Hanuma
ns Reise nach Loll
and Oder: Die unendliche R
eise der Migration.
Wie ist das Leben in einem Asylbewerberheim?
Mehr als eine ästhetische Frage scheint dies eine soziologische, gar eine ethnologische Frage zu sein.
Allerdings verwandelt die Inszenierung des Theaterstücks Reise nach Lolland das Leben der Asylbewerber in eine Überlebenskunst, welche stets von unseren Gefühlen begleiten wird.
Auch, wenn sich das ewige Warten auf eine Aufenthaltsgenehmigung als Fatalität, bzw. als unausweichliches Schicksal von Asylsuchenden erweist, gestalten sie selbst, Hanuman und Sid, das Leben, wie ziemlich viele andere Menschen auf dieser Welt. Das Leben, nicht nur von irregulären Migrierenden, lässt keinen Alltag zu. Es sind dagegen die Zusammenhänge von verschiedenen Erfahrungen, Risiken, Chancen, Missgeschicke, Träume und Unerwartetes, die das Leben bilden. In einem Wort: die Kontingenz; die Kontingenz des Lebens eines Menschen, der nicht weiss, ob sie/er dort bleiben wird, bleiben darf, wo sie/er sich gerade befinden oder, ob sich die Reise fortsetzen wird.
Jedem, der schon einmal migriert ist, ist dieses Gefühl vertraut.
Obwohl es hier nicht zu einer Widerlegung des Klischees kommt, die Figur des „Flüchtlings" als männlich wahrzunehmen, wird die transitorische Bedeutung des Lebens der Migrierenden in einer bemerkenswert menschlichen Art und Weise dargestellt. Asylsuchende sind keine sprachlosen Opfer, sondern Menschen mit allen guten, bösen, skurrilen und schmerzvollen Dimensionen ihres Lebens. Sie besitzen auch eine Tugend ‒ und dies, obwohl die Motivation dieser Tugend genau so unklar wie die Gründe ihrer Flucht bleiben; die Tugend besteht darin, kulturelle, religiöse, sprachliche, sexuelle, nationale Grenze zu überschreiten.
„Hanumans Reise nach Lolland“ ist ein Stück, welches die Kontingenz des Lebens in vielen ihrer Möglichkeiten zum Vorschein bringt. Doch diese Kontingenz (also die, nach N. Luhmann in der Soziologie so bezeichnete, prinzipielle Offenheit und Ungewissheit menschlicher Lebenserfahrungen, Anm. d. Red.) ist ein schwieriges Motiv, zumal für die Bühne, auch weil sie oft als Prekarität gilt.
Tania Mancheno schreibt zurzeit ihre Dissertation zum Thema „Die kulturelle Übersetzung: Ein Beitrag für die Multikulturalismusdebatte” an der Universität Hamburg am Institut für Politikwissenschaft. Im Rahmen der kritischen Migrationsforschung verfasste Mancheno das Arbeitspapier „Raum und Gewalt. Eine geo-ethnologische Analyse der Pariser Banlieues“ (2011). Sie ist Thalia Pfadfinderin der Generation IV.
Tania Mancheno