Der A
ttent
äter

Klänge und Aroma

 

4 – 3 – 5, das sind die letzten Zeichen des Abends, die ich noch verstehen werde. Sie flattern auf einer weißen Fahne, die zum Auftakt herein getragen wird, zusätzlich geziert von chinesischen Schriftzeichen.
Lin Zhaohuas Inszenierung „Der Attentäter“ erzählt vom Jahr 435 vor Christus in China, eine Zeit in der Yu Rang bei allen Attentaten auf den Herrscher scheitern wird.

Bildgewaltig inszeniert Regisseur Lin Zhaohua wieder einmal, Tempo kommt durch vier junge Schauspieler in die Inszenierung, sie wirken heutig, machen Witze, spielen schnell. Experimentelle Klangeinwürfe (Musik: Tan Dun) bieten immer wieder abwechslungsreiche Sounds, von Didgeridoo artig bis fremde Klägen, die an quietschende Luftballons erinnern, dazu verzerrte Stimmen aus dem Off.

Gelegentlich verliert die Bildgewalt ihren Spannungsbogen, Schauspieler räumen schnell ein Requisit beiseite, warten auf der Bühne, bis sie wieder dran sind, die Körpersprache ist oft behäbig.
Wirklich unmittelbar wird der Moment, als der Herrscher mit bloßen Händen eine Wassermelone aufschlägt und genüsslich in das tropfende Stück Fleisch beißt. Der Duft der Frucht schwebt in den Publikumsraum.
Gerne würde ich nach China reisen und dort ein Stück Wassermelone essen. Plan gefasst. Vielleicht wird es ja was, im anstehenden Jahr der Wasserschlange…
Unangefochten großartig ist die Tatsache, das ich in Hamburg im Theater sitze und um mich herum eine Vielzahl des Chinesisch mächtigen Menschen, die hier ein Stück in ihrer Sprache erleben können. Mehr davon!

Nicola Scherer