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„Anspruchsvolles Gedankentheater – Wunderbau gauklerische Momente“ - Hamburger Abendblatt
„Überwiegend späte Müller-Texte montiert Gotscheff für die Uraufführung im Thalia in der Gaußstraße zu einer erstaunlich spielfreudigen Collage. Die große Barbara Nüsse darf zunächst eine halbe Stunde lang "Mommsens Block" rezitieren. Denn auch dem großen Historiker Theodor Mommsen wurde das leere Blatt Papier zum Feind, als ihm das vierte Kapitel der "Römischen Geschichte" über den Verfall der Cäsaren nicht recht aus der Feder floss. Es gibt wenig Gruppenszenen. Dafür hat hier jeder der Thalia-Stars dieser vorzüglichen Besetzung seinen Soloauftritt. Und so unterschiedlich sie sind, sehenswert sind sie alle. [...] Es könnte sein, dass Dimiter Gotscheff mit seiner Kompromisslosigkeit, diesem konsequenten Verweigern jeder Anbiederung an sein Publikum der wahre Avantgardist des Theaters ist. Er propagiert ein Gedankentheater, das sich mit den Mitteln des Spiels gegen den monst-rösen Steinbruch des Müller-Textes behauptet und ihm in dieser Klassenzimmer-Versuchsanordnung Raum zum Atmen lässt. Gegen das Disparate der Textfragmente als Syndrom des Systems stemmt sich die Sehnsucht nach einem Zusammenhang. [...] Bei aller Düsternis der Themen Müllers: Tod als Gegenstand bürgerlicher Verdrängung in Zeiten des Kapitalismus, Fragwürdigkeit der Herrscherfiguren und Frage nach der utopischen Kraft des Theaters - Gotscheff und seinem Team gelingen wunderbar leichte, gaukle-rische Momente. Ein Theaterabend, wie es ihn selten gibt, der Lust auf die ernsthafte Ausei-nandersetzung mit einem Autor und seinen Themen weckt, die mit der Wende nichts von ihrer Gültigkeit verloren haben.“ - Hamburger Abendblatt
„Nun ist ja mittlerweile eine ganze Generation Theatergänger herangewachsen, die zu Heiner Müller überhaupt kein Verhältnis mehr hat. Aber auch die kann an Gotscheffs Inszenierung andocken. Durch den Witz, der die Sperrigkeit der Texte immer wieder durchbricht, verhindern Regisseur und Schauspieler, dass man sich wie in einem Textmausoleum vorkommt – sei es durch explodierende Tischfeuerwerke oder Sätze wie „Was Paprika für Gulasch ist, bist du für mich“.“ - Szene Hamburg
„Heiner Müller verleugnete den Tod nicht. Ganz im Gegenteil: Er steht im Zentrum seiner Überlegungen. Er wird ihm zum Ziel, zum Antrieb, zum Gegenpol, zum Vertrauten. Die Menschen werden klein angesichts des übermächtigen Beenders aller Aktivitäten. Das Eingezwängtsein des Menschen in etwas Undurchschaubares bleibt auch im Zentrum aller Szenen, die Gotscheff zu Ehren Heiner Müllers zusammenstellte. Gotscheff setzt mit seinem Abend einen unzeitgemäßen Kontrapunkt gegen die hektische Eventkultur, die von Zeit zu Zeit auch in das Theater einfällt, und findet so eine angemessene Form für die ebenso aus der Zeit gefallenen Texte Müllers.“ - hamburgtheater.de
„Statt die Individualität der einzelnen Darsteller und ihrer Textpassagen einem "Regiewillen" zu opfern, gibt Gotscheff dieser Andersartigkeit nicht bloß Raum, sondern arbeitet sie heraus. Dafür achtet er darauf, dass alle Monologe nahezu gleich lang sind, sodass die herkömmliche Unterscheidung von Haupt- und Nebendarsteller ihren Sinn verliert. Auf diese Weise holt die Inszenierung über das Spiel ein, was sie als "Inhalt" verweigert. Dafür hat sie gute Gründe, denn alles andere hieße, exakt die Machtstruktur zu reproduzieren, die Müller als Quelle von Gewalt thematisiert. Im Gegenzug verschafft sie sich die Möglichkeit, unter widrigen historischen Bedingungen zu arbeiten, kreativ zu sein.“ - nachtkritik.de
„Die Schauspieler waren durchweg auf einen ganz hohen Niveau und da merkt man auch die Qualität von Dimiter Gotscheff, wirklich diese Texte zu erarbeiten und sie auch verständlich zu machen, verständlich durch das Spiel und durch den präzisen Umgang mit der Sprache.Je länger man zuhört, desto mehr fasziniert diese Wiederbegegnung mit der 1995 abge-rochenen Arbeit an der Müllerschen Weltenformel. Das Museum weckt die Sehnsucht nach einem Müller von heute, nicht auszudenken, wie er Finanzkrise, Globalisierung und EU-Krise in seinen Texten verarbeiten würde.“ - Deutschlandradio