Vergesst Deutschla
nd. Eine patriot
ische Rede. Von N
avid Kermani

Was ist ein Held ohne Menschenliebe?

 

Was hat das Zwickauer Trio mit der Figur Philotas von Lessings Trauerspiel aus dem Jahr 1759 zu tun? Sie verbindet die Abkehr vom gewöhnlichen Leben, die Neigung zum Heldentum und die Bereitschaft, das eigene Leben für Ideale aufzugeben.

Doch da drängt sich die offen bleibende Frage Aridäus‘ an Philotas auf: Was ist ein Held ohne Menschenliebe? In seiner Rede zum Auftakt der Lessingtage spricht Navid Kermani über den Umgang mit dem Fremden, dem viele Menschen zunächst feindlich oder ablehnend gegenüber stehen. Dies vergleicht er mit Fussballfans, die im Rausche des Enthusiasmus für die eigene Mannschaft grundsätzlich Fouls und Fehlentscheidungen dem Gegner anlasten. Die Überwindung derartigen Ethnozentrismus‘ ist ein zentrales Thema in seiner Rede. Dabei macht er uns auf die Gefahr der Überhöhung der kollektiven Wahrheit aufmerksam, welche „immun gegen jegliche individuelle Erfahrung und Einsicht“ ist.

Philotas hielt an seinen Standpunkt fest und lässt sich deshalb auf Aldidäus‘ Einwände nicht ein. Für ihn steht der Krieg zwischen seinem Vater und Aldidäus im Vordergrund und er vergisst dabei das Leid und den Verlust, den der Krieg unweigerlich mit sich bringt.

Das Verhalten Philotas‘ - fest an etwas zu glauben und keine anderen Möglichkeiten in Betracht zu ziehen - wird mit der Reaktion der Medien auf den Fall des Zwickauer Trios verglichen. Fest geglaubt hatte man an eine „schwer durchdringbare Parallelwelt der Türken, die die Killer schützt“.

Nach Lessing sollten wir dem Fremden mit Respekt begegnen und es nicht als eine
Bedrohung, sondern als eine Bereicherung zur eigenen Kultur sehen und wertschätzen. Gleichzeitig propagieren sowohl Lessing als auch Kermani anhand der genannten Beispiele die Unerbittlichkeit gegen das Eigene. Von der großen Welt kehrt Navid Kermani in seine eigene Welt zurück und fragt sich selbst, was er an der Stelle Nathans auf die Anrede des Sultans „Tritt näher, Jude“ geantwortet hätte. Er würde immer noch darauf beharren, dass er ein Mensch sei und kein Ausländer, Iraner oder Muslim.

Navid Kermani liebt Deutschland, besonders seine kulturelle Vielfalt, die große Bandbreite der unterschiedlichsten Lebensentwürfe, die durch das ehemals Fremde erst ermöglicht wurden.

Über diese Rede kann ich nicht mehr viel schreiben, weil sie für sich selbst spricht.
Phuong Phan


Phuong Phan