Pressestim
men zu Der Raub der S
abinerinnen

„Was passiert, wenn man ein harmlos-fröhliches Lustspiel, das auch schon Willy Millowitsch gerne spielte, in die Hände des derzeit angesagtesten Regisseurs der Republik legt? Nun, Herbert Fritsch hat ganze Arbeit geleistet: „Der Raub der Sabinerinnen“ ist das verrückteste Stück, das es in Hamburg zu sehen gibt.“ - Hamburger Morgenpost

 

„Eine sämtliche Geschmacksgrenzen herrlich missachtende Inszenierung! […] Auf die Blödsinnsattacken von Schwank und Schmiere wird mit Spaßpatronen aus allen Depots ober- und unterhalb der Gürtellinie zweieinhalb pausenlose Stunden mit voller Lustfeuerkraft zurückgeschossen.“ - Der Standard

 

„Diese Inszenierung ist der Hammer, jagt mit Karacho durch Kalauer und krasse Komik bis die Schauspieler erschöpft und die Zuschauer überrumpelt sind. Nix hehre Bühnenkunst oder intellektueller Tiefsinn. Hier ist der Irrsinn ausgebrochen, ganz real. Die Schauspieler tragen Haarhelme aus Plastik oder ausgestopfte Kleidung, sie springen, purzeln oder hüpfen über die Bühne. Man verrenkt, verläuft, verzettelt sich, macht Salto, Schlusssprung oder Spagat, rennt gegen Wände, wird von einem Papagei verfolgt oder lässt sich auf ein riesiges rotes Sofa katapultieren. Denn hinter dem Sofa steht ein Trampolin. So wird der Bürgersalon zur Gummizelle. Mit Regisseur Herbert Fritsch hat man einen theatralisch genügend Durchgeknallten engagiert, der das gesamte Theater entfesselt und zum Brüllen bringt. Ist das noch Dada oder schon gaga? [...] Karin Neuhäuser ist der Star, inmitten eines glänzenden Ensembles. Sie schmeichelt und gurrt, sie leidet und fiebert, sie ist ganz große Tragödin und hintertriebene Komödiantin. Die schwäbisch schwätzende Striesin und die stolze Römertragödie, die sie dem Professor abschwatzt - schon dieser Gegensatz enthält genügend Komik für einen Abend. Und immer dann, wenn die Striesin pathetisch wird, wenn es um das Wahre in der Kunst geht, wenn sie Gollwitz (Matthias Leja) erklärt, dass die Schmiere ein Platz sei, "wo auf wenigen Quadratmetern mehr Hingebung verlangt wird, als Sie es sich in Ihrem bürgerlichen Leben überhaupt vorstellen können", erreicht Neuhäuser jene Erhabenheit, die große Komik vom Lächerlichen trennt.“ - Hamburger Abendblatt

 

„Vor allem aber erfüllt Jörg Pohl hier ein Übersoll. Er verwandelt den gefallenen Sohn Emil Sterneck mit präzisem Slapstick zu einem Chaplin für die Generation Dummschwatz. Leider sprang er in seiner Wahnsinnsenergie am Ende neben das Trampolin, brach sich das Bein an, und wird nun zunächst von Fritsch ersetzt, der mit 60 Jahren vermutlich nicht mehr mitspringt – aber dafür endlich wieder die explosive Quelle von all diesem rasenden Schwachsinn offenbaren darf: sich selbst. Die Schwäche seiner Methode, dass Hysterie auch mal eine Zigarettenpause braucht, damit sie danach wieder konzentriert zündet, bläut ihm an diesem Abend Karin Neuhäuser ein, indem sie das Tempo boykottiert. Als die Striese, die Theaterdirektorin ohne Qualitätsanspruch, zieht Neuhäuser alle Register eher traditioneller Bühnensatire, und sorgt damit für einen dynamischen Rhythmus, den man immer dort bald vermisst, wo nur Speed-Geblödel aufeinander folgt.“ - Süddeutsche Zeitung

 

„Mit seiner sechsten Regiearbeit in diesem Jahr läuft Fritsch zur Höchstform auf. Die sprichwörtliche Bananenschale braucht einer wie er nicht, um auf ihr auszurutschen. Kaum vorstellbar, dass sich nach den Sabinerinnen noch eine dramatische Vorlage findet, die so sehr dem Wesen seiner Vorstellung von Theater entspricht. Hier lacht er seinen Kritikern geradeswegs ins Gesicht. Und apropos Niveau: Man kann das albern finden oder schlichtweg platt. Man kann es aber auch sehen wie Fritschs Alter Ego Striese: „S’ war des roinschde Blech, aber des Theadr war drodzdem bumsdiggevoll.““ - Die Zeit

 

„Die "Raub"-Fabel zum Sofa ist ein absolut logischer Albtraum - sie handelt vom Kleinstadt-Professor, der schlecht bezahlt Religion unterrichtet und sich vom durchreisenden Theater-Striese als Dramatiker entdeckt sieht; ein paar Tage lang schwebt er mit dieser Jugendsünde zwischen Himmel und Hölle, purer Lust und blankem Horror. Drum herum intrigiert eine Familie voll unausgelebter Sexualitäten, samt theatervernarrter Haushälterin und hyperaktiv-rammelsüchtigem Kakadu. Fritsch betont die Zwanghaftigkeiten dieser Familienaufstellung, und mit ihnen zelebriert er zwei Lehrstunden unter dem Motto: Wie funktionieren Pointen? Und: wie nicht.“ - Deutschlandfunk

 

„Fritsch pfeift auf den Spannungsbogen der Geschichte. Mal erzählt er detailverliebt, mal hektisch, mal langatmig. Er wechselt ständig das Tempo. Er dreht den Zuschauer durch einen visuellen Fleischwolf, schafft furiose Gleichzeitigkeiten und flirrendes Durcheinander. Er fordert und überfordert, reizt und überreizt das Publikum. Es ist ein Abend ohne Fokus und ohne Moral, irgendwo zwischen Groteske und Kasperletheater. Ein Abend, der in seiner ganzen lebendigen Unruhe das Theater, die Schauspieler und die Kunst an sich feiert und nicht einmal beim Schlussapplaus zur Ruhe kommt. Warum auch? Das Theater geht schließlich weiter.“ - Der Tagesspiegel

 

„Zu Beginn des zweieinhalbstündigen Abends merkt man den Darstellern noch die Scheu an, mit dieser Art Theater vors Publikum zu treten, doch einmal freigespielt, lassen sie die Zügel schießen: Kein Kaulauer wird ausgelassen, und die Stimmen werden ebenso überstrapaziert wie die Gelenke. Unterm Strich ist das zwar ohne tiefere Bedeutung, aber beileibe nicht sinnfrei, weil es das eigene Tun und Lassen hinterfragt: Im Schwank, wie er im Thalia über die Bühne geht, ist die Trennung zwischen Haupt- und Nebenrollen obsolet, und vom Zwang zur höheren Bedeutung befreit, dürfen die Spieler zeigen, was sie können. Das müssen sie aber auch, um hinter den Kollegen nicht zu verschwinden. So darf ein jeder nach Herzenslust brillieren, und das Schöne an dem praktizierten Ensemblegedanken ist, dass jeder der beteiligten Spieler das Zeug dazu hat. Theater, das spielend seine Mittel überprüft – das ist eine Art Leitmotiv des Abends und findet seinen Höhepunkt im Umgang mit dem Stück im Stück. Der Premiere von "Der Raub der Sabinerinnen" voraus geht eine Probe, zu der sich die Darsteller in römischen Gewändern versammeln. So frappierend wie die Virtuosität, mit der sie diese Szene spielen, ist die Veränderung der Bühne: Weißes Licht flammt auf, und aus dem Schnürboden senken sich (teils mit lautem Knall) fünf Scheinwerferbrücken, Gesteinsbrocken und ein bemalter Prospekt mit einer Landschaft, die von Schwaden aus Nebelwerfern umhüllt wird. Aufgefahren wird die gesamte Maschinerie, die dem Theater zur Verfügung steht, um etwas vorzutäuschen, was realiter nicht vorhanden ist. Die Premiere von Gollwitz’ Machwerk droht trotz des Aufwandes zu scheitern, und nach dem ersten Akt ist der Autor derart deprimiert, dass er sich das Leben nehmen will. Auch im zweiten Akt reiht sich Panne an Panne, und dass nach dem dritten die Leute jubeln, liegt daran, dass Strieses Mann vortäuscht, was nicht da ist, und ihnen das Stück als Parodie verkauft. Auf solche Taschenspielertricks lässt sich Herbert Fritsch nicht ein, und statt etwas vorzutäuschen, hält sich seine Inszenierung ausschließlich an das, was da ist. Und das bereitet nicht nur ziemlich viel Spaß, sondern ist auch noch ziemlich wahr.“ - Nachtkritik

 

„Im Peinlichen fühlt sich der Theatermacher Herbert Fritsch pudelwohl. Es kann ihm gar nicht weit genug reichen. Je schriller, desto besser. Mit Brachialgewalt versucht er, das unter Pointen-Dauerbeschuss stehende beziehungsweise sitzende Publikum zum Lachen zu bringen.“ - Welt

 

„Um Striesin/Neuhäuser herum tänzelt das übrige Ensemble in rauschender Endlos-Choreografie. Matthias Lejas (Gollwitz) als von Eitelkeit und Angst zerrissener Dramenautor, Viktoria Trautmannsdorff, Cathérine Seifert und Marina Galic als wunderbar hysterisches Damentrio des Hauses Gollwitz, das herumkullernde Dienstmädchen Rosa (brillant: Gabriela Maria Schmeide). Als sportlicher Gag wirkt ein hinter dem Supersofa installiertes Trampolin, das himmelhohe Posen ermöglicht, Lacher garantiert.“ - Spiegel Online

 

„„Alte Klamotten sind jetzt wieder groß im Kommen“, behauptet die Komödiantin Striese einmal und durch sie ihr Regisseur Herbert Fritsch: „Ist praktisch die neue Avantgarde!“ Wenn sich die beiden da mal nicht täuschen.“ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

 

„Und es passier tatsächlich das Unmögliche. In einer Szene, in der alle vorne an der Rampe stehen und als unbeschreiblich lächerlicher Haufen unter der Leitung ihrer hervorragenden Theaterdirektorin Striese (Karin Neuhäuser) die Ankunft der mit Schrecken erwarteten Römer proben sollen, bricht eben diese anarchistische Albernheit zum Publikum durch, und zwar, das ist eben typisch für Albernheit, ohne sinnvolles Stichwort. [...] Es ist das Dauerfeuer von Blödsinn, was einen mürbe macht und schließlich einknicken lässt. Man lacht nicht über Pointen. Diese Sorte Gelächter hat überhaupt wenig mit den Verstand zu tun, wohl aber mit Kontrollverlust.“ - Frankfurter Allgemeine Zeitung am Sonntag