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„Die neu verglaste Front im Thalia in der Gaußstraße leuchtet einladend. […] Drinnen auf der Bühne herrschen Angst, Schock und Tod. Denn Sandra Strunz' vorwiegend illustrativ bleibendes Erzähltheater nach Don DeLillos Roman handelt von der äußeren und inneren Zerstörung, die der Terrorangriff auf die Zwillingstürme 2001 angerichtet hat. Der Widerspruch zwischen der frischen Hauspolitur und dem gespielten Gefühlschaos wird zum eigentlichen Irritationsmoment des Abends: Was immer passiert, Menschen versuchen nach überstandener Katastrophe weiterzuleben, als ob nichts geschehen wäre. Was bliebe ihnen sonst übrig?“ - Hamburger Abendblatt

 

„Die in den letzten neun Monaten umgebaute und modernisierte Studiobühne in der Gaußstraße startet mit „Falling Man“ nach dem Roman von Don DeLillo über den Schockzustand Amerikas nach 9/11. Der Titel evoziert bereits die Bilder der an der Fassade der Bürotürme hinabstürzenden Menschen. Wie dramatisiert man nun also einen 300-Seiten-Roman für einen zweistündigen Theaterabend? […] Zum Glück verzichtet das Bühnenbild ganz auf naheliegende Codes, etwa die Streifen der Bürotürme, das Gerippe nach dem Einsturz oder was an abgedroschener Betroffenheitsdebilität noch möglich wäre. Lediglich das Dach der Bühne […] erinnert von fern an eine stürzende Häuserfront , die in der nächsten Sekunde alle auf der Bühne erschlagen wird. Als da wären, der Überlebende von 9/11, Keith, seine Ex-Frau, deren Mutter, ihr Liebhaber, die Affäre von Keith und vor allem Rumsey – er hat nicht überlebt und geistert nun umso beharrlicher im Leben von Keith herum.“ […] Der Tote, Rumsey, so ein Kumpeltyp, sehr gut gespielt von Daniel Lommatzsch, in dieser locker federnden Laufschuh -, Sportsfreund – Blödigkeit, wie man sie nur durch die Kombination von Gerätetraining und Bürojob herstellen kann. […] Die Traumatisierten im Stück spielen Poker, um sich vor einer totalen Vergesslichkeit, einem Identitätsverlust wie bei Alzheimer, zu schützen. […] Aber sie müssen auch vergessen, um überhaupt weiterleben zu können. Sie ringen mit ihren Erinnerungen. Wem gehört die Deutungshoheit über ihre Erlebnisse, wer etabliert eine geeignete Sprache, wessen Geschichte wird erzählt? […] Sie sind gefangen in einem andauernden Jetzt, vergleichbar dem „Falling Man“, der in unseren Erinnerungen immer fällt und niemals am Boden aufschlägt. Denn davon gibt es kein Bild.“ - Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

 

„Ist in Don DeLillios Roman über den Anschlag auf das World Trade Center der „Fallende Mann“ noch eine vieldeutige Metapher, erscheint er auf der Bühne des Thalia als eindeutiges Symbol für den Niedergang der USA. Sandra Strunz und ihr Ensemble deuten „Falling Man“ in ihrer Bühnenbearbeitung prononciert politisch. Die provozierende These wird durch die episodenreiche Handlung plausibel begründet. […] Barbara Nüsse gelingt das Porträt einer älteren Amerikanerin, die es ablehnt, sich mit den Motiven der Terroristen auseinanderzusetzen. Sie wirkt selbstgerecht und borniert.“ - Die Tageszeitung

 

„Mit der Uraufführung von „Falling Man“ nach dem Roman von Don DeLillo sind gestern Abend in Hamburg die 2. Internationalen Lessingtage eröffnet worden. […] Es gibt einige bestürzend intensive Momente. […] Der Film läuft von allein vor dem inneren Auge ab: Wenn ein Hemd in einer Dachluke hängt. Oder – kopfüber – ein Mann: Falling Man.“ - NDR Kultur

 

„Es war keine Straße mehr, sondern eine Welt, Zeit und Raum aus fallender Asche und nahezu Nacht.“ Mit dem starken ersten Satz des Romans, gesprochen von einer Stimme aus dem Off, beginnt auch die Inszenierung von „Falling Man“. Im Mittelpunkt steht der New Yorker Geschäftsmann Keith, der sich bei den Terroranschlägen am 11. September 2001 aus den brennenden Türmen rettet und traumatisiert zu seiner Ex-Frau zurückkehrt. […] „Es ist eine extrem private Geschichte, die zugleich das Zerbröckeln einer Nation darstellt. Die gigantische Großmacht, das Imperium USA, wird in seinem Zerfall beschrieben“, hatte Sandra Strunz vorab erklärt. […] Konsequent und richtig ist die Entscheidung für ein schlichtes Bühnenbild. Keine Videos, keine Bilder sind zu sehen von einschlagenden Flugzeugen und einstürzenden Türmen. Das Ereignis an sich sei bereits so medien – und bildlastig gewesen, „es gibt kaum etwas Vergleichbares, was sich so in das kollektive Gedächtnis der Menschen gebrannt hat“, sagt Strunz.“ - Harburger Anzeigen und Nachrichten