Probentagebuch "Integrier mich, Baby"

Der Trend geht zum Zumbakurs!

Als Spätgeborener weiß ich um die „Trends“ und Moden der letzten Jahre zumeist aus Erzählungen. (Wenngleich mir der Yoga-Wahn meiner Mutter in den 90ern durchaus als eigene Erfahrung anzurechnen ist.) Also, wenn ich die Vergangenheit richtig konstruiere, so gab es:

• In den 80ern: den Vokuhila. Aerobic und das Fitnessstudio (natürlich gibt es das alles auch noch heute, aber wir betrachten hier ja die Boom-Phase)

• In den 90ern: Handy und Playstation, Big Brother und das Arschgeweih, den Last-Minute-Urlaub, Take that und die Spice Girls

• In den Nuller-Jahren: den Euro, Harry Potter und Ghetto-Rap.

Und wenn Sie nun zur Avantgarde jener gehören möchten, die den Trend der nächsten Jahre begründet, hören Sie auf meinen Rat; ich verfüge da nämlich zweifelsohne über den richtigen Riecher für derlei Populärangelegenheiten. Multikulturelle Integrationskurse.

Jaha, werden Sie jetzt sagen, so eine voraussehbare Voraussage war doch zu erwarten. Da kann ich nur entgegenschleudern: stellen Sie sich doch nicht gegen den Zeitgeist, schwimmen Sie mit und nicht gegen den Strom. Sie können es sich zwar noch nicht so recht vorstellen, aber: in schon wenigen Jahren wird, das prophezeie ich kraft meiner Gabe, man die Bewunderung der Kolleginnen und Kollegen nicht länger durch einen gestählten Körper, der sich täglich mühsam in die Muckibude, oder im Falle der Damen: in den Zumba-Kurs schleppt, gewinnen, sondern dadurch, dass man wie selbstverständlich mit dem Asiaten vom Imbiss in dessen Muttersprache parliert, während er die Nudeln im Wok schwenkt. Wenn Sie daran zweifeln, das sage ich Ihnen, werden Sie schon bald die Nachsicht haben, wenn Ihnen Herr/ Frau Krause aus der PR-Abteilung den Rang abläuft.


Ron Mieczkowski