viel Spaß beim Zugucken gebracht, da es unglaublich viel Bewegung hat. Das Theaterstück hat sehr viel Charme, stellt den jugendlichen Freiheitsdrang wunderbar dar und begeistert mich als Zuschauerin total. Hätte ich nochmal die Chance, würde ich auf jeden Fall ein weiteres Mal in das Theaterstück gehen!

Feline Rahel Mönke, Friedrich-Ebert-Gymnasium, Jg. 11

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Die ganze Inszenierung ist durch Musik geprägt. Auf der Bühne stehen ein Schlagzeug und drei Klaviaturen. Der Musiker, der lustigerweise auch Frieder heißt, singt uns immer wieder vor. Dies geschieht auf eine Art und Weise, bei der es scheint, als ob er improvisiert und alles nur halb abgesprochen wäre – was dem ganzen einen dilettantischen Look verpasst  (bitte nicht falsch verstehen, das ist ein Kompliment!). Die Schauspieler, die allesamt fantastisch sind, turnen auf dem Klettergerüst, welches das Auerhaus bildet, munter herum.

Das Stück ist wirklich super! Die Grenze der Geschmacklosigkeit, die beim Thema Suizid natürlich leicht zu überschreiten ist, wird immer wieder gekonnt gestreift, aber nie berührt. Durch den Wechsel aus Schauspiel und fantastischer Musikauswahl, ist man nie gelangweilt und fühlt sich auch als Jugendlicher nicht parodiert – ich will hier niemanden angucken, aber Jugendsprache heißt nicht ohne Grund so...

Ich möchte jedem Elternteil davon abraten, das mit dem eigenen Nachwuchs zu gucken. Nicht nur ist das Thema Suizid ein heikles, sondern auch Themen wie Prostitution und häusliche Gewalt sind zwar wichtig, aber mit seinen Eltern will man das nicht unbedingt sehen!
Weiter lässt sich nur sagen, das jeder, der um die Sechzehn und älter ist, sich dieses Stück angucken muss. Es ist schön gemacht, das Thema ist wichtig und für den nächsten Ohrwurm ist gesorgt. Herzhafte Lacher und nachdenkliche Momente geben sich hier auf eine ganz besondere Art die Hand, vor der man sich nur verneigen kann!

Paulo Sieweck, Corvey Gymnasium, Jg 10

  

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