Atropa. Die R
ache des Fri
edens

Atropa kommuniziert!

 

Der junge Regisseur Antú Romero Nunes weiß mit seinem Publikum zu kommunizieren. Wie so üblich in der Gaußstraße, ist der Zuschauer im Raum sehr nah am Schauspieler und der Handlung dran. Diese Nähe schafft ein waches Bewusstsein. Eine neue Art des Sehens und eine andere Art der Kommunikation.
Beim Betreten des Theaterraums laufe ich beinahe in die falsche Richtung. Auf beiden Seiten des Raumes stehen Stühle aufgereiht. Im ersten Augenblick entsteht der Eindruck, es handle sich um einen Spiegel. Erst nach einem bewussten Hinsehen erkenne ich, dass die Seiten unterschiedlich aufgebaut sind. Alle vier Schauspieler sitzen bereits im Raum und beobachten das Publikum, wie sie auch von diesem zurück beobachtet werden. Sobald es im Zuschauerraum still wird, stehen die Schauspieler auf und treten hervor. Das Schauspiel beginnt, damit auch die Interaktion. Die Darsteller treten häufig aus ihrer Rolle und nehmen die Rolle des Schauspielers an. Sie erzählen von Iphigenie, Klytämnestra, Agamemnon und Helena, aber teilen sich auch als Schauspieler mit. Einer der Darsteller, Julian Greis, erzählt davon, nicht gut mit falschen Tränen umgehen zu können. Daniel Lommatzsch spricht über das Gefühl und dem Umgang mit der Nacktheit. André Szymanski bricht die Szene ab, weil ihm die Musik zu manipulativ ist. Rafael Stachowiak stellt direkte Fragen an das Publikum. Der Moment der Mitteilung wird irgendwann automatisch erwartet. Das Stück lebt. Die Inszenierung stellt eine kritische Auseinandersetzung mit den Themen Rechtfertigung von Krieg, Kriegsverherrlichung, Schuldzuweisung, Frieden durch Gewalt und Verfolgen von überholten Traditionen dar. Die Themen werden bei mir nur im Hinterkopf reflektiert. Es ist doch mehr die Inszenierung, die in ihrer eigenen Sprache spricht. Raum, Licht und Maske wirken sehr eigenartig und fremd auf mich. Ich habe das Gefühl, in einer Sciencefiction-Welt gelandet zu sein. Drei der Figuren sind Frauen, aber sie unterscheiden sich mit ihren Glatzen und weiß bemalten Gesichtern kein bisschen von dem ebenso aussehenden Mann. Diese grotesken Bilder prägen sich tief ins Gedächtnis ein. Es ist eine außergewöhnliche und empfehlenswerte Inszenierung, dargestellt von vier sehr unterschiedlich guten Schauspielern. Das Publikum war verwirrt und begeistert zugleich!


Mozhgan Rabbany