Ein Blick von a
ußen. Eröffnungsr
ede von Liao Yiwu

Liao Yiwu, der fast außerhalb von allem lebt.

 

„Ich schwanke auf die Weltbühne.“ Wegen einer technischen Störung musste Liao Yiwu den Satz drei Mal wiederholen. So fing die Eröffnungsrede des chinesischen Dichters an, ohne Begrüßung. Er wirkte verwirrt, aber doch wusste er, was er dort alleine auf der Bühne spricht.
Mit ruhiger Stimme hat Liao Yiwu seine Fluchtsgeschichte erzählt. 2012 floh er vor einer Gefängnisstrafe nach Deutschland. Ohne Familie, ohne Heimat lebt er seitdem in Berlin und hält überall auf der Welt Reden über seine Erlebnisse in China und seine Meinung über die Regierung. Ein Blick von außen sei schon immer wichtig für die Lessingtage, auch für Europa, so Joachim Lux, als Emigrant habe Liao Yiwu nicht nur einen Blick von außen, er scheine fast außerhalb von allem zu sein. Darum ist er zur Eröffnungsrede der Lessingtage eingeladen worden.
Mit einer faszinierenden und experimentellen Musik-Performance beendeten Liao Yiwu gemeinsam mit zwei weiteren Musikern die Eröffnung der Lessingtage 2013. Der Klang aus traditionellen, chinesischen Musikinstrumenten wirkte wie Weinen, wie Schreien, wie Verzweifeln, Ausdruck eines tiefsten Heimwehs, das nicht gestillt werden kann.


Yu Chen