Chic
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Feuer+ Wasser = Elemente
 
Schwarz und weiß, Freude und Trauer, Mann und Frau… so könnte das ewig weitergehen, aber am Ende bleiben nicht die Unterschiede, sondern das, was sie sind; Farbe, Gefühl, Geschlecht oder auch Element.
So jedenfalls geschieht es im Klassenzimmerstück „Chica, Chica“.
Imra, Türkin und Kopftuchträgerin, die noch nie einen Jungen geküsst hat und stolz ist auf ihren Glauben, der sie sich frei fühlen lässt. Auf der anderen Seite Tess, blond, naiv und anscheinend nicht viel im Kopf außer ihrem Freund, laute Handymusik und Sex. Stereotypen, die ein Gegensatzpaar darstellen: verbohrte Türkin versus freizügige Deutsche. Beide können sich anfangs nicht leiden, lernen einander kennen und finden schließlich zu sich selbst und zueinander. Am Ende des Stückes sind sie Freundinnen und erkennen, dass sie eigentlich beide gleich sind, eben zwei junge Mädchen.
Während Tess sich über ihren ausbeuterischen Freund und ihre sie verachtende Mutter auslässt, berichtet Imra über ihre Mobbing-Erfahrungen, die sie an ihrer alten Schule durch das Kopftuchtragen erlebte. Sie hören einander zu und fangen an zu lachen, zu toben und Musik zu hören und zu singen.
Eine wunderschöne Teenagergeschichte, zwei Menschen, die so unterschiedlich scheinen und sich trotzdem vertragen können. Ein gelungenes Stück zur Unterstützung der Schulpädagogik und des multikulturellen Verständnisses.
Aber trotzdem stört mich der Gedanke, Klischees extrem zugespitzt und in typische Muster eingebettet präsentiert zu bekommen. Sind die Türkinnen wirklich immer brav und die Deutschen gottlos und naiv?
Ich denke, dass die Realität nicht so einfach pauschalisierbar ist. Doch gerade in der Verwendung von Stereotypen wird deutlich, dass wir Zuspitzungen anscheinend brauchen, um Menschen und unsere Umwelt zu kategorisieren. Dass Tess dabei mehr ist als nur ein leichtes Mädchen, wird im Laufe des Stückes klar, genauso wie sich das wahre Gesicht erst unter Imras Kopftuch verbirgt. Die Erkennung der eigentlichen Charaktere erfolgt am Schluss und ist schließlich nicht mehr auf eine Haarfarbe, Herkunft oder ein Stück Stoff reduzierbar.

Leyla Yenirce