Three Kingd
oms - Sex, drugs a
nd the Beatles

 

London. Eine Frau treibt kopflos durch den Fluss der Stadt. Sie ist auf brutalste Art mit einer unscharfen Säge enthauptet worden. Die Leiche wird von einem Mann in mit schwarzer Schürze und schwarzem Humor begutachtet. Ein junger Mann, zu jung um die Beatles zu verehren, gerät unter Verdacht und wird in einem kalten, von Neonröhren grell erleuchteten Raum- dem Bühnenbild-verhört, mit Brüllen und energiegeladene Gesten wie in der Serie Tatort. 

Doch die Spuren führen die zwei ermittelnden Briten ausgerechnet nach Deutschland, wo der Münchner Komissar sie empfängt und sogleich in die dortige Porno-Szene einführt, denn die Ermordete war Prostituierte und hat sich keine Freunde gemacht. Hier beginnt der schmutzige und stinkende Lauf der Kriminalgeschichte, deren Handlung schnell im Sumpf der Kaltblütigkeit und Bestialität versinkt, so dass der so korrekte Brite zum Spielball der europaweiten Machenschaften dieser Branche wird und schließlich am nördlichsten und östlichsten Ort landet, an dem er je war: In Tallinn.

Kontraste bestimmen das Programm auf der Bühne, die drückend und kalt wirkt. Spannung generierende Musik, die wie im Fernseh-Krimi die Dramatik des Geschehens unterstreicht, wird durch humorvolle Szenen abgelöst. Die kulturellen Barrieren zwischen den Briten und Deutschen sowie den Esten lockern die angespannte Stimmung auf und werden zu einem unterhaltsamen Sprachen-Spiel. Wir folgen der russischen, estnischen und englischen Sprache, der durch die Übersetzung auf einer Digitalanzeige jeder mühelos folgen kann.

Die Komik der drei überforderten Kommissare, die in die bizarre Welt der Pornoproduzenten eintauchen, wird durch die abstoßende Verhaltensweise der Osteuropäer gegenüber Frauen, die diese bespucken, gewaltsam zu Boden werfen und demütigen, fast erstickt. Somit hat es die Leichtigkeit der Ermittler schwer, sich gegen den Ekel und die Abscheu, gegen die Gefühle, die beim Zuschauen ausgelöst werden, durchzusetzen.

Der enorme Körpereinsatz und die Ausdrucksstärke der Sprachenvielfalt machen das Stück des britischen Autors Simon Stephens, bei dem Grenzen überschritten und verwischt werden, zu einem wahrlich eindringlichen Ereignis und tollen Auftakt zum internationalen Festival!


Viktoria Bauer